Giants of Roots Reggae
Jamaikanische Stars in Österreich
Roots Reggae vom Feinsten: Mit Junior Reid und Michael Rose kommen zwei Ex-Leadsänger der legendären jamaikanischen 80er-Roots-Reggae-Band Black Uhuru nach Österreich - und werden den Beweis antreten, dass ihr Sound sehr zeitgemäß klingt.
8. April 2017, 21:58
"This fire burns (when I pray)" nennt sich der zweite Titel auf Michael Roses aktueller CD "Great expectations". Das Thema des reinigenden Feuers, das das Übel der Welt - Kapitalismus, Korruption, Polizeigewalt - ausräuchern soll, zieht sich seit Beginn seiner Karriere durch seine Alben.
Damit ist auch gleich die Gemeinsamkeit zu seinem Nachfolger in der Roots-Reggae-Band Black Uhuru hergestellt. Auch Junior Reid vertraut als gläubiger Rastafari auf die purifzierende Kraft des Feuers.
Bobo Dread
Junior Reid ist darüber hinaus stolz darauf, der erste Reggae-Sänger zu sein, der - im Jahr 1994 - der Glaubensgemeinschaft der Bobo Ashanti beigetreten ist. Heute ist der Dancehall-Veteran in bester Gesellschaft: Sizzla, Capleton, Anthony B. - alle zwängen ihre langen Dreadlocks unter einen Turban, das Zeichen ihrer Zugehörigkeit zur Gemeinde der Bobos, die abgeschieden auf einem Hügel namens Bull Bay, in der Nähe von Kingston, nach eigenen, strengen Regeln leben.
Vorwürfe homophober und frauenfeindlicher Texte, deretwegen immer wieder Konzerte von Bobo-Artists abgesagt werden, sah sich Junior Reid bislang noch nicht ausgesetzt. "One Blood", mit der Botschaft "wir sind alle von einem Blut", ob Mexikaner, Rasta oder Europäer, ist einer seiner größten Hits.
False Rasta
Für Junior Reid war seine Identität als Dreadlock tragender Rastafari schon von Jugend an ein wichtiger Bestandteil seiner Identität. Heute habe man es immer mehr mit Reggae-Artists zu tun, betont er in Interviews immer wieder, die sich die Dreadlocks wachsen lassen, um so bessere Chancen auf dem Markt zu haben.
"Es geht diesen Leuten nicht mehr um die Liebe zur Sache", wird Junior Reid im Riddim-Magazin zitiert. "So nenne ich diese Leute Buss Dreads, abgeleitet von to buss out, also groß herauskommen. Die sind nicht hier um wie Rastas zu leben, zu essen zu leiden: Dem mess up the business!"
Sta ni ni naw
Noch zu Zu Black-Uhuru-Zeiten Mitte der 1980er Jahre pflegte Junior Reid eine spezielle Form des nasalen Singsangs, den er über die hämmernden Drum and Bass-Rhythmen der Band legte: Die Singtechnik, die sich am ehesten noch mit "Sta ni ni naw" transkribieren lässt, wurde eigentlich von seinem Vorgänger Michael Rose erfunden. Und wie meistens gilt auch in diesem Fall: Das Original ist besser.
Das weiß auch der Meister selbst und integriert sein spezielles "Stan ni ni naw" auch in seine aktuellen Songs, die er unter anderem mit Bob-Marley-Offspring Damian aufgenommen hat. Shoot out, so der Titel, geißelt die Schießereien zwischen Jugendgangs und Polizei in den Ghettos von Kingston - einmal mehr ein Statement gegen Gewalt und für gegenseitigen Respekt.