Stainzer Rauchhof feiert 25-Jahr-Jubiläum

Literatur und Kulinarik

Urs Widmer, Barbara Frischmuth, Péter Esterházy und viele andere Autoren waren schon hier und haben während des alljährlichen Stainzer Literatursommers gelesen, getrunken und geschmaust. Nicht zu vergessen den "Schilcher-Poeten" Reinhard P. Gruber.

Reinhard P. Gruber: "Dichter sind selten gute Köche"

Der Geiger Toni Stricker, der sonst kaum in Gastwirtschaften auftritt, hat sogar im Rauch-Hof bei Stainz ein Konzert gegeben, nämlich zu Ehren des Seniorchefs des Rauch-Hofes, des Vaters von Will Rauch. Der heutige Willi Rauch junior hat sich vor inzwischen 20 Jahren - nach einer längeren Asienreise - entschlossen, den Kulturgasthof zu übernehmen und die schon erprobte Mischung von exzellenter Kulinarik mit Kultur auf seine Weise weiterentwickelt.

Das spitzgiebelige, nun von Wein stark überwachsene Gebäude, das einst einmal der Stall eines angrenzenden Sägewerkes gewesen ist, war vom Vater in langjähriger Bautätigkeit zu einem Gasthof mit ein paar Fremdenzimmern umgestaltet worden, denn der Vater war eigentlich passionierter Gärtner. Er legte auch das Spargelfeld hinter dem Haus an und hatte die Vision, das biologisch gewachsene Gemüse in einem eigenen Gasthaus direkt zu vermarkten. Diese Linie wird auch heute fortgesetzt: mit Biogemüse, Forellen aus dem Teich und frischem Fleisch von benachbarten Produzenten.

Kürbinarische Wochen

Dem Prinzip der saisonalen Küche folgend ruft im Herbst Küchenchefin Karin Rauch alljährlich "Kürbinarrische Wochen" aus. Sie verwendet längst nicht mehr ausschließlich den steirischen Ölkürbis, aus dem man früher die klassische Kürbissuppe zubereitete, für die verschiedensten Spezialitäten. Mehr als zwanzig Sorten bereichern in unterschiedlichsten Zubereitungsarten die Speisekarte.

Die hervorragende Küche, die sowohl Gäste aus dem näheren Umfeld als auch inzwischen aus Hannover anlockt, ist die solide Basis des Rauchhofes. Hier werden neben dem selbstgezogenen Gemüse ausschließlich Produkte aus der nächsten Umgebung bezogen. Das Fleisch kommt von Biobauern der Umgebung, ebenso das Obst und der Wein. Das Schlagwort Slowfood wird hier gelebt, aber ohne großes Tamtam - ein Umstand, der von den Stammgästen des Hauses, die durchaus auch von weit her kommen können, geschätzt wird.

Literatursommer mit internationalen Autoren

Reinhard P. Gruber, der Autor des "Hödlmoser" initiierte 1997 das Projekt Stainzer Literatursommer, das gemeinsam mit der Gemeinde Stainz veranstaltet wird. Internationale Autoren reisen ins Schilcherland, wohnen im Rauchhof und bringen ihre Literatur im Zuge von Lesungen, Diskussionen und Wanderungen während einer Woche nahe.

Felix Mitterer, Barbara Frischmuth, Peter Rosei, Urs Widmer und Peter Esterházy waren schon hier und haben den Schilcher und andere Spezialitäten, wie die Platscher Perle gekostet und bei bester Verköstigung durch die Rauch'sche Küche rege Gesprächskultur gepflegt.

Inzwischen wurde das Konzept des Literatursommers modifiziert und ein arrivierter Autor bringt jeweils einen Nachwuchsliteraten mit, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich vor einem größeren Publikum zu präsentieren. Im dicken Gästebuch kann man nachlesen, wer aller im Laufe der Zeit im Rauch-Hof zu Gast war: Autoren wie Ernst Jandl, H. C. Artmann, Kurt Weinzierl, Radek Knapp, Alfred Kolleritsch, Bodo Hell, aber auch Musiker und Künstler wie Mnozil Brass, Otto Lechner, Klaus Trabitsch, Wolfram Berger, Wolfgang Puschnig, Jon Sass, Paul Urbanek, Krystof Dobrek, Aljosa Biz und viele andere, denn zusätzlich zum Literaturprogramm finden im Rauch-Hof auch regelmäßig Konzerte statt.

Bankdirektor, Bürgermeister, Förster lesen Asterix

Vor vielen Jahren führte Reinhard P. Gruber eine weitere, inzwischen sehr beliebte Veranstaltungsreihe ein: "Literatur & Kochen" ist ihr programmatischer, für den Rauch-Hof nicht untypischer Titel.

Noch eine inzwischen auf vielfachen Wunsch alljährlich wiederkehrende Aktion findet in der gemütlichen Wirtshaustube des Rauchhofs, die man durch eine verschiebbare Wand in einen Veranstaltungsraum verwandeln kann, der etwa 100 Personen Platz bietet, statt: Einheimische - Bankdirektor, Bürgermeister, Förster - und natürlich Reinhard P. Gruber selbst lesen "Asterix ba die Olympischen Schpüle", eine weststeirische Fassung des berühmten Comics aus der Feder von Reinhard P. Gruber.

Er hat übrigens kürzlich im Rauch-Hof sein aktuelle Buch "Alles Sport", das im Droschl Verlag erschienen ist, präsentiert. Der Ex-Schirennfahrer, der mit Beginn seines Studiums jegliche sportliche Betätigung wieder eingestellte hat, hat in dieser Anthologie Essays und Texte zu den unterschiedlichsten Themen im Bereich Sport verfasst.

Als nächstes plant der Autor ein "Kochbuch für Arme" mit sämtlichen Grundrezepten der bodenständigen Küche. Präsentiert wird es mit Sicherheit auch im Rauch-Hof, wo man die Balance zwischen Internationalität und Bodenständigkeit auf wunderbare Weise zu halten imstande ist. Man blickt über den Tellerrand, lädt internationale Gäste und Künstler ein und ist sich dennoch der eigenen Wurzeln bewusst.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 23. November 2008, 10:06 Uhr

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Rauch-Hof