Buraka Som Sistema und Watcha Clan

Partymusik der globalen Vorstadt

Als "Tropical World Clash" paaren sich westliche Electro-Styles mit der Vorstadtkultur der "Emerging Markets". Die brutalen Bässe des globalen Ghetto-Sounds sind voller Energie, nach friedlichem Zusammenleben klingen sie nicht immer.

Watcha Clan: Call of Hagar

"Tropical World Clash" fasst als etwas holpriger Überbegriff die Partymusik aus den Ghettos und Vorstädten der Welt zusammen - von den brasilianischen Favelas bis zu den Townships in Südafrika. Westliche Electro Styles haben sich mit der Vorstadtkultur der "Emerging Markets" gepaart. Die brutalen Bässe des globalen Ghetto Sounds sind voller Energie, nach friedlichem Zusammenleben klingen sie nicht immer.

Die Klänge der ehemaligen Kolonien

Neueste Shootingstars der Szene sind die Portugiesen Buraka Som Sistema. Sie füttern ihre Klangmaschinen mit Stoff aus den vielen Ex-Kolonien. Ihre massiven Bässe klingen hybrid, Synthies zwitschern wie verrückte Klingeltöne. Rap und Gesang in brasilianischem Portugiesisch und UK-Garage-Style. Im Ghetto-Pop des Buraka Som Sistema blieb die Dichte der Musik aus der Electro-Ära, deren Prinzip es ist, die Hörer und Hörerinnen, respektive Partygeher und -geherinnen, mit Schlüsselreizen zu überfluten. Musik laut wie das Großstadtchaos, eine Poesie des Kakophonen.

Babylonisches Sprachgewirr

Dieselbe Szene wie die Portugiesen bedient die französische Formation Watcha Clan, jedoch mit völlig anderen Einflüssen. Ihre Musik oszilliert um das Zentrum Marseille, das Spektrum umfasst ruhige akustische Nummern ebenso wie Electro-Partykracher. Algerien, die Alpen und Korsika sind die Herkunftsländer der aktuellen Besetzung beim Watcha Clan, erklärt Sängerin und Frontfrau Sista K. Sie selber stammt aus den bunt gemischten Vierteln der Stadt, wo Juden, Araber und Latinos Tür an Tür leben, und Französisch den gemeinsamen Nenner eines babylonischen Sprachgewirrs bedeutet. Arabisch, Jiddisch, Englisch, Französisch, alles findet sich auf der Platte.

Tradition und Electro

Den Watcha Clan gibt es seit zehn Jahren, auf dem Album "Diaspora Hi-Fi - A Mediterranean Caravan" haben sie nun erstmals die Traditionen mit elektronischer Hilfe verknüpft. Gründungsmitglied Sista K. erzählt: "Ich stand der Technik skeptisch gegenüber, doch Kollege Clemens überzeugte mich, weil er die Technik grooven ließ."

Nun verbinden sich Tradition und Electro, die kleinere Besetzung kann besser mit den Stilen jonglieren. Am 20. März 2009 gastiert der Watcha Clan in Wien im Ost Klub. Dieses Lokal steht vor allem für osteuropäische Musik. Im Repertoire des Watcha Clan finden sich ebenfalls Balkan-Elemente, Sista K. sieht diese als logischen Teil im Zug der mediterranen Karavane und ihrer eigenen Identität - ihre Mutter kommt aus Litauen, ihr Vater aus Algerien.

Algerien ist näher als Paris

Sista K. sieht eine Brücke in den Musiktraditionen, die Roma hätten mediterrane Klänge über ganz Europa verteilt, die Balkan-Musik wäre nicht so weit weg von der arabisch-andalusischen. Im Watcha-Clan-Herkunftsland Frankreich hat der Mix aus Migranten- und Partysounds eine längere Tradition als anderswo. Nordafrika gehörte schließlich immer schon zum mediterranen Kulturraum. Algerien ist Marseille näher als Paris, die Mittelmeerküste ist das Bindeglied zwischen Afrika und Europa.

Die gemeinsame mediterrane Kultur zeige sich im Charakter und den Essgewohnheiten, meint Sista K. Manche Straßen in Marseille sehen aus, als wären sie in Algier, und wenn die Leute aus Nordafrika in die Stadt kämen, sähen sie keinen Unterschied. Ob man ihre Musik nun "Tropical World Clash" oder "Ghetto Groove" nennt, ist Sista K vom Watcha Clan egal. Die Namen machen andere, sie macht die Musik.

Hör-Tipp
Leporello, Mittwoch, 18. März 2009, 7:52 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Konzert Watcha Clan, Freitag, 20. März 2009, 22:00 Uhr, Ost Klub, Wien

Links
MySpace - Buraka Som Sistema
MySpace - Watcha Clan
Watcha Clan
De:Bug - Tropical World Clash
Ethnotechno
Ost Klub