Elektronische Kartenleser und ihre Tücken
Navigation und Irrtum
Mit aktiviertem GPS-Gerät im Auto auf dem Weg von Wien nach Salzburg, A1: Die Ausfahrt Neulengbach ist gesperrt und das "Navi" schickt einen glatt zurück, um via Graz und Pyhrn-Autobahn nach Salzburg zu fahren. Eine Route, kompliziert und falsch zugleich.
8. April 2017, 21:58
Das GPS kann irren. Sich "satellitengesteuert navigieren" zu lassen, verlangt deshalb ungebrochenen Glauben an die Technik, ein tolerantes Ohr und Wissen um die Gebrechlichkeiten des Systems. Auf Genauigkeit und Verlässlichkeit zielt es ja grundsätzlich ab. Allerdings bedarf es ständiger penibler Aktualisierung der Straßen- und Wegedaten, um diesem Anspruch gerecht zu werden, erklärt Peter Swoboda, GPS-Fachhändler in Wien. Die Kartenlieferanten bespielen den Markt mit einer Zeitverzögerung von bis zu einem Jahr und so passiert es, dass Privatstraßen, Baustellen oder in Bau befindliche Straßen nicht oder noch nicht digitalisiert sind und deshalb von dem GPS-Gerät nicht identifiziert werden können.
Der Aktualisierungsdruck besteht dabei auf beiden Seiten, sowohl für den Hersteller als auch den Anwender, der sich mit Updates und ambivalenten Fehlerquellen herumschlagen muss. Man will zum Beispiel in die Karl-Ludwig-Straße fahren, tippt den Namen folgsam ein und erfährt, dass es diese Straße nicht gibt, obwohl man sie seit 30 Jahren als solche kennt. Das kann daran liegen, dass diese Straße offiziell als "Dr. Karl Ludwig Straße" geführt wird. Unter K wird man diesen Eigennamen also lange suchen dürfen.
Portionierte Mobilität
Beim global positioning system (GPS) geht es um die exakte Positionierung und Bewegung im Raum, damit wird Mobilität portioniert, Bewegung zu einer Strecke, die Strecke zu einem Bild (Display), das Bild - speziell im Auto - zu einer vertonten Erzählung gemacht. Das ist eine einzige große Rechenleistung, die einen aber nicht entmündigen sollte. "Wach bleiben" rät Peter Swoboda jedem Anwender.
Alle zwei bis drei Sekunden wird die Position abgetastet und die Straßendaten dazu sind auf 10 Zentimeter genau erfasst. Eine Fingerlänge. Zwischen fünf und 15 Meter genau wiederum können die portablen GPS-Geräte den anvisierten Punkt dann treffen. Bombensicher wie man aus den medialisierten Kriegsszenarios weiß.
Gestörte Verbindungen
Zu Ausfällen kann es aber in sehr engen Gassen mit hohen Häusern und schmalem Horizont kommen, wenn der Sichtkontakt zum Satelliten für Millisekunden unterbrochen ist, weiß Peter Swoboda. Grund für eine gestörte Verbindung zwischen oben und unten kann auch feuchtes Laub sein. Zur Laubdecke verdichtet wirkt es manchmal wie ein Metallschirm und blockiert den Ortungseifer der Satelliten. Oder es kann sein, dass Autos eine wärmegedämmte Verglasung haben, die keine elektrische Strahlung durchlässt. Da muss man sich mit einer externen Antenne helfen.
Nach rund sieben Jahren Erfahrung mit GPS im Auto resümiert der Vielfahrer Herbert Balea: "Ich vertrau ihm, wenn ich's nicht besser weiß. In einer Stadt, in der ich jeden Schleichweg kenn, verzichte ich auf die freundliche Stimme, die mir ständig sagt, wo es lang geht und mich immerzu auf die Hauptverkehrsrouten schickt. Das bedeutet dann nämlich: mitten hinein in den Stau."
Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr