Haydns Lebenswelt

Rohrau in Niederösterreich

Als Haydn in Rohrau lebt, ist der ländliche Raum durchaus wichtig für die Kultur Österreichs - auch die "Wiener Klassik" hat ihren Ursprung in kleinen Städtchen, Dörfern mit Schlössern und den oft in abgeschiedener Stille liegenden Klöstern.

Haydn örtlich - Teil 1

Bestätigt sich hier, was in der österreichischen Geschichtsschreibung so nachhaltig festgestellt wurde: dass nämlich die Kultur dieses Landes - auch und gerade in ihren wesentlichen Ausprägungen - in vieler Hinsicht eine solche des ländlichen Raumes und nicht großer urbaner Zentren ist? Kleine Städtchen mit Kirche und Schule, Dörfer mit Schlössern und die oft in abgeschiedener Stille liegenden Klöster - sie sind der Nährboden - ja, auch dessen, was man "Wiener Klassik" zu nennen sich angewöhnt hat.

Mag Mozart als Salzburger immerhin Städter gewesen sein, aber - "exemplum docet" - der von ihm als geistiger Vater anerkannte Haydn ist ein Kind vom Lande.

Österreich unter - soll heißen unterhalb, also östlich der Enns gelegen - das war der damals gebräuchliche Name für das Kernland der vielgestaltigen habsburgischen Monarchie.

Röhricht und Schilf an der Leitha

Rohrau: ein sprechender, ein ausdrucksvoller Name. Röhricht und Schilf an der Leitha geben ihn, an jener Leitha, die immer mehr zum fast magischen Grenzfluss wird, seit die Römer ihre staatliche Organisation in den Provinzen Pannonien und Noricum aufgegeben haben. Zu Haydns Zeit trennt er das Erzherzogtum Österreich unter der Enns vom Königreich Ungarn. Es ist eine sanfte Grenze innerhalb der habsburgischen Erbländer, aber eine prägende. Von ihr aus orientierte man sich - nach Westen, gen Wien, oder nach Nordosten, in die damals ungarische Großstadt Preßburg/Pozsony.

Rohrau ist seit 1240 Markt, es kommt diesem Ort also eine merkantilische Mittelpunktfunktion zu. Dort zentrieren sich auch bestimmte Gewerbe - die Leute aus den Nachbardörfern kommen hierher, um Bedürfnisse zu befriedigen - wenn beispielsweise am Wagen etwas nicht in Ordnung ist, so wird der Wagnermeister Mathias Haydn allhier aufgesucht und schafft Abhilfe.

Das Harrach'sche Schloss

Und es gibt hier das Harrach'sche Schloss am südlichen Ortseingang, schon im 12. und 13. Jahrhundert die Funktion einer Grenzfestung gegen die Magyaren erfüllend, zu Haydns Zeit barocker grundherrlicher Sitz mit einem bemerkenswerten Musikarchiv und einer bis heute berühmten privaten Gemäldesammlung.

Mittelalterliche Pfarrkirche

Mitten im Ort ist - wie es sich damals eben gehört - die Pfarrkirche: ein mittelalterliches Bauwerk, das nach teilweisen Zerstörungen dem barocken Geschmack der Zeit angepasst wird, wie das hierzulande eben auch üblich ist. Geweiht ist sie dem Hl. Veit, einem der 14 Nothelfer, der zuständig ist für Vieles, was den ländlich-bäuerlichen Lebenslauf bestimmt: für die Haustiere etwa, aber ebenso für eine ertragreiche Weinlese.

Aus dem Nichts kann doch etwas werden

Rohrau: ein kleiner Punkt auf der Landkarte, kartographisch nicht viel mehr als ein Nichts - aber wie sagt der gebürtige Rohrauer Haydn:

Junge Leute werden an meinem Beyspiele sehen können, daß aus dem Nichts doch Etwas werden kann.

Exemplum docet.

Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at

Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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