Der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner
Absurder Steuersatz für absurde Einkommen
Der Ex-Politiker des Liberalen Forums und Chef eines großen Bauunternehmens ist einer der wohlhabendsten Österreicher. Dennoch fordert er höhere Steuern für Supergagen. Bis zu 80 Prozent Spitzensteuersatz für Superverdiener hält er für angemessen.
8. April 2017, 21:58
Geduld ist seine Stärke nicht, Entschleunigung ein Fremdwort. Dafür wird ihm Entscheidungsfreudigkeit und gutes Gespür für ein lohnendes Geschäft nachgesagt. Da muss einer schon früh aufstehen. Hans Peter Haselsteiners Arbeitstag für die STRABAG beginnt - wie auch vor dreißig Jahren – frühmorgens. In den Jahren 1994 bis 2000 stellte Haselsteiner alle operativen Funktionen im Baukonzern zur Verfügung. Er zog für das Liberale Forum (LIF) in den Nationalrat ein und wurde stellvertretender Klubobmann. Er war bemüht, die finanziell angeschlagene Partei zu sanieren.
Heute ist er wieder zurück beim Baukonzern und gebietet über rund 60.000 Mitarbeiter. Das Geschäftsjahr 2007 hat eine Bauleistung von gut 11 Milliarden Euro erbracht. Kürzlich wurde mit dem neuen Miteigentümer Oleg Deripaska das Tor nach Russland geöffnet. Erklärtes Ziel ist es, Europas Nummer 1 zu werden.
Michael Kerbler: Wann, Herr Hasensteiner, ist man wirklich reich?
Hans Peter Hasensteiner: Ich glaube, man ist dann reich, wenn man mehr verdient, als man auszugeben gedenkt oder als man Bedürfnis hat auszugeben. Wenn einfach was übrig bleibt, dann glaub ich, kann sich die Person als reich bezeichnen. Insbesondere dann, wenn das gesichert ist. In absoluten Maßstäben weiß ich nicht, wo Reichtum beginnt, ich muss allerdings auch sagen, das mich das wenig interessiert. Ich persönlich habe das Privileg, dass ich seit vielen Jahren diese Grenze überschritten habe. Ich verdiene mehr als ich auszugeben gedenke. Ich spare daher, oder häufe Vermögen an - je nachdem, wie Sie das ausdrücken wollen. Ja, das ist eben eine Tatsache... Wie das definiert wird, muss wohl jeder Einzelne für sich entscheiden.
Der Finanzminister muss allerdings einen Plafond einziehen, wo er sagt, ab einem gewissen Niveau gilt der höchste Steuersatz. Sind diese 50.000 Euro, die Sozialminister Buchinger in einer Diskussion genannt hat, überhaupt noch eine vernünftige Bemessungsgrundlage? Müsste man nicht unterscheiden zwischen 50.000 Euro, 500.000 Euro und fünf Millionen Euro Jahreseinkommen?
Naja, also da müssen wir zwei Dinge auseinanderhalten. Das eine ist: Wann beginnt der höchste Steuersatz? Wie ist er gestaffelt? Und wie hoch ist er? Wenn mein Vorschlag aufgenommen würde, dass der Steuersatz ja über 50 Prozent beträgt, dann wird dieser Betrag wohl bei einer Million liegen müssen.
Sie haben damals 80 Prozent genannt.
Naja, 80 Prozent, das war ein absurder Steuersatz für absurde Einkommen. Dabei bleib ich. Also 80 Prozent könnten es ohne weiteres sein ab fünf Millionen, oder ab drei Millionen vielleicht. Ich würde aber auch glauben, dass ab 50 Millionen 95 Prozent gelten können. Und dann sind halt die letzten zehn Millionen vom Herrn Wedekind - und das war ja das Beispiel mit einem Jahreseinkommen von 60 Millionen -, der Herr Wedekind hätte dann von den letzten zehn Millionen seines Einkommens nur mehr 500.000 netto. Das wird er verschmerzen, wenn die 50 Millionen vorher entsprechend sanfter besteuert werden. Es bleibt auf jeden Fall ein zig-Millionen-Betrag an Nettoeinkommen übrig für ein Jahr. Und wie Sie sagen, ist das glaub ich vollkommen ausreichend auch für die Spitzenverdiener, auch für einen Spitzenmanager. Eine Million im Monat! Ja? Also was soll's denn noch sein?