Ein Bariton mit breitem Repertoire
Der Bariton Franz Grundheber
Der in Trier geborene Kammersänger Franz Grundheber wurde 1966 an die Hamburgische Staatsoper engagiert. Er zählt heute zu den bemerkenswertesten Künstlern seiner Generation. Vor 31 Jahren sang der beliebte Bariton erstmals an der Wiener Staatsoper.
8. April 2017, 21:58
Vor 31 Jahren sang, der in Trier geborene Kammersänger, Franz Grundheber erstmals an der Wiener Staatsoper. Seither hat er bei sechs Premieren mitgewirkt. Eine besondere Herausforderung war für ihn die Gestaltung des Moses in Schönbergs Moses und Aron im Jahre 2006.
"Das war ein sehr schwieriges Unterfangen, da der Regisseur Willy Decker kurz nach der ersten Probe krankheitshalber ausfiel und Reto Nickler das Stück bis zur Premiere betreute. Es wurde ein großer Erfolg. Dabei liegt die Schwierigkeit dieser Rolle im vorgeschriebenen Sprechgesang, wo vom Komponisten Schönberg sowohl der Rhythmus als auch die Tonhöhe des zu sprechenden Textes vorgegeben ist."
Im deutschen als auch im italienischen Fach anerkannt
Franz Grundheber hat ein sehr breites Repertoire sowohl im deutschen als auch im italienischen Fach, wobei er bei letzterem als einer der ganz wenigen deutschsprachigen Sänger voll anerkannt wird. Entscheiden war laut Grundheber dafür unter anderem Herbert von Karajan, der ihn als Heerrufer und dann als Scarpia nach Salzburg holte. "In der Folge sang ich dann dieses Fach auf der ganzen Welt unter anderem auch an der MET", erzählt Grundheber.
Vorsingen für Karajan
Herbert von Karajan engagierte ihm unbekannten Sänger nur nach einem Vorsingen, auch wenn diese Künstler bereits international reüssiert hatten. Franz Grundheber wollte zunächst nicht Vorsingen, das er es hasste, aber Karajan wollte seinen Stimmumfang im Grossen Festspielhaus in Salzburg testen.
"Ich einigte mich mit Karajan, ihm die ersten zwei Seiten des Heerrufers in Lohengrin vorzusingen. Das tat ich denn auch und nach diesen zwei Seiten hörte ich auf zu singen. Er sagte: wieso singen Sie nicht weiter? Ich antwortete ihm: Sie haben gesagt, ich solle die ersten zwei Seiten vorsingen! Da hat er gegrinst und sagte: Engagiert!"
Stammhaus: Hamburgische Staatsoper
Die Hamburgische Staatsoper ist heute noch das Stammhaus von Franz Grundheber. "Ich habe dort zwar nach 20 Jahren auf eigenen Wunsch meinen Vertrag gekündigt, bin aber weiterhin diesem Haus sehr verbunden, dessen Ehrenmitglied ich auch bin und singe dort mindestens zehn Abende pro Saison als so genannter permanenter Gast."
"Mit der eigenen Stimme schöpferisch tätig sein"
Franz Grundheber ist die Textdeutlichkeit beim Singen sehr wichtig. "Ich singe nur in den Sprachen, die ich auch sprechen kann. In denen ich auch sinnvoll improvisieren kann, falls mir einmal ein Wort nicht einfällt, oder ich auf meinen Partner reagieren kann. In meiner Anfängerzeit musste ich eine Rolle auf Russisch rein phonetisch lernen. Obwohl ich durchaus wusste, was ich singe, war dies für mich furchtbar. Ich möchte mit der eigenen Stimme schöpferisch tätig sein, das kann ich nur, wenn ich in dieser Sprache zu Hause bin. Es kommt nicht nur auf die Musik an, sondern auch auf die Farben der Worte. Dies versuche ich auch meinen Schülern zu vermitteln."
Hör-Tipp
Die Opernwerkstatt, Sonntag, 11. Jänner 2009, 15:06 Uhr
Links
Wikipedia - Franz Grundheber
Wiener Staatsoper
Freunde der Wiener Staatsoper