Chance für umweltfreundliche Technologien?

Autosalon im Zeichen der Krise

Dass viele große Autohersteller derzeit ums Überleben kämpfen, macht sich auch beim traditionellen Treffpunkt der Branche, dem Automobilsalon in Genf bemerkbar. Sind revolutionäre Veränderungen in der Automobilindustrie zu erwarten?

Magna-Chef Siegfried Wolf über die Chancen der Krise

Kaum eine Branche spürt die Wirtschaftskrise so sehr wie die Autoindustrie. Hunderttausende Arbeitsplätze gehen weltweit verloren. Die Verkaufszahlen brechen ein. Als erstes Traditionsunternehmen ist das schwedische Unternehmen Saab zahlungsunfähig geworden. Andere Hersteller wie Chrysler, General Motors und dessen deutsche Tochter Opel kämpfen ums Überleben. Ohne Staatshilfe werden es diese Unternehmen wohl nicht schaffen.

In Österreich ist die Autozulieferindustrie betroffen. Eine Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger kommt zum Ergebnis, dass die Zulieferer weltweit bis zu 40 Prozent an Umsatz verlieren könnten, weil die Autohersteller ihre Produktion zurückfahren.

Autosalon als Hoffnungsschimmer

Der Automobilsalon in Genf in der Schweiz ist einer der traditionellen Treffpunkte der Branche. Jahrelang haben dort Konzerne ihre neuen Modelle vorgestellt, zukunftsweisende Technologien präsentiert und protzige Luxusmodelle zur Schau gestellt. Heuer macht die Autoindustrie einen kleinlauten Eindruck. Vom Autosalon erhoffen viele in der Branche Impulse für eine Industrie, die die schwerste Krise seit Jahrzehnten durchlebt.

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt ein Blick auf die Verkaufszahlen im Februar. General Motors hat in den USA 120.000 Autos verkauft, nicht einmal halb soviele wie vor einem Jahr. Vor der Krise waren bei General Motors noch über 300.000 verkaufte Autos pro Monat die Regel. Bei Ford schaut es kaum besser aus. Die Verkaufszahlen sind im Februar auf unter 100.000 Stück gefallen. Nicht ganz so schlimm geht es den ausländischen Herstellern am US-Markt. Aber auch Toyota verzeichnet ein Minus von über 37 Prozent. Etwas besser schlagen sich die deutschen Hersteller.

Krise ja, Revolution nein

Die Krise wird die Autoindustrie verändern, aber nicht auf den Kopf stellen. Das war zumindest von führenden Vertretern der Branche zu hören. Magna-Chef Siegfried Wolf etwa erwartet, dass die Kunden einfachere Autos verlangen werden. "Downsizing ist natürlich ein Wort, das für alles verwendet wird. Aber man wird in Zukunft weniger Auto kaufen, weil man nicht so viel Auto braucht. Es kann nicht sein, dass ich mir, wenn ich ein Automobil kaufe, zuerst eine zwei, drei Zentimeter dicke Bedienungsanleitung durchlesen muss. Ich will eigentlich nur fahren."

Auch der Wandel, was die Antriebssysteme betrifft, werde nicht so schnell gehen, meint der frühere Fiat-Chef Herbert Demel: "Das Elektroauto wird derzeit völlig überschätzt. Das heißt nicht, dass es nicht kommt. Das heißt nicht, dass es nicht notwendig ist, an den Technologien zu arbeiten. Aber es ist sicher, dass bis zum Jahr 2025 die Zahl der Verbrennungsmaschinen wachsen wird."

Wer überlebt die Krise?

Der Autosalon in Genf war heuer aber auch von der Frage geprägt, welche Hersteller vielleicht zum letzten Mal vertreten sein werden. Magna-Chef Siegfried Wolf vertritt die Meinung, die großen US-Konzerne wie Chrysler oder General Motors werden die Krise trotz aller Schwierigkeiten überleben. Der deutsche Auto-Experte Ferdinand Dudenhöfer sieht das skeptisch. "Gerade Chrysler und General Motors sind stark gefährdet. Um die muss man sich ganz große Sorgen machen. Das würde natürlich viele Arbeitsplätze bei den Zulieferern in und außerhalb Amerikas gefährden."

Hersteller vor allem aus Europa, denen es bei weitem nicht so schlecht geht wie ihren US-Konkurrenten, legen Wert darauf, dass nicht die gesamte Autoindustrie in gleicher Weise betroffen ist. VW-Sprecher Hermann Becker meint, der US-Autoindustrie sei es schon vor der Wirtschaftskrise schlecht gegangen: "Die amerikanische Autoindustrie hat Überkapazitäten seit vielen Jahren. Die Finanzkrise hat den gesamten Automarkt nach unten bewegt und trifft die Hersteller besonders. Die amerikanische Autoindustrie hat ein strukturelles Problem. Das versucht man jetzt zu bereinigen."

Zulieferer müssen zittern

Der Magna-Konzern wäre von einer Pleite eines großen US-Herstellers schwer getroffen. Schon der Konkurs von Saab belastet Magna. "Wir werden es verkraften", sagt Siegfried Wolf. "Wir haben lange mit unserer Philosophie, dass wir nicht mehr Geld ausgeben als wir haben, eine solide Basis geschaffen. Aber schön ist das sicherlich nicht."

Am Automobilsalon war aber oft die Botschaft zu hören, die Industrie müsse die Krise als Chance sehen, als Chance, neue, umweltfreundliche Technik zu entwickeln, um am Ende der Krise stärker dazustehen als vorher. Und die Branche versucht sich auch selbst Mut zu machen mit der Botschaft, ein Teil der Krise sei wohl auch herbeigeredet und es brauche nur etwas bessere Stimmung, um der Autoindustrie und ihren Beschäftigen wieder Mut zu machen.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag 6. März 2009, 9:45 Uhr

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