Give the drummer some!
Schlagzeug im Jazz und in der Rockmusik
Das Schlagzeug ist möglicherweise das wichtigste Stil prägende Instrument im Jazz und in der Popularmusik. Der "Groove" des Drummers ist der maßgebliche Impuls für die übrigen Bandmusiker. Ein Instrument, dessen Vielfalt an Klangfarben überrascht.
8. April 2017, 21:58
Wolfgang Reisinger über das Schlagzeug
Die wichtigste Funktion des Schlagzeuges in einer Band ist das Erzeugen eines Grundrhythmus, der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe, vor allem dem Bass, den tragenden Groove ergibt.
Der aus dem US-amerikanischen Englischen ins Deutsche übernommene Begriff Groove kann verschiedene den Musikrhythmus betreffende Eigenschaften bezeichnen und ist nicht eindeutig zu bestimmen. Zum einen bezeichnet er eine für ein Musikstück typische Rhythmusfigur oder ein rhythmisch-metrisches Grundmodell. Zum andern ist der Groove auch ein bestimmtes Gefühl, das durch Rhythmus, Spannung und Tempo des Musikstücks erzeugt wird.
Bass und Schlagzeug
Und hauptverantwortlich für dieses gleichermaßen spannende wie entspannte Gefühl ist eben dieses Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug. Es gibt in den meisten Musikrichtungen berühmte Gespanne, die den Zuhörer in Schwingungen versetzen können, zum Beispiel im Jazz Tony Williams und Ron Carter, im jamaikanischen Reggae Sly Dunbar und Robbie Shakespeare, im Rock'n'Roll (an guten Tagen) Charlie Watts und Bill Wyman von den Rolling Stones.
Diese perfekte Harmonie zwischen Bass und Schlagzeug ist gleichermaßen beglückend wie letztendlich schwer zu erklären. Das gemeinsame Fühlen des gleichen Pulses, der die jeweilige musikalische Form definiert, dürfte wohl ein wichtiger Faktor sein.
To swing or not to swing
Neben dem Wort "Groove" geistert auch immer wieder der Terminus "Swing" durch die Gespräche von Musikern und Musikbegeisterten. Wie kann man Swing, diesen vor allem im Jazz verbreiteten frei fließenden, "schwingenden" Rhythmus einem musikalischen Laien erklären?
Es ist etwas ganz Einfaches, aber es sind Dinge darin, die man nicht beschreiben kann. Dinge, die noch nie beschrieben worden sind... Die beste Art, in der du sagen kannst, was swing ist, ist, dass du ihn spielst, wenn du ihn fühlst, oder du spielst ihn überhaupt nicht. Es ist einfach wie der Unterschied zwischen einem ordentlichen Händedruck und einem schwammigen.
(Der amerikanische Schlagzeuger Jo Jones im "Jazzbuch" von Joachim Ernst Berendt.)
And the beat goes on
Ab den 1980er Jahren gewann der Drumcomputer gegenüber dem herkömmlichen akustischen Schlagzeug an Bedeutung. Zu Hochzeiten des vollkommen digital produzierten Techno glaubten ein paar Pessimisten, dass in der Popmusik die Maschinen den Schlagzeuger aus Fleisch und Blut einmal völlig verdrängen würden.
Diese Furcht war natürlich völlig unbegründet. Mehr denn je vertrauen die meisten Musikrichtungen auf den "human touch" eines Schlagzeugers oder einer Schlagzeugerin (man(n) denke nur an die fabulöse Sheila Escovido, an Terri Lynn Carrington oder an Cindy Blackman), der uns zum Tanzen bringt.
Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 21. Juli bis Donnerstag, 24. Juli 2008, 9:45 Uhr