Was soll man da machen?!

Felinophilie ist Schicksal!

Ich fühle mich geliebt und dreifach glücklich. Ich habe einen anbetungswürdigen Ehemann. Und ich wurde von zwei Katzen als Frauchen erwählt. Das hätte ich nicht planen können, das hat sich so ergeben. Kismet, sozusagen. Und das ist gut so!

Meine Katzen heißen Signor Rossi und Frau Professor McGonagall. Signor Rossi liebt seinen Namen. Und er liebt es, italienisch angesprochen zu werden. Ganz im Gegensatz zu Frau Professor, sie geht meistens weg, wenn sie mit ihrem vollen Namen angesprochen wird. Es sei denn, das Personal, also ich, serviert ihr Lieblingsessen. Das kann irgendetwas sein, egal was. Hauptsache, es ist mit Parmesan bestreut. Mit handgeriebenem Parmigiano Reggiano selbstverständlich, auf keinen Fall mit dem Zeug, das man vorgerieben in Beuteln kaufen kann. Wenn ich ihr das antue, herrscht Krieg. Was ich natürlich vermeide, nachdem ich einmal etwa drei Wochen lang mit meiner Katze im Kriegszustand gelebt habe.

Drei Wochen!!! Und nichts konnte sie versöhnen. Kein Parmesan, kein frisches Forellchen, keine Rehleber – erwähnte ich es schon? Ich lebe auf dem Dorf, und weder unser Nachbar, der Dorfjäger, noch sein Hund mögen Rehleber, deshalb schickt er sie mir. Diese drei Wochen waren eine harte Zeit, für uns beide. Ich habe, nachdem die üblichen Sanktionen (Drohung mit dem Tierheim, Nichtbeachtung, auffälliges Loben anderer Katzen etc.) nichts genützt haben, angefangen, Katzengedichte vorzulesen und Katzenmusik zu spielen, das hat sie erfreulicherweise versöhnt. Bei Musik von Maurice Ravel kam sie näher, Domenico Scarlatti stimmte sie friedlich, und Gustav Mahler entlockte ihr anhaltendes exstatisches Schnurren. Die Welt war wieder in Ordnung.

Das habe ich gelernt, sozusagen nebenbei: Katzen lieben Werke von Katzenmenschen. Signor Rossi kann stundenlang vor Katzenbildern meditieren. Besonders angetan hat es ihm das Glasbild der weißen Katze mit dem Rosenblütenkorb, das in unserem Fenster hängt. Skeptiker könnten behaupten, er säße deshalb so gerne auf diesem Platz, weil die Sonne sein Fell wärmt und weil er von dort aus die südliche Hälfte des Gartens überwachen kann. Sie werden es nicht glauben, wenn ich Ihnen erzähle, dass Signor Rossi, als ich das Glasbild ins Nordfenster gehängt habe, mit umgezogen ist.

Unlängst ließ ich Kumpfs Katzenbuch aufgeschlagen liegen. Was glauben Sie, wer es mit Beschlag belegt hat? Genau! Ich habe den Verdacht, dass unser Katzbursch mittlerweile umblättern kann! Jedes Mal, wenn ich ihm das Buch entziehen wollte, war ein anderes Kumpf'sches Katzenporträt zu sehen. Mein Mann streitet jede Mithilfe ab! Das war schon das dritte Katzenbuch, das lange und anhaltend von meinen Katzen mit Beschlag belegt wurde. Das erste war die wunderschöne Ausgabe von E.T.A. Hoffmanns "Lebensansichten des Katers Murr" mit den unglaublich schönen Illustrationen von M. M. Prechtl. Das zweite war das Buch mit den Geschichten vom Brückenkater Franz.

Den Brückenkater Franz gibt es wirklich: Er lebt in Erfurt auf der Krämerbrücke und gehört dort allen jenen, die auf der Krämerbrücke wohnen oder ihr Geschäft haben. Franz pflegt seine verschiedenen "Besitzer" jeden Tag reihum zu besuchen, liegt eine halbe Stunde auf dem Sofa des Schokoladeherstellers, beobachtet danach das Treiben der Touristen von "seinem" Sessel des Antiquars, um sich schließlich erst zwischen den Büchern und danach auf den indischen Tüchern auszuruhen. Und blinzelt den Touristen zu. Die dann pflichtgemäß sein Buch kaufen: "Ein Sommer mit dem Brückenkater Franz".

Diese Vorliebe meiner Katzen für Kulturelles kann zum Problem werden. Den literarischen Katzenkalender haben sie so oft von seinem Haken "gejagt", dass er nun in katzenfreundlicher Höhe hängt und die Sprüche auch von meinen Katzen genossen werden können. Auf Besucher wirkt es, ich gebe es zu, etwas befremdlich, wenn sie den Kalender so weit unten erspähen. Aber glauben Sie mir, es gibt Schlimmeres als dies erklären zu müssen!

Ich habe die Angewohnheit, während meiner Küchenarbeit Hörbücher zu hören. Manchmal backe ich sogar einen aufwendigen Kuchen, nur damit ich länger in der Küche zu tun habe. Meine Miezen lieben meine Küchenaufenthalte, klar. Meist trollen sie sich, wenn sie ihren Anteil an Leckereien erhalten haben. Nur letzte Woche blieben sie hartnäckig und wollten erst gehen, wenn ich auch ging. Und blieben immer in meiner Nähe. Erst kapierte ich nicht, dann war es klar: Die wollten mithören, kein Wort von meinem neuen Hörbuch, der Geschichte eines Hauskaters, der das Leben in Freiheit wählt und zu den Wildkatzen geht, verpassen. "Warrior Cats", geschrieben von drei Katzenfrauen, die unter dem gemeinsamen Namen Erin Hunter veröffentlichen.

Seither mache ich mir Sorgen. Sie gehen viel öfter als früher in den Garten, und sie bleiben viel länger weg. Ihr Fell riecht nach Pilzen und Moos, und in den Pfoten haben sie Tannennadeln.

Vielleicht sollte ich doch besser aufpassen, was meine Katzen intellektuell zu sich nehmen...

Tipp
Ö1 Kolumnen können im Rahmen der Ö1 Podcast nachgehört werden. Alle Sendungen des kostenfreien Radio-Abos finden Sie hier.

Buch-Tipps
"Kumpfs Katzen", Amalthea Verlag

E.T.A. Hoffmann, "Lebensansichten des Katers Murr", C. H. Beck Verlag

Hans-Jörg Dost, Egon Zimpel, "Ein Sommer mit dem Brückenkater Franz. Geschichten von der Erfurter Krämerbrücke", Monumente Publikationen.

"Der literarische Katzenkalender", Schöffling & Co.

Hörbuch-Tipp
Erin Hunter, "Warrior Cats. In die Wildnis. Feuer und Eis", Audiobook Verlag