Drei Brüder auf Erfolgskurs

Eggner-Trio spielt Schostakowitsch

Eine bemerkenswerte CD hat das aus Oberösterreich stammende Eggner-Trio eingespielt. Schostakowitschs zwei Klaviertrios und Iván Eröds 1. Klaviertrio wurden von den drei Brüdern im neuen Liszt-Zentrum im burgenländischen Raiding aufgenommen.

Die Brüder Eggner über Schostakowitschs zweites Klaviertrio

Sie sind Brüder und sie sind allesamt mit Preisen ausgezeichnete Instrumentalsolisten: Georg, Florian und Christoph Eggner. Gemeinsam sind sie das Eggner-Trio. Dieses Klavier-Trio wurde vor elf Jahren gegründet. Mit der nunmehr zweiten CD-Einspielung überzeugt das Ensemble mit Musik des 20. Jahrhunderts - und zwar mit Kompositionen von Dmitri Schostakowitsch und vom österreichischen Komponisten Iván Eröd.

Die aus Oberösterreich stammenden Musiker haben bei sehr renommierten Pädagogen studiert. Geiger Georg Eggner war in der Klasse von Boris Kuschnir und wurde später vom Alban-Berg-Quartett-Primus Günter Pichler unterrichtet. Cellist Florian Eggner lernte bei Wolfgang Herzer und Clemens Hagen, dem Cellisten des Hagen-Quartetts. Christoph Eggner, der Pianist des Ensembles und mit 36 Jahren der älteste der drei, studierte bei Paul Badura-Skoda und Oleg Maisenberg in Wien sowie am Konservatorium in Paris.

Instrumente als Kinder selbst ausgesucht

War die Gründung eines Klaviertrios schon immer ein Ziel? "Nein, weder von Seite der Eltern gab es eine Idee oder einen Plan", erzählt Chrisoph Eggner. "Es ergab sich alles von selbst. Denn jeder hat sich sein Musikinstrument selbst ausgesucht.

Das erste Klaviertrio-Spielen fand vor Freunden und Bekannten statt. "Im Laufe der Jahre haben wir das Repertoire erweitert. Seit 1997 gibt es den offiziellen, gemeinsamen Beschluss, das als unseren Beruf auszuüben", so Chrisoph Eggner.

Wettbewerb von Melbourne gewonnen

Nicht nur als Solisten, sondern auch als Trio haben die Gebrüder Eggner Preise gewonnen. Im Jahr 2003 waren sie die Gewinner des Internationalen Kammermusikwettbewerbs von Melbourne - mit einem Sonderpreis: einer Tournee durch Australien. Es folgten weitere Gastspiele in Neuseeland.

Außerdem konzertierte das Eggner-Trio vor drei Jahren im Rahmen der Reihe "Rising Stars" in den großen Konzerthäusern der Welt, vom Concertgebouw in Amsterdam bis zur Carnegie Hall in New York. Nach einer CD mit Werken von Beethoven widmet sich das Eggner-Trio auf seiner jüngsten Einspielung der Musik von Eröd und Schostakowitsch.

Jugendwerk von Schostakowitsch

Das erste Klaviertrios Schostakowitschs ist das Jugendwerk des 17-jährigen, erzählt der Pianist des Ensembles: "Es entstand zu einer Zeit, als Schostakowitsch sich als Student sein Geld als Pianist für Stummfilme verdient hat. Das spiegelt sich für uns auch in der Fraktur des sogenannten 'kleinen' Schostakowitsch-Trios wieder. Denn es gibt hier viele einzelne Teile, die wie in einem Film aneinandergeheftet sind. Es hat schon den Blick nach vorne gerichtet, allerdings von der Tonalität her gibt es in diesem Werk durchaus romantische Züge." Das gäbe es beim zweiten Schostakowitsch-Trio nicht mehr, so Eggner: "Dieses Werk entstand 1944, mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges, hier gibt es ganz andere Themata, die Schostakowitsch bemüht."

Heikle Stelle für den Cellisten

Das zweite Klaviertrio von Schostakowitsch fängt in einer für den Cellisten heiklen Lage an - und mit Flageolettönen, für die die Saite nur leicht berührt wird, erzählt Cellist Florian Eggner: "Allerdings ist die Emotion und die Stimmung, die der Komponist rüberbringen möchte, noch viel wichtiger als die Tatsache, dass es schwer ist. Mit Dämpfer, Flageolett - völlig verzweifelt und vielleicht doch noch ein Fünkchen Hoffnung - es ist von Anfang an klar, was der Komponist gemeint hat." Pianist Christoph Eggner weiß auch die passende Anekdote zum Beginn dieses Klaviertrios: "Es gibt die Geschichte mit dem Cello-Anfang, wo Rostropowitsch das auf Anraten von Schostakowitsch in Flageolett gespielt hat. Das war ursprünglich in der normalen Greiflage geplant und Rostropowitsch war einfach zu gut - er konnte das spielen und das war die Entstehungsgeschichte dieses Cello-Anfangs."

Schostakowitsch hat das zweite Klaviertrio seinem verstorbenen Freund Iwan Sollertinski gewidmet - ein polyglotter Gelehrter und Musikologe. Dieser Verlust und die Schrecken des Zweiten Weltkriegs haben den Duktus dieses Werks geprägt.

Anklänge an jüdische Melodien
Der Tod seines Freundes hat dieses Trio geprägt - aber nicht nur. Sollertinskis jüdische Abstammung mag ein Grund dafür sein, dass Schostakowitsch Anklänge an jüdische Melodien eingebaut hat - zudem entstand das Trio zu einer Zeit, "als die ersten Berichte aus den von den russischen Truppen befreiten Konzentrationslager aufgetaucht sind", so Christoph Eggner.

Am Ende der neuen CD des Eggner-Trios steht mit dem ersten Klaviertrio von Iván Eröd Musik aus den 1970er Jahren. "Es ist uns ein Bedürfnis gewesen, das aufzunehmen", erzählt Geiger Georg Eggner. "Einerseits weil wir auch Iván Eröd kennen gelernt haben, mit ihm zusammengearbeitet haben. Auch dieses Stück hat, ähnlich wie bei Schostakowitsch, eine gewisse Nähe zu Menschen".

Zudem habe das Werk eine besondere Werkung auf den Hörer: "Wir haben die Erfahrung im Konzert gemacht, dass dieses Werk die Leute sehr schnell berührt. Es gibt im langsamen Satz Melodien, Klangflächen, die einen ins Schwärmen versetzen. Es gibt im letzten Satz stark rhythmische Elemente, die vielleicht aus Volksliedern kommen und stark rhythmisch pointiert sind und dadurch wieder eine andere Ebene ansprechen. Der erste Satz hat auch eine eigene Klangsprache, sehr stark, sehr mächtig. Da der erste Satz auch diese starken Akzente und eine gewissen Aggressivität aufzeigt und den Zuschauer sofort mitnimmt, passt es als Weiterführung als auch als Kontrast sehr gut an das große Schostakowitsch-Trio."

Herausforderung im Probenalltag
Ist es für die drei Brüder schwierig, Privates aus der gemeinsamen Probenarbeit herauszuhalten? "Der Status, den wir jetzt erreichen, ist sehr ähnlich anderen professionellen Ensembles, wo kein Geschwisterverhältnis ist", erzählt Georg Eggner. "Man muss eine Sprache finden, die über das Private hinausgeht, die über die Geschwisterliebe hinausgeht. Es ist für uns auf jeden Fall eine Herausforderung gewesen, jetzt ist es auf jeden Fall so, dass man das sehr gut kombinieren kann und das eine dem anderen nicht im Weg steht."

CD-Tipp
Dmitri Schostakowitsch, Trio Nr. 1 für Klavier, Violine und Violoncello c-Moll op.8; Iván Eröd, Trio Nr. 1 für Klavier, Violine und Violoncello op. 21, Eggner-Trio, Gramola

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