Eine kabarettistische Sprechstunde

"Nebenwirkungen" von Peter und Teutscher

"Eingriff ist die beste Verteidigung" oder "Patientenflüsterer"? Die zwei Medizinbrüder Peter und Teutscher beschäftigen sich in ihrem neuen Programm mit jenen Themen, die Ärzte nur unter vorgehaltenem Mundschutz besprechen.

So einen Doktor findet man selten...

Das Kabarett-Duo Peter & Teutscher widmet sich in seinem aktuellen Programm einem besonders heimtückischen Thema: den Nebenwirkungen. Und diese unerwünschten Begleiterscheinungen orten die beiden nicht nur im medizinischen Bereich. "Nehmen wir zum Beispiel die nahende Fußball-EM. Positive Wirkung: Wir dürfen endlich mitspielen. Die Nebenwirkung: Alle schauen dabei zu."

Schließlich gehen Peter und Teutscher sogar so weit, dass sie sich selber jeweils als Nebenwirkung des anderen bezeichnen. Zunächst aber widmen sie sich in ihrer kabarettistischen Sprechstunde der Frage: Wie viel Medizin, also wie viele der weißen, gelben, rosafarbenen oder blauen Pulverln verträgt ein Mensch? Frau Amalie Kratochwill, bekannt schon aus früheren Programmen des Duos, immer noch rüstige 81 und der Archetyp der renitenten Patientin, kennt die Antwort. Sie nimmt die ihr verschriebenen Tabletten prinzipiell nicht ein, sondern hortet sie lieber in ihrem "Notfallbeutel". Und Tabletten gegen zu hohe Blutfettwerte streut sie sich gleich fein gerieben aufs Schmalzbrot.

FürLösungen sind die Chemiker zuständig

Seit 12 Jahren treten Peter & Teutscher nun schon gemeinsam auf. Nicht alle, aber doch sehr viele ihrer mittlerweile zehn Programme fallen in die von ihnen selbst kreierte Kategorie "Medizin-Kabarett". Woran krankt das Gesundheitswesen? Warum misstrauen Patient und Arzt einander? Warum sind Beipackzettel immer so winzig klein bedruckt? Und warum muss man ein Meister der Origami-Kunst sein, um sie nach der Lektüre wieder zusammengefaltet in der Medikamenten-Schachtel unterzubringen. Das sind die Themen, die auch in den "Nebenwirkungen" abgehandelt werden.

Lösungen haben Peter und Teutscher allerdings keine anzubieten. "Lösungen", scherzt Norbert Peter, "die überlassen wir den Chemikern. Wir halten dem Publikum lieber einen Spiegel vor." Und ab und zu stimmen Peter & Teutscher auch noch ein Lied zum Thema an.

Kabarett als Therapie
"Ich bin richtiger Arzt" erfährt man dann von Ronny Teutscher im Interview, "Arzt für Allgemeinmedizin. In Wirklichkeit ist der Norbert Peter mein Patient. Ich dachte, die beste Therapie für ihn ist es, sein Leben psychodramamäßig aufzuarbeiten."

"Und ich habe die ersten Patienten vom Teutscher kennengelernt" kontert Peter "und ich hab gedacht: Nimm ihn sofort weg von den Menschen, stell ihn auf die Bühne, wo die Leute alle weit genug von ihm weg sind."

Den medizinischen Alltag seziert
Peter und Teutscher treten nicht nur auf diversen Kleinkunstbühnen auf, sie wagen sich auch vor Fachpublikum, halten Vorträge bei Ärzte-Kongressen und auf Gesundheitsmessen. Zum Beispiel zum Thema "Kommunikation in der Arzt-Patienten-Beziehung." Schließlich ist Norbert Peter Magister der Kommunikationswissenschaft und Dr. Ronny Teutscher schreibt auch für das Fachblatt "Ärztewoche" eine regelmäßige Satire-Kolumne. Titel - wenig erstaunlich - "Nebenwirkungen".

Im gleichnamigen Bühnenprogramm seziert das Humor-Gespann nicht nur den medizinischen Alltag, sondern wirft auch kühne Blicke in die Zukunft. Beim Versuch, nächtens ein Packerl Zigaretten aus dem Automaten zu holen, muss ein Nikotin-Junkie zuerst seine e-card vorweisen und wird dann im wahrsten Sinn des Wortes auf Herz und Nieren geprüft. Blutabnahme, Harnprobe, Prostata-Untersuchung - der Zigarettenautomat kennt keine Gnade.

Da sehnt man sich doch gleich wieder nach dem guten alten Patientenflüsterer, nach einem Mediziner aus Fleisch und Blut. "Es gibt auch Leute die haben Flöhe und werden sie nicht los. So ist es auch mit der Beziehung Arzt und Patient. Sie wollen einander nicht, aber sie sind füreinander bestimmt."

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 20. Jänner 2008, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Schwechater Satirefestival , 23. Jänner bis 29. Februar 2008, Theater Forum Schwechat,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (20 Prozent).

Links
Peter und Teutscher
Schwechater Satirefestival
kabarett.at
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