Weil es um den Zufall des Lebens geht
Helga Köcher
Helga Köcher ist mit dem Radio aufgewachsen. Das, was kommt, aufnehmen, in Kontext stellen und weiterverarbeiten ist ihr Motto. Ö1 ergänze und widerspiegle ihr Leben auditiv, sagt Köcher, die noch mit Hausmusik aufgewachsen ist.
27. April 2017, 15:40
Ich habe einen unüblichen Zugang zu Medien: Ich habe kein Handy und keinen Fernseher, ich höre nur Ö1 und ich bin den ganzen Tag online. Ö1 läuft fast immer. Wenn mich etwas sehr interessiert, lass' ich den Computer und mache etwas anderes. Selten, dass ich einfach sitze und nur höre. Ich höre Ö1, wenn es mir gut geht. Wenn ich überlastet bin oder ein bisschen krank, merke ich, dass es mir zu viel ist, Radio zu hören. Ö1 flächendeckend hören zu können, ist Indiz für mich, ob ich ganz fit bin.
Klassische Musik und bildende Kunst, damit bin ich aufgewachsen. Kokoschka war mein Großonkel. Ich hab seit meiner Kindheit gemalt - und gehört. Musik war immer eine Quelle der Bereicherung, Beglückung. Ich habe lange Zeit mit meiner Familie in Niederösterreich gelebt. Da ist noch Hausmusik gemacht worden. Klassische Musik in Ö1 ruft eine Fülle von Erinnerungen und Assoziationen in mir wach. Oft dirigiere ich auch mit, bei Symphonischem, weil mich das so ergreift, dass ich nicht sitzen bleiben kann! Zeitgenössische Musik höre ich lieber im Konzert, im Radio kommt sie nicht so rüber, möglicherweise braucht zeitgenössische Musik mehr das Sehen.
Warum ich Radio und weniger CDs höre? Weil es mir um den Zufall des Lebens geht. Das, was kommt, aufnehmen, in Kontext stellen, weiterverarbeiten... So arbeite ich ja auch in meinem Netzwerk. Radio ergänzt und widerspiegelt mein Leben auditiv. In den letzten Monaten höre ich weniger Journale, obwohl ich ein sehr politischer Mensch bin. Das hat mit der politischen Gesamtlage zu tun. Dafür höre ich mehr Feuilletonistisches, was mir Informationen und Einblick in verschiedene Strukturen gibt: "Radiokolleg", "Dimensionen", "Salzburger Nachtstudio", "Im Gespräch"... Ich schätze daran die Genauigkeit, die Differenziertheit, die vielen Facetten.
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Lukas Beck