Drei Journalistinnen und ihre Vorhersagen

Prognose 2008

So viel ist sicher: Das Jahr 2008 bringt neue Präsidenten in den USA und in Russland, und der Ölpreis wird steigen. Es ist schon Tradition, in der Sendung "Im Gespräch" zu Jahresbeginn Prognosen zu erstellen.

Über die Terrorismusgefahr 2008

Michael Kerbler hat zum Jahresbeginn - das ist schon Tradition - drei Journalistinnen nach ihrer Prognose für 2008 gefragt: die "Standard"-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid, die "Kurier"-Kolumnistin Anneliese Rohrer und die RTL-Chefreporterin Antonia Rados.

Das Jahr 2008 bringt neue Oberhäupter in den USA und in Russland, und der Ölpreis wird steigen. So viel ist sicher. Im Iran gibt es, nach den Parlamentswahlen, möglicherweise Veränderungen im Machtgefüge. Israelis und Palästinenser werden - vielleicht - in Verhandlungen treten. Die EU prognostiziert niedrige Wachstumserwartungen, und in Österreich wird da und dort gewählt. Der Grazer Gemeinderatswahlkampf gibt jetzt schon den möglichen Ton für die Landtagswahlkämpfe in NÖ und Tirol an, und wir werden an das Jahr 1938 erinnert.

Graz läutet das Gedenkjahr ein

Michael Kerbler: In Graz bedient zurzeit die FPÖ die Ängste und macht einen Wahlkampf, wo Unterprivilegierte oder Menschen, die eben Angst haben, noch in ihrer Angst bestärkt werden. Wenn das, was jetzt in Graz im Gemeinderatswahlkampf passiert, eine Ouvertüre ist zu den Wahlkämpfen, die wir sonst noch haben werden - Niederösterreich Anfang März, Tirol im Herbst - was heißt das für die großen Themen im Land für dieses Jahr 2008?
Anneliese Rohrer: Na wahrscheinlich noch mehr Stagnation. Graz ist ein Beispiel dafür. Es gibt die Probleme, nur die gab's auch schon in den 90er Jahren. Und mit Hilfe von uns Journalisten - ich nehm' mich da mit ein - gelang es der Politik diese Probleme Jahre lang zu ignorieren oder nicht zu lösen, bis halt dann auf dem rechten Rand das explodiert ist. Genauso wie in Paris. Graz ist sicher, wenn das so weiter geht, ein Vorbote davon. Und da sind wir bei der politischen Korrektheit: Wir wollen diese Probleme nicht sehen, weil wir fürchten, das spielt dann nur der Frau Winter in die Hände, daher rühren wir's gar nicht an. Das ist sicher der falsche Zugang, entspricht aber einer - das seh' ich in Österreich als wirkliches Problem - einer undynamischen Haltung, Probleme zu lösen. Also dieses "pro-aktive", um ein Neuwort zu verwenden, das ist uns ja in Österreich sowas von fremd. Ich warte darauf, ob sich das irgendwann einmal noch ändert. Wir machen ja lieber so: Nix hören, nix sehen, nix regen, wird schon wieder vorüber gehen. Wird nicht! Wie Graz zeigt, denn Graz hat diese Probleme seit den 90er Jahren.

Das Jahr 2008 im Vergleich zum Jahresbeginn 2007. Optimistischer?
Anneliese Rohrer: Aber Herr Kerbler! Am 14. Jänner 2007, drei Tage nach Bildung der neuen Regierung, da waren wir doch alle noch guter Hoffnung! Das können wir heute nicht mehr sein. Wir haben doch noch geglaubt: große Koalition, großes Projekt. Ein Jahr später können wir diesen Glauben nicht mehr verbreiten.

Alexandra Föderl-Schmid: Ich schließe mich an, vollinhaltlich, und füge noch hinzu: Ich glaub, man kann auch die dunklen Gewitterwolken am Konjunkturhimmel einfach nicht ignorieren. Also die Aussichten für dieses Jahr sind einfach viel düsterer.

Entscheidet sich, ob es ein gutes oder ein schlechtes Jahr ist, wie Amerika wählt?
Antonia Rados: Absolut. Die immer noch einzige Supermacht auf der Welt, unangefochten und deshalb sehr, sehr wichtig für alle, auch für die Europäer. Wenn ich mir etwas Besseres wünschen darf für 2008, dann ist das vor allem ein besserer Journalismus. Und dass ich im Lotto gewinne.

Hör-Tipp
Im Gespräch, Donnerstag, 17. Jänner 2008, 21:01 Uhr

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