Die Provinz Nova Scotia

Kanadas Atlantic Playground

Der Atlantik prägt die Landschaft, die Vegetation und das Leben in Nova Scotia. Für das oft unwirtliche Wetter werden Reisende in Neu-Schottland mit atemberaubenden Landschaften, imposanten Naturschauspielen und kulinarischen Leckerbissen entschädigt.

Es ist 11:00 Uhr vormittags in Halls Harbour, einem Fischerdorf an der Bay of Fundy. Vom Atlantik tuckern langsam Fischerboote in den geschützten Hafen. An Bord stehen jeweils mehrere blaue Plastiktonnen, bis oben hin gefüllt mit Hummern. Die Schalentiere mit den großen Scheren sind das wichtigste Exportgut von Nova Scotia, erklärt Jeff Mills, einer der Fischer. Nur wenige Monate im Jahr ist es ihm und seinen Kollegen erlaubt, Hummer zu fangen. Die Regierung der kleinen kanadischen Atlantikprovinz versucht auf diese Weise, die Tiere vor Überfischung zu schützen.

Land der Fischer, Land der Hummer

Die Hummerfischer der Bay of Fundy haben im Gegensatz zu ihren Fischerkollegen an der Ostseite der Provinz eine weitere Schwierigkeit zu meistern: Sie müssen ihren Arbeitsbeginn täglich den Gezeiten anpassen. Die besondere Lage und geologische Beschaffenheit der Bay of Fundy, die sich zwischen den kanadischen Provinzen Nova Scotia und New Brunswick erstreckt, hat zur Folge, dass sich der Wasserspiegel hier zwischen Ebbe und Flut so stark hebt und senkt wie nirgendwo sonst auf der Erde. Die hölzernen Stege von Halls Harbour sind für die Fischer daher nur bei Flut erreichbar.

Bis zu 21 Meter Tidenhub

Der extreme Tidenhub in der Fundy-Bucht bringt ein weiteres Naturschauspiel mit sich, das auch weit im Landesinneren von Neu-Schottland zu beobachten ist. Bei Flut dreht sich die Fließrichtung mancher Flüsse der Provinz um. Eine Flutwelle wälzt sich dann im Flussbett des Shubenacadie oder des Stewiacke flussaufwärts. Findige Unternehmer nutzen das Phänomen mittlerweile für touristische Zwecke. In Schlauchbooten führen sie abenteuerlustige Reisende durch die mäandernden Flüsse und "reiten" in ihren Schlauchbooten auf der Flutwelle, der tidal bore.

Leuchtturm mit Postamt

Hummerfang ist auch der wichtigste Wirtschaftsfaktor der zahlreichen Fischerdörfer rund um die St. Margarets Bay an der Ostküste von Nova Scotia. Der auf einem Felsen errichtete Leuchtturm von Peggys Cove gilt als das Wahrzeichen der Region. Heute beherbergt er das kleinste Postamt Kanadas. Während draußen oft meterhohe Wellen gegen den weißen Turm donnern, stempelt im winzigen Innenraum eine Postbeamtin unbeeindruckt Briefe und Postkarten.

Zahllose kugelförmige Felsen prägen die karge Landschaft rund um das malerische Fischerdorf. 1998 wurde die idyllische Gegend abrupt und schmerzvoll aus ihrer Lethargie gerissen. Ein Passagierflugzeug der Swissair stürzte nur wenige Kilometer vor der zerklüfteten Küste in den Atlantik. Wochenlange Sucharbeiten mit Hubschraubern und Militär folgten der Katastrophe. Ein in Stein gehauenes Denkmal erinnert heute an die Opfer des Absturzes. Das Unglück hat die Gegend und die Menschen hier nachhaltig verändert, erzählt Carole MacInnis, die mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen direkt am Meer fünf kleine Cottages errichtet hat und diese an Reisende vermietet.

Heute ist die Gegend ein Eldorado für Naturfreunde. Wanderwege führen durch die bizarre Landschaft. Mit dem Kajak lassen sich die zahllosen labyrinthartigen Buchten und die vielen menschenleeren Inseln auch vom Wasser aus erkunden. Mit etwas Glück trifft man beim Paddeln auf Seehunde oder Delfine, manchmal sogar auf Wale, die sich gerne in den kühlen planktonreichen Gewässern aufhalten.

Ökonomisches und kulturelles Zentrum

Halifax ist die einzige Großstadt von Nova Scotia. Das natürliche Hafenbecken gilt als eines der größten der Welt. Die Hafenstadt ist nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung für Neu-Schottland und ganz Kanada, auf den hölzernen Piers betraten Hunderttausende europäische Einwanderer erstmals kanadischen Boden.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 9. August 2009, 10:06 Uhr