Der Schriftsteller Peter Turrini

Im Namen der Liebe

Peter Turrinis Liebesgedichte und Erzählungen wurden und werden viel gelesen, seine Bühnenstücke der letzten Jahre, die weltweit gespielt werden, zeigen einen Autor, der auf poetisch-humorvolle Weise die Komödie und Tragödie des Menschseins reflektiert.

Peter Turrini, geboren 1944, wurde zunächst für seine gesellschaftskritischen Theaterstücke wie "Rozznjagd" und "Sauschlachten" bekannt. Fürs Fernsehen schrieb er die viel diskutierte Serie "Alpensaga". Als Autor hat sich Peter Turrini immer wieder auch zu aktuellen politischen Ereignissen zu Wort gemeldet. Als "provokanter Heimatdichter" wird er heute in so manchem Literaturlexikon bezeichnet.

Er sei "ein Klassiker des politisch und gesellschaftskritisch erneuerten Volkstheaters" war bei der Verleihung des Würth-Preises für Europäische Literatur zu hören, den er in diesem Jahr erhielt. Als "unbequemer Autor", wird er da gelobt, als einer, der es "meisterlich verstehe, das Feine im Groben und das Menschliche im Schrecklichen aufzudecken und zur literarischen Anschauung zu bringen." Beschreibungsversuche eines umfangreichen Werkes, das sich allen Beschreibungen letztlich entzieht.

Nicht dazugehören

Am 26.September 1944 wird Peter Turrini in St. Margarethen im Lavanttal in Kärnten geboren, einem heutigen Stadtteil von Wolfsberg, seine Kindheit verbringt er in Maria Saal. Der Vater ist Tischler und stammt aus Italien, die Familie ist zugewandert, das Kind fühlt sich "draußen", als "nicht zugehörig".

Als man Peter Turrini im Jahr 2000 die Ehrenbürgerschaft von Wolfsberg verleihen will schreibt er in einem Brief an den Bürgermeister: "Glauben Sie mir, die Verletzungen unserer Kindheit sind unauslöschbar, die Pflaster der späteren Jahre verkleben nur die Narben. Wir bleiben Erdulder und Entfacher der Hölle, was immer wir an Titeln und Ehrungen und Besitz anhäufen: Es brennt!"

Anders schreiben als die anderen

Als Kind war Peter Turrini oft bei Aufführungen im Landestheater Klagenfurt, eine Theatererfahrung, die bewirkte, dass er wusste, wie seine Stücke später nicht aussehen sollten. Er träumte von einer anderen Theater-Sprache, von anderen Bildern, anderen Lebensentwürfen auf der Bühne.

Am 22 .Jänner 1971 wurde sein Stück "Rozznjagd" am Wiener Volkstheater uraufgeführt. Die Aufführung wurde zum Skandal- und der Theaterautor Peter Turrini schlagartig bekannt. Nach der "Rozznjagd" folgten Stücke wie "Sauschlachten", "Josef und Maria", "Die Minderleister", "Alpenglühen", "Die Liebe in Madagaskar" und viele andere. Ob am Burgtheater oder am Volkstheater, im Theater an der Josefstadt oder im Akademietheater, ob im Schauspielhaus Bochum oder beim Berliner Ensemble, im Schauspielhaus Graz oder bei den Salzburger Festspielen, Turrini-Stücke waren und sind seit 1971 auf unzähligen Bühnen zu sehen, sie wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und werden heute weltweit gespielt.

Gedichte aus schwierigen Zeiten

Im renommierten Suhrkamp-Verlag erscheint eine umfassende Werkausgabe von Peter Turrini in zahlreichen Bänden, ein Unterfangen, das bereits vor Jahren begonnen hat. Ein Blick auf die vielen unterschiedlichen Stücke des Autors zeigt seine Vielseitigkeit. Da findet sich ein Band mit Monologen, wie "Die Eröffnung", "Endlich Schluss", "Kindsmord", da gibt es eine Sammlung von historischen Dramen wie "Mein Nestroy", "Da Ponte in Santa Fe", "Der Riese vom Steinfeld", da sind die Dialektstücke "Rozznjagd" und "Sauschlachten", Komödien wie "Der tollste Tag" und "Die Wirtin", da gibt es bürgerliche Dramen wie "Bei Einbruch der Dunkelheit" und "Die Bürger". Nicht zu vergessen die Essays und die Gedichte. Ein beindruckendes Werk.

1980 erschien der erste Gedichtband von Peter Turrini, "Ein paar Schritte zurück", 1993 folgte ein zweiter Band mit Gedichten, "Im Namen der Liebe". Beide Bände waren überaus erfolgreich und liegen inzwischen in zahlreichen Auflagen und Neuausgaben vor. Peter Turrini hat ein ambivalentes Verhältnis zu seinen Gedichten, sind sie doch meist in für ihn schwierigen Zeiten entstanden.

Durchlässige Elefantenhaut

Es gab Zeiten, da war Peter Turrini einer der meistgehassten Dichter im Land, ähnlich wie Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek wurde er öffentlich attackiert, er scheute keine öffentliche Diskussion, setzte mit vielen Reden und Lesungen politische Akzente.

"Man soll als Autor eine Kinderhaut haben, eine verletzliche, durchlässige, und gleichzeitig braucht man eine Elefantenhaut, die alles abhält, die einen schützt", sagt Peter Turrini. Keine leichte Übung. Da hilft nur die konsequente Arbeit am Text.

Ende Jänner wird im Theater an der Josefstadt eine erneuerte Fassung des Turrini-Klassikers "Die Wirtin" uraufgeführt, im Herbst soll ein neues Stück am Wiener Burgtheater gezeigt werden. Die Liebe zur Sprache, zum Theater scheint ungebrochen. Die "Wortfechterei" wird auch weiterhin täglich aufs Neue erprobt werden. Das Anschreiben gegen die Sprachlosigkeit geht weiter.

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 28. Dezember 2008, 14:05 Uhr
14:05 Uhr

Buch-Tipp
Klaus Amann, "Peter Turrini - Schriftsteller; Kämpfer, Künstler, Narr und Bürger", Residenz Verlag

Link
Suhrkamp Verlag - Peter Turrini