Der Irak - Teil 2

Von Faisal II zu Saddam Hussein

Heute stehen 158.000 US-Soldaten im Irak, nach dem Ersten Weltkrieg waren es 420.000 britische Soldaten. 1920 ließ sich Großbritannien vom Völkerbund das Mandat über den Irak erteilen. Der Irak war in seiner jüngsten Geschichte selten selbstbestimmt.

Heute stehen 158.000 US-Soldaten im Irak, nach dem Ersten Weltkrieg waren es 420.000 britische Soldaten. 1920 fühlte sich Großbritannien sicher genug, um sich vom Völkerbund das Mandat über den Irak erteilen zu lassen. Die Grenzen des irakischen Staates wurden von selbst ernannten Nahostexperten willkürlich gezogen.

Auf der Konferenz in San Remo 1920 wurde des weiteren Groß-Syrien in Syrien, Libanon und Palästina dreigeteilt. Für die Araber ein klarer Verrat der Großmächte, hatte man ihnen doch als Dank für Ihre Unterstützung im Kampf gegen das Osmanische Reich einen arabischen Staat versprochen. Ein bis heute nachwirkendes Trauma.

König Faisal

Im August 1920 lehnten sich Sunniten und Schiiten gemeinsam gegen die britischen Besatzer auf. London ging zu einer indirekten Herrschaft über und installierte 1921 den Haschemiten-Sproß Faisal, der bereits in Damaskus ein Königreich Arabien ausgerufen hatte, aber von den Franzosen vertrieben worden war, als König des Irak.

Zwischen 1948 und 1958 wechselten 20 Regierungen im Amt. Kommunistische Gewerkschaften wurden verboten, immer wieder erschütterten Streiks, Aufstände und Attentate das Land. 1958 wurde der den Briten verpflichtete König Faisal II. vom putschenden Militär erschossen.

Die Baath Partei

1959 ist die Kommunistische Partei am Höhepunkt der Macht. Im selben Jahr schlägt ein Attentatsversuch der Baath Partei auf den Staatspräsidenten Quasim, dessen Herrschaft als Diktatur empfunden wurde, fehl. Unter den Attentätern befand sich ein gewisser Saddam Hussein.

1963 übernimmt die Baath Partei nach einem Putsch erstmals die Macht, es folgt ein brutaler Rachfeldzug gegen die Kommunistische Partei. 1968 übernahm die Baath Partei schließlich vollständig die Macht im Lande, womit der Irak für den Westen verloren ging.

Saddam Hussein

1979 kam Saddam Hussein an die Macht, im Jahr darauf erklärte er dem Iran den Krieg. Bei einem Sieg wäre der Irak zur vorherrschenden Macht der in der Region geworden und hätte die Politik der arabischen Staaten diktiert. 20 Millionen Iraker gegen 50 Millionen Iraner. Dieser Krieg war nicht zu gewinnen, er geriet zum Anfang vom Ende von Saddam Hussein. Bei Kriegsende 1988 war insgesamt eine Million Tote zu beklagen, die Grenzen bleiben unverändert.

1991 bezwingen alliierte Truppen unter US-Führung den Irak nach der Okkupation Kuwaits. Die "Operation Wüstensturm" führt zur Kapitulation, aber keineswegs zur Ablöse Saddam Husseins. Zu groß war die Angst der Amerikaner, der Irak könnte nach dem Vorbild Iran zu einem islamischen Gottesstaat werden.

Verborgenes Rüstungsprogramm

Im August 1995 fliehen zwei Schwiegersöhne Saddam Husseins nach Amman und enthüllen ein bis dato verborgenes Rüstungsprogramm chemischer und biologischer Waffen. Ihre Informationen verhalfen den Waffeninspektoren der UNO-Sonderkommission zu spektakulären Funden, vertieften aber zugleich die Widersprüche im Sicherheitsrat. Frankreich, Russland und China verweigerten sich einem militärischen Vorgehen, Saddam Hussein versprach diesen Regierungen lukrative Geschäfte, wenn das Embargo erst einmal gefallen sei.

Die Invasion des Irak

Heute wissen wir, dass der Irak um die Jahrtausendwende nicht mehr über Massenvernichtungswaffen verfügte und auch nie Atomwaffen besessen hatte. Die dazu vorgebrachten Beweise stellten sich als gefälscht heraus.

Warum Saddam Hussein nicht kooperiert hat, wenn doch keine Massenvernichtungswaffen mehr vorhanden waren, der Grund für die Sanktionen somit weggefallen war, bleibt eine spannende Frage. War alles bloß eine Frage der Ehre? Musste Saddam Hussein vor den arabischen Bruderstaaten sein Gesicht wahren oder bedienen wir mit dieser Vorstellung bloß überholte Klischees vom Wesen der Orientalen?

Am 19. März 2003 begann die amerikanische Invasion des Irak. Die USA haben fünf Jahre nach Kriegsbeginn 158.000 Soldaten im Irak stationiert. Offiziellen Angaben zufolge verschlingt der Krieg im Irak 400 Millionen Dollar. Pro Tag.

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Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 17. März bis Donnerstag, 20. März 2008, 9:30 Uhr