Gene Krupa
Drummer, die Jazzgeschichte geschrieben haben
Jazz-Schlagzeuger wie Krupa, Clarke und Roach haben verschiedene Jazz-Stile mitgeprägt. Beim legendären Carnegie Hall Concert 1938 stahl Krupa mit seinem Solo sogar Benny Goodman die Show, so kam es zum Zerwürfnis der beiden.
8. April 2017, 21:58
Eugene "Gene" Krupa kam am 15. Jänner 1909, also vor etwa 100 Jahren, in Chicago auf die Welt. Krupa begann mit elf Jahren Schlagzeug zu spielen und tat dies während seiner Jugendjahre, wie in Amerika üblich, in einer High-School-Band. 1927 wurde er von den Chicago Rhythm Kings und von Eddie Condon engagiert. Dort verwendete Gene Krupa auch eine Basstrommel, was zu jener Zeit nicht üblich war, er zählt sozusagen zu den ersten Schlagzeugern, die diesen Teil des Drum-Sets im Jazz betätigten. 1929 zog Krupa nach New York, dort entstanden bereits Plattenaufnahmen mit Bud Freeman, Red Norvo, Fats Waller, Bix Beiderbecke und Red Nichols.
Ab 1934 war Gene Krupa in der Band von Benny Goodman tätig. Krupas Solo bei "Sing Sing Sing" war das erste längere, auf Platte eingespielte Schlagzeugsolo. Beim legendären Carnegie Hall Concert 1938 stahl Krupa mit seinem Solo sogar Benny Goodman die Show, so kam es zum Zerwürfnis der beiden und Krupa machte sich mit einem eigenen Orchester selbstständig. Diese Big Band war nur mäßig erfolgreich, erst mit Anita O'Day und Roy Eldridge wuchs die Beliebtheit, die jedoch durch einen Gefängnisaufenthalt Krupas wegen Drogendelikten wieder ein jähes Ende fand.1943 kam es zur Versöhnung mit Benny Goodman, der Krupa wieder zurück im Jazz-Business willkommen hieß.
Wachsende Popularität
Krupas Popularität wuchs danach ständig. Er spielte mit Tommy Dorsey, gründete eine der größten Big Bands des Landes, trat in zahlreichen Kinofilmen auf, in denen er sein Show-Talent unter Beweis stellte. Krupa spielte regelmäßig bei den "Jazz at the Philharmonic"-Konzerten und war Gast in zahlreichen Fernsehshows.
Gene Krupa war eine Schlüsselfigur des Swing. Er war der erste Schlagzeug-Star des Jazz, der mit seinem harten Beat und seinem agilen Auftritten vor der Kamera begeisterte.
Kenny Clarke
Kenny Clarke kam am 9. Jänner 1914, also vor zirka 95 Jahren, in Pittsburgh auf die Welt. Clarke machte seine Schlagzeug-Anfänge in der High-School-Big-Band, in der auch Roy Eldridge tätig war. 1935 zog Clarke nach New York, wo er mit Dizzy Gillespie, Thelonious Monk und Charlie Christian spielte. Clarke war während dieser Zeit auch Begleiter von Ella Fitzgerald, Benny Carter und Henry Red Allen. Er tourte mit der Dizzy Gillespie Big Band, spielte im Orchester von Billy Eckstine, sowie mit Tadd Dameron. Bei der Army hatte Kenny Clarke John Lewis kennengelernt, die Folge war 1951 die Gründung des Modern Jazz Quartetts mit Milt Jackson und Percy Heath. Ab 1956 lebte Kenny Clarke in Frankreich und spielte in Paris mit in Europa tourenden amerikanischen Musikern.
Die Kenny Clarke / Francy Boland Big Band entstand 1959 in Köln. Gigi Campi war dort Besitzer eines italienischen Eiscafes und war bekennender Jazz-Fan. Bei Campi gingen Prominente ein und aus und er engagierte immer wieder Jazzbands zu deren Unterhaltung. Fasziniert von den Arrangements der Edelhagen Band, für die Francy Boland verantwortlich war, lud er während des Kölner Karnevals Boland, Clarke und weitere Musiker zum gemeinsamen Spiel in seinem Cafe ein - das war die Geburtsstunde der Kenny Clarke / Francy Boland Big Band.
Exzellente Beckentechnik
Diese Big Band gehörte zu den innovativsten Bands der 1960er Jahre. Neben dem belgischen Pianisten und Arrangeur Francy Boland spielten die Schlagzeuger Kenny Clarke und Kenny Clare, sowie Jimmy Woode, Dusko Goykovich, Carl Drewo, Johnny Griffin, Herb Geller, Sahib Shihab, Ake Persson und Manfred Schoof.
Die Kenny Clarke / Francy Boland Big Band brachte bis zur Auflösung 1973 zahlreiche Tonträger auf den Markt, deren Wiederveröffentlichung auf CD erst vor kurzem erfolgt ist. Kenny Clarke veränderte mit seiner exzellenten Beckentechnik das Schlagzeugspiel des Jazz sehr wesentlich, brachte es im Bebop zu einer großen Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten.
Max Roach
Max Roach kam am 10. Jänner 1924, also vor etwa 85 Jahren, in Newland Townland auf die Welt. Im Alter von zehn Jahren machte Roach seine Anfänge in Gospel-Bands, studierte bis 1952 an der Manhattan School of Music und war während dieser Zeit bereits manchmal in Bands des Minton's Playhouse tätig. Danach übernahm er Kenny Clarks Position in der Band von Coleman Hawkins. Roach war während dieser Zeit höchst aktiv, trat mit Dizzy Gillespie, Benny Carter, Stan Getz und Charlie Parker auf. 1952 gründete Max Roach gemeinsam mit Charlie Mingus das Debut-Label, für das er mehrere Platten aufnahm, darunter auch das legendäre "Massey Hall Concert" mit Mingus, Dizzy Gillespie, Bud Powell und dem unter dem Namen Charlie Chan angeführten Charlie Parker.
Danach arbeitete Max Roach in Kalifornien und leitete dort ein Quintett mit Clifford Brown und Sonny Rollins. Gemeinsam schuf man den Hard-Bop-Stil, die afro-amerikanische Gegenbewegung zum Cool Jazz. Der Autounfall, bei dem Clifford Brown und der Pianist des Quintetts, Richie Powell ums Leben kamen, löste bei Roach Depressionen und Alkoholismus aus. Der Bürgerrechtsbewegung stand Max Roach immer schon nahe und so entstand 1960 das Album "We Insist! Freedom Now Suite" gemeinsam mit Coleman Hawkins, Abbey Lincoln (mit der Roach auch einige Jahre verheiratet war) und Babatunde Olatunji. Mehrere Jahre wurde Roach deshalb von diversen Plattenfirmen boykottiert.
Zusammenarbeit mit Rappern
Max Roach arbeitete oft und viel mit Schlagzeugern und Perkussionisten aus aller Welt zusammen. In den 1970er und 1980er Jahren spielte Roach vermehrt in Duo-Besetzung, beispielsweise mit Archie Shepp, Anthony Braxton, Cecil Taylor und Abdullah Ibrahim. In den 1990er Jahren führte Roach ein Doppelquartett und Roach arbeitete auch als einer der ersten Jazzmusiker mit Rappern zusammen. Max Roach brachte das Schlagzeug zum Singen, Roach war als Schlagzeuger nicht nur Rhythmushalter, sondern griff mit seinem Spiel melodisch in das Jazzgeschehen ein. Roach war Stil bildend im Bebop, Hard Bop und Avantgarde Jazz.
Hör-Tipp
Die Ö1 Jazznacht, jeden Samstag, 23:03 Uhr
CD-Tipps
Gene Krupa, "Krupa and Rich", Verve 5216432
Kenny Clarke, Kenny Clarke / Francy Boland, "More Smiles", MPS 9814789
Max Roach, "We Insist! Freedom Now Suite", Candid 79002
Links
Drummerworld - Gene Krupa
Drummerworld - Kenny Clarke
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