Die musikalische Ader des kroatischen Nationaltrainers
Der flammende Wahnsinn
Kaum ist mit dem Songcontest ein europäisches Spektakel verklungen, steht mit der Euro08 das nächste bevor. Weil außergewöhnliche Umstände ebensolche Maßnahmen verlangen, hat der kroatische Trainer nun zum Mikrofon gegriffen - als Missing Link beider Ereignisse.
8. April 2017, 21:58
Slaven Bilic, ehemaliger kroatischer Fußballer und seit 2006 Trainer der kroatischen Fußballnationalmannschaft, und in Kroatien zum Mann des Jahres gekürt, ist ein Mann mit vielen Talenten.
Bilic hat Jus studiert und beherrscht angeblich mehrere Fremdsprachen. Sein Image als Fußballspieler hat sehr gelitten, als er bei der EM 1996 einen am Boden liegenden Gegenspieler mit dem Fuß getreten hat. Doch insgesamt war er als Spieler sehr erfolgreich und jetzt als Trainer ist er in Kroatien zu einer Art Kultfigur geworden. Das hat auch seinen harten "Ausrutscher" in Vergessenheit geraten lassen.
Mit noch nicht 40 Jahren wurde er 2007 zum zweitbesten Nationaltrainer der Welt gewählt. Doch zu seinen Begabungen zählt auch die Musik. Bilic spielt Gitarre in einer Rockband namens Rawbau.
Fußball und Musik - eine Symbiose
Musik spielt im Fußball eine nicht unwesentliche Rolle, nicht nur wegen der die Euro08 begleitenden Musikprogramme in den Austragungsstädten. Die Schlachtgesänge sind integraler Bestandteil des Fantums. Zum Repertoire gehören mehr und mehr populäre Fußballhymnen, die gerne auch von den national beliebtesten Musikerinnen und Musikern gespielt werden.
So gesehen war nichts logischer, als die Hymne der kroatischen Fußballgemeinde von ihrem charismatischen Anführer, dem Nationaltrainer Slaven Bilić, schreiben und singen zu lassen.
"Der Song beschreibt auf ideale Art und Weise die untrennbare Verbindung zwischen dem Fußballplatz und der Publikumstribüne. Ich selbst bin sehr zufrieden und ich hoffe, dass der Song nicht nur in Kroatien sondern auch in der ganzen Welt anerkannt wird. Das ist ein Supersong!", so rührte Bilic die Werbetrommel für seine Fanhymne "Vatreno ludilo" - auf Deutsch "Flammender Wahnsinn".
Erinnerung an glorreiche Zeiten
Mit rockigen Tönen singt Bilic von Zeiten, in denen er selbst noch aktiv gespielt hat und erinnert an die bislang erfolgreichste Teilnahme bei einem internationalen Turnier, als Kroatien bei der EM des Jahres 1998 den dritten Platz erkämpft hatte:
Zusammen waren wir im Jahre 98
Die Welt hat von uns gehört
Und immer noch glänzt die Bronzemedaille
Da Japan, Niederlande, Rumänien und Deutschland
Gefallen sind.
Und jetzt, zehn Jahre später
Die gleiche Hoffnung lebt.
Wir haben den gleichen Traum.
Ich packe meine Sachen, meinen Rücksack, meine Jeans
Und auf der Brust prangt das Schachbrett,
Schachbrett, Schachbrett.
"Schachbrett" ist die Anspielung auf den bekanntesten Teil des kroatischen Wappens. Gewappnet mit dieser Hymne und einem begabten Team, hofft Bilic nicht nur auf einen europaweiten Erfolg seiner Hymne, sondern auch seiner Mannschaft.
Einzug der Kritiker
Während Bilic als Fußballexperten allgemein Anerkennung gezollt wird, ist sein musikalisches Engagement auf starke Kritik gestoßen. Es geht so weit, dass ihm sogar das Plagiieren des Songs vorgeworfen wurde. Autoren der bosnisch-herzegovinischen Website Supersajt wollen Ähnlichkeiten mit dem Song "Dammi Un Passaggio" (Nimm mich mit) der italienischen Gruppe Zae entdeckt haben.
Die Häme ließ nicht lange auf sich warten. Wenn schon Plagiat, dann doch bitte sehr von einer richtig guten Rockgruppe, wie Iron Maiden, aber doch nicht Zae.
Wie dem auch sei, die Kritiker haben eines nicht verstanden: Das alles hat sowieso nichts mit Musik zu tun. Es geht um die Mobilisierung der Fans und was am Ende wirklich zählen wird, sind Resultate am grünen Rasen. Dann wird eine mögliche kleine Fälschung der Fanhymne ohnehin keine Bedeutung haben - so oder so.
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supersajt Slaven Bilic