Warum Haydns Geburtstag nicht der 1. April ist
Taufe
Joseph Haydn wurde in Rohrau/NÖ geboren, und auch dort getauft. Über das Datum der Geburt kann man streiten, aber der Meister selbst beteuerte zu Lebzeiten aus gutem Grund immer wieder, dass der 1. April der Tauftag, nicht der Geburtstag sei.
8. April 2017, 21:58
Haydn örtlich - Teil 3
"Dies et mensis: den 1. April
Infans: Franciscus Josephus, filius legitimus
Parentes: Mathias Haiden, bürgerlicher Wagnermaister zu Rohrau
und
Anna Maria uxor ejus
Patrini: Herr Josephus Hoffmann, Herrschaftlicher bestand Müllner zu Gerhaus et Catharina Domina uxor ejus.", so verzeichnet es das Matrikenbuch der Pfarrkirche zu Rohrau.
Kein April-Narr
1. April: es ist dies das erste gesicherte Datum, welches wir in Zusammenhang mit Joseph Haydn kennen. Und der alte Meister legt Wert darauf, dass dies der Tag der Taufe und keineswegs jener der Geburt ist. "Ich wäre ja sonst ein April-Narr" - so wehrt er sich gegen das Ansinnen, an jenem traditionell närrischen Tag geboren zu sein.
Taufe am Tag nach der Geburt
Dass man den Tag nach der Geburt gleich zu jenem der Sakramentenspendung macht und dann diesen amtlich festhält, liegt für die gläubigen Menschen damals auf der Hand: die Taufe ist die Voraussetzung für das ewige Leben - und wer weiß, wann das Neugeborne dahin abberufen wird. Keiner der am 1. April 1732 in der Rohrauer Kirche Anwesenden kann vermuten, dass der Täufling ein beachtlich hohes Alter von 77 Jahren erreichen wird - es kann ein neues irdisches Leben, das wissen alle nur zu gut, ganz, ganz kurz sein. Frau Anna Maria und Herr Mathias werden es mit ihren 12 Kindern noch oft genug erleben.
Weit haben sie es nicht, die Paten mit ihrem einen Tag alten Taufkind. Man muss vom Haydnhaus nur ein Weniges weiter in den Ort hineingehen und sich dann links wenden zum Platz mit der Kirche, die dem Bauernheiligen Veit geweiht ist.
Ist der Vater dabei gewesen - und die Mutter? Wöchnerinnen haben das Haus meist nicht so schnell verlassen. Konstitutiv wichtig waren sie als Eltern - im Gegensatz zum Säugling und den Paten - ja nicht für die heilige Handlung.
Die Kirche - ein Sammelsurium von Stilen
Das Gotteshaus ist alt - auch damals schon - und doch wieder nicht. Im Kern ist es romanisch, im 14. Jahrhundert erbaut, da sich dieser Stil auch in Österreich schon allmählich im Rückzug befand. Aber als die Kirche 1619 durch einen Brand und 1683 im Zuge der Türkenkriege Schäden erleidet, werden diese nach der neuesten Mode - eben barock - repariert. Und so ist sie ein für Österreich nicht untypisches Sammelsurium von Stilen.
Regelmäßige Messbesuche Joseph Haydns
Ob dem Knaben Joseph das aufgefallen ist bei seinen regelmäßigen Messbesuchen? Eine nicht uninteressante Frage, die weit hineinführt ins künstlerische Bewusstsein Haydns, der schon als Junger alte und neue Stile in der Musik kennenlernen wird und später auf seine Weise davon Gebrauch macht. Und wie hat er die Orgel, die einmal eines "seiner" Instrumente sein wird, gehört - und die Musik, die darauf gespielt wurde, die doch anders war, als das, was zu Hause erklang?
Turm und Friedhof
Ein wuchtiger hoher Turm verleiht der Kirche Profil. Rundherum erstreckt sich der Friedhof.
An Gräbern von Verwandten und Freunden vorbeizugehen, das gehört auch für die Kinder zum Alltag. Haydns Eltern werden da ihre irdische Ruhestätte finden - und die vielen frühverstorbenen Geschwister.
Zwei haydn'sche Melodien am Gittertor
Heute zieren zwei haydn'sche Melodien das Gittertor im Inneren des Gotteshauses: Michaels "Hier liegt vor Deiner Majestät" aus dessen "Deutschem Hochamt", dem langlebigen Beitrag Österreichs zur Kirchenmusik der Aufklärung und Josephs "Kaiserlied".
So korrespondiert die Unsterblichkeit mit dem Tod, der sich auch in den Grabsteinen der Eltern Haydn draußen an der Kirchenmauer eingeschrieben hat.
Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr
Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at
Links
austria.info - Joseph Haydn
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