Dinner for two

Das Zehnte von Heilbutt & Rosen

Ein Paar, ein Tag, unendlicher Ärger. Mit "Endstation Tobsucht" präsentiert Heilbutt & Rosen-Mastermind Helmuth Vavra nicht nur das neue - zehnte - Programm, sondern gleichzeitig seine neue Bühnenpartnerin, das langjährige Simpl-Mitglied Theresia Haiger.

Acht Jahre Glück?

Theresia und Helmuth haben sich zum Abendessen in einem 4-Hauben-Lokal verabredet, um ihren achten Jahrestag abzufeiern. Vordergründig kein besonders gewagtes Unternehmen, wäre da nicht der Alltag, der sowohl der Wellness-Journalistin als auch dem Werbetexter bereits gründlich die Laune verdorben hat. Streit liegt in der Luft.

"Endstation Tobsucht" nennen Heilbutt & Rosen ihr zehntes Programm. Helmuth Vavra und Theresia Haiger, seit dieser Produktion die neue Frau im Ensemble, lassen das Publikum an Lebenssituationen eines angeblich glücklichen Paares teilhaben. Co-Autor Berthold Foeger gibt den Pianisten und sorgt für die recht vielfältige musikalische Begleitung. Helmuth und Theresia bieten Einblicke in 24 Stunden aus jenem Tag ihres Lebens, der eigentlich ein Festtag werden sollte.

Morgen-Grauen

Der Nachbarhund bellt, der Mann kann nicht schlafen und weckt die Frau auf, um ihr von seinen Schlafstörungen gleich unmittelbar zu berichten. Ein ganz mieser Beginn für diesen Tag. Frauen und Männer passen nicht zusammen - dieser nicht ganz taufrischen Theorie haben Helmuth Vavra und sein Co-Autor und Musiker Berthold Foeger das neue Heilbutt-&-Rosen-Programm gewidmet. Nachgezeichnet wurden dafür zwei leicht reizbare Menschen, die offenkundig wenig Freude aneinander haben - und miteinander schon gar nicht!

Dafür können sich Theresia und vor allem Helmuth umso besser ärgern - über einander sowieso, aber auch über jedes kleine Detail in ihrem Leben. Helmuth Vavra, dessen Handschrift die Heilbutt-&-Rosen-Programme seit 1992 tragen, ließ in die aktuelle Produktion selbst Erlebtes und Beobachtetes aus dem Beziehungsalltag eines durchschnittlichen Pärchens einfließen.

Grenzenlose Beinfreiheit

Theresia Haiger ist neu im Heilbutt-&-Rosen-Team. Die Sängerin und Schauspielerin folgte Verena Scheitz als Bühnenpartnerin von Helmuth Vavra und war bislang in Simpl-Produktionen wie auch in diversen Chansonprogrammen zu sehen. Die Einladung, den weiblichen Part in "Endstation Tobsucht" zu übernehmen, erhielt Theresia Haiger zu einem Zeitpunkt, als die grundsätzliche Ausrichtung des Programms schon beschlossen war.

Helmuth Vavra und Berthold Foeger formulierten die Dialoge, Leo Bauer plante sein Regiekonzept und Theresia Haiger erarbeitete sich den Aktionsradius für ihre Rolle erst bei den Proben. Ein wesentlicher Grund für die Schauspielerin, sich dem Kabarettteam von Heilbutt & Rosen anzuschließen, liegt in dem hohen Musikanteil der Programme. Nach bewährtem Prinzip versehen Helmuth Vavra und Berthold Foeger auch in dieser Produktion bekannte Melodien mit neuen Texten. Rainhard Meys Lied "Über den Wolken" handelt von der grenzenlosen Beinfreiheit und aus "Für immer jung" wird "Für immer dumm".

Nutzloses Stressbewältigungsseminar

Für immer dumm - eine Erkenntnis, die das Jubiläumspaar Theresia und Helmuth bei einem kleinen Diskurs darüber gewonnen hat, wer bei uns aller Auto fahren und vor allem wählen darf. Plattform für diese Denkübung ist das Stressbewältigungsseminar, das die beiden aus einsichtigen Gründen seit einiger Zeit - sozusagen aus Selbstschutz - besuchen.

Neben dem sogenannten politisch motivierten Stress gibt es da natürlich auch alle möglichen privaten Situationen, die für erhöhte Adrenalin-Ausschüttung sorgen. Theresia und Helmuth, ein Paar, das wohl keiner um seine Probleme beneidet. Und um deren Bewältigungsstrategien vermutlich auch nicht. Der in den Jahren aufgestaute Ärger lässt einfach keine richtige Stimmung aufkommen und entlädt sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Kein Grund zum Feiern

"Endstation Tobsucht" ist eine Farce um eine Beziehung, an der kaum mehr etwas stimmt. Warum das achtjährige Bestehen eines gemeinsamen Lebensweges keinen Grund zum Feiern bietet, versuchen Theresia Haiger und Helmuth Vavra in ihrem Programm anhand vordergründiger Zänkereien und geschlechtsspezifisch zugeordneter Beleidigtheit zu demonstrieren.

Die schwungvoll und routiniert dargebotenen Coverversionen bekannter Popsongs sorgen für den erfrischenden Rhythmus, können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich weitgehend mit naheliegenden Pointen begnügt hat. Die intensive satirische Auseinandersetzung mit dem weiten Land der zwischenmenschlichen Beziehung blieb in der Endstation Tobsucht ausgespart.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 19. April 2009, 22:05 Uhr

Links
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