Neoliberalismus - Teil 3
Die Instabilität der Finanzmärkte
Der Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems nach der Ölkrise 1973 führte in den meisten westlichen Ländern zu einem Abbau nationaler Investitionsbeschränkungen. Damit ging auch ein Bündel an Veränderungen in den Arbeitswelten einher.
8. April 2017, 21:58
Der Zusammenbruch des Bretton Woods-Systems nach der Ölkrise 1973 führte in den meisten westlichen Ländern zu einem Abbau nationaler Investitionsbeschränkungen.
Unternehmen strukturierten um, sie veränderten sich, um für internationale Investoren attraktiv zu werden. Gewinne wurden zunehmend kurzfristig an der Börse und weniger langfristig in der Realwirtschaft gemacht. Damit ging auch ein Bündel an Veränderungen in den Arbeitswelten einher. Denn ein langfristiges stetig gutes Arbeiten ist nicht mehr Garant für Karriereerfolg. Gefragt sind Flexibilität, Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit.
Panik am Markt
Heute beträgt das globale Volumen der Finanztransaktionen laut Wirtschaftsforschungsinstitut 3.300 Billionen US Dollar im Jahr oder 13.100 Milliarden US Dollar pro Handelstag. Auch der Hintergrund der Geldgeschäfte hat sich stark geändert. Das Volumen von Devisengeschäften ist fast 70 Mal höher als das Volumen des Handels mit Gütern und Dienstleistungen.
Is Keynes back?
Vor einer Rezession fürchten sich die USA nach der Finanzkrise im Sommer 2007. Ängste und Befürchtungen bringen das Gleichgewicht ins Schwanken. Einige Banken gingen bankrott. Viele kleine Kreditinstitute mussten schließen.
Aber die wirklichen Verlierer waren die privaten Haushalte, die ihre lebenslangen Ersparnisse einbüßten. Die US Notenbank FED hat seit Mitte September den Zinssatz auf drei Prozent von zuvor 5,25 Prozent gesenkt. Damit soll eine Rezession verhindert werden. Dieses fast keynsianistische, also staatsinterventionistische Eingreifen ins Marktgeschehen, ist erstaunlich.
Tobin heißt heute Transaktion
Über die Regulation der Finanzmärkte wird dieser Tage viel diskutiert. Die 1972 von James Tobin vorgeschlagene Tobinsteuer ist fast jedem ein Begriff. Heute wird sie Transaktionssteuer genannt und soll nicht nur für Devisen, sondern für alle Arten von Finanzströmen gelten.
Eine solche Steuer hätte den Zweck die kurzfristigen und spekulativen Transaktionen einzudämmen, denn diese würden durch die Steuer teurer, und Finanzströme weg vom Finanzmarkt hin zur Realwirtschaft zu lenken.
Alle tot
John Maynard Keynes, Friedrich August von Hayek, Milton Friedmann und James Tobin sind tot. Die eindeutigen und einfachen Lösungen gibt es nicht (mehr). Der Glaube an die prinzipielle Effizienz des Marktes ist erschüttert. Ebenso wie die Überzeugung, es gäbe keinen Zielkonflikt zwischen maximaler Effizienz und gerechter Verteilung. Die Differenzierung erobert die Wirtschaftswissenschaften.
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Radiokolleg, Montag, 25. Februar bis Donnerstag, 28. Februar 2008, 9:05 Uhr