Unmittelbares musikalisches Kommunizieren
Musik lernen
Musikalische Sozialisation von Kindern und Jugendlichen beschränkt sich zunehmend auf den Konsum eines kleinen Ausschnittes populärer Musik. Die Sprache der Musik zu verstehen und mit anderen zu teilen ist dennoch für viele Menschen wichtig.
8. April 2017, 21:58
Ruth Schneidewind über musikalisches Lernen
Das Erlernen von Musik ist verbunden mit dem Akzeptieren von vorgegebenen Normen und traditionellen Werten. Dabei ist Musik und Musikmachen mehr als nur ein Kulturgut: Musik kann beruhigend wirken, aufwühlen, Emotionen wie Wut, Freude oder Trauer ausdrücken. Summen im Alltag beispielsweise kann Stress kompensieren. In ständigen Wiederholungen liegt auch eine Form der Meditation.
Sobald jemand die Stimme zum Singen erhebt, erhält er Aufmerksamkeit und es entsteht Irritation. Das Beherrschen oder Nicht-Beherrschen der Gesangskunst ist dabei ein wichtiger Faktor und schreckt viele vom Singen im Alltag ab.
Musikschullehrer
"Schönes" Singen oder das "richtige" Musizieren mit einem Instrument sind mit großem Leistungsdruck und Wissen über musikalische Regelwerke verbunden. Eine methodisch, didaktische Begabung ist für den Beruf Musikschullehrer also unumgänglich.
Um unterrichten zu können ist es notwendig, eine pädagogische Ausbildung abgeschlossen zu haben. Das Studium heißt Instrumental- und Gesangspädagogik - kurz IGP. Konzert- und Orchestererfahrung sind darüber hinaus gefragt.
Elektronische-musikalische Früherziehung
Im Indoorspielplatz Albert-Sever-Saal der Wiener Kinderfreunde in Wien Ottakring gibt es das Angebot der "elektronischen musikalischen Früherziehung". Einige Computer, ein Theremin Vox und anderes elektronisches Gerät werden innerhalb von kurzer Zeit von den Kindern erobert. Schrei-Tiraden und Kommunikation über Mikrofon - unmittelbares musikalisches Kommunizieren also. Kindergartenkinder, Privatgäste, Kinder aus sonderpädagogischen Zentren oder Flüchtlingsheimen sind die Tagesgäste des Albert Sever Saals.
"Die Kinder sind ausgelassen und verlassen den Indoor-Spielplatz entspannter nach dem Tanzen und Schreien", diesen Satz hört der Pädagogische Leiter des Indoor-Spielplatzes Roman Kostruch immer wieder von Kinderbetreuerinnen und -betreuern.
Elementare Musikerziehung
An der Wiener Musikuniversität wird "Elementare Musikerziehung" seit mehr als 25 Jahren gelehrt. Elementares Musizieren soll eigenständiges musikalisches Handeln ermöglichen. Wichtig ist der Prozess des Entdeckens von Musik: Über die Stimme und Bewegung nähern sich Kinder aber auch Erwachsene einem Thema an und diskutieren die Übersetzung in Musik.
Ruth Schneidewind, sie unterrichtet Elementare Musikpädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, bietet den Schülerinnen und Schülern zum Musizieren ihre selbstkomponierten Lieder an. Diese sind in der Arbeit mit Kindern entstanden. Die Musikschülerinnen und -schüler bringen aber auch Eigenkompositionen in den Unterricht mit oder entwickeln Stücke im Unterricht.
Alternative Konzepte wie die Elementare Musikerzeihung fließen laut Ruth Scheidewind kaum in den Musik-Unterricht in Schulen ein, weil diese im Unterschied zu traditionellen Formen der Musikerziehung kaum über ein Notensystem bewertbar sind.
Links
Albert-Sever-Saal
Kinderfreunde
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 7. April bis Donnerstag, 10. April 2008, 9:45 Uhr