Die weltgrößte Klosterbibliothek in neuer Pracht

Stift Admont

Die Bibliothek des obersteirischen Stifts wurde Ende Mai nach vierjähriger Gesamtrestaurierung feierlich wiedereröffnet. Der 1776 vollendete, mit Altomonte-Fresken ausgestaltete Bibliothekssaal zählt zu den größten Gesamtkunstwerken des europäischen Spätbarocks.

Inmitten der imposanten Naturlandschaft des Nationalparks Gesäuse im Norden der Steiermark steht seit fast 1.000 Jahren ein Kloster - das Benediktinerstift Admont. Gegründet im Jahre 1074 durch Erzbischof Gebhard von Salzburg, ist das älteste bestehende steirische Kloster. Das Stift präsentiert sich heute als Gesamterlebnis, als ein Ort der Toleranz, der Kommunikation und multikulturellen Koexistenz, in dem Spiritualität und Hightech Hand in Hand gehen. Und es beherbergt die größte Klosterbibliothek der Welt, die Ende Mai 2008 nach vierjähriger Gesamtrestaurierung um rund sechs Millionen Euro feierlich wiedereröffnet worden ist.

Erste Gesamtrestaurierung seit Bestehen

Der 1776 vollendete, mit Fresken des Bartolomeo Altomonte (1701-1783) ausgestaltete Bibliothekssaal zählt samt seinen rund 160.000 Bänden zu den größten Gesamtkunstwerken des europäischen Spätbarocks und bildet das Highlight für jeden Stiftsgast. Auf einer Länge von 70 Metern, 14 Metern Breite und einer Höhe von rund 13 Metern beherbergt er die größte Klosterbibliothek der Welt.

"Im Mittelalter war die Admonter Klosterbibliothek ebenso bedeutsam wie die Bibliothek des apostolischen Stuhles, also die Vatikanbibliothek", erzählt Abt Hubl. Der künstlerisch reich ausgestattete Saal mit seinen 70.000 Büchern wurde seit seiner Fertigstellung im Jahre 1776 noch nie einer Gesamtrestaurierung unterzogen.

1865 wurde Admont von einer Katastrophe schwer getroffen. Ein verheerender Brand zerstörte das Kloster bis auf die Grundmauern. Fast alle Gebäude des Stifts, einschließlich der Kirche wurden ein Raub der Flammen. Der Bibliothekssaal wurde zwar wie durch ein Wunder von den Flammen verschont, doch abgebranntes niederfallendes Gebälk richtete beträchtlichen Schaden an. Der folgende Wassereinbruch durch Lösch- und Regenwasser beschädigte zusätzlich die Fresken und die Architekturmalerei. Auch der Zahn der Zeit nagt an dem Kulturdenkmal: Klimaschwankungen, Feuchtigkeit und UV-Strahlung. 70.000 Bücher waren arg verschmutzt und durch jahrhundertelange Benutzung in Mitleidenschaft gezogen.

Im Frühjahr 2004 begann die Gesamtrestaurierung. Ein Jahrhundertprojekt - noch nie wurden vergleichbare Arbeiten seit der Fertigstellung des Bibliotheksaales 1776 gemacht. Sämtliche Bücher wurden ausgeräumt und unter strenger Wahrung der Aufstellungsordnung zwischengelagert. Die beschädigten Bücher wurden aussortiert und an Buchrestauratoren geliefert, um sorgsam wiederhergestellt zu werden. In der Zwischenzeit schritten die baulichen Restaurierungsarbeiten voran und Zug um Zug fanden die restaurierten Bücher wieder ihren alten Platz in den Regalen. Im Stift Admont entstand so eine hochmoderne Museumslandschaft. Das kontrastreichste Privatmuseum Österreichs wurde 2005 mit dem österreichischen Museumspreis ausgezeichnet.

Umfangreiches Ausstellungsprogramm

Das bis zum 9. November dieses Jahres laufende Ausstellungsprogramm widmet sich dem Jahresthema: "Bibliothek und Bücher". So wird das Publikum bereits in der Säulenhalle im Eingangsbereich des Stiftes auf den Besuch der Bibliothek vorbereitet: In sieben begehbaren Nischen werden die wichtigsten architektonischen, skulpturalen und malerischen Elemente der Bibliothek vorgestellt und in die Geschichte der Bibliothek eingeführt. Auch das Museum für Gegenwartskunst wird eine auf das Thema bezogene Auswahl an österreichischen Werken zeigen. Für Schulklassen bietet die "Museumswerkstatt" ebenfalls der Thematik rund ums Buch: So stehen Workshops über "Papierschöpfen" und "Schreiben wie ein Mönch" am Programm.

In den vergangenen vier Jahren verzeichnete das Stift trotz Renovierungsarbeiten in der Bibliothek rund 65.000 Besucher. Im Vorjahr waren es 67.000. Nun hofft man, sich auf mindestens 70.000 steigern zu können.

Das heutige naturhistorische Museum ist das Lebenswerk von Pater Gabriel Strobl, der nach dem verheerenden Stiftsbrand 1865 in mehr als 40 Jahren eine riesige naturkundliche Sammlung aufbaute. Es besticht durch die Fülle seiner Sammlungen und die Authentizität der Präsentation. Das kunsthistorische Museum präsentiert Objekte aus dem Kirchenschatz von der Romanik bis zum Rokoko - Gemälde, Skulpturen und vor allem liturgische Gewänder. Aber nur ein Portal trennt die Barockkunst von der Kunst unserer Zeit.

Seit 1997 gibt es in Admont das Museum für Gegenwartskunst. Dieses beinhaltet Werke von mehr als 100 zeitgenössischen meist österreichischen Künstlern, die auf Einladung des Stifts im Zuge des "Made for Admont"-Programms ortsspezifische Kunstwerke kreieren. Ein Teil des Museums wird jedes Jahr von Gegenwartskünstlern neu gestaltet. So wird dem Besucher bewusst, dass sich Stift Admont nicht nur dem Historischen widmet, sondern sich auch mit der Kunst der Gegenwart identifiziert.

Hör-Tipp
Tonspuren, Sonntag, 15. Juni 2008, 21:15 Uhr. Die ursprünglich für Freitag, den 13. Juni geplante Erstausstrahlung dieser Sendung wurde zugunsten einer Wiederholung in memoriam Peter Rühmkorf verschoben.

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