Frühlingsmelodie im Klavierkonzert
Kunstlied als Volkslied
Verarbeitungen von Volksliedern sind seit dem 18. Jahrhundert ein beliebter "Kunstgriff" der Komponisten. Mozarts "Komm lieber Mai" ist der umgekehrte Fall: Das Lied, als Melodie auch in einem Klavierkonzert präsent, ist ursprünglich ein Kunstlied.
8. April 2017, 21:58
Friedrich Gulda, Keith Jarret, Malcom Bilson
Die ersten Verse von Mozarts Lied "Sehnsucht nach dem Frühling" sind allseits bekannt: "Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün". Diese Melodie hatte Mozart kurz bevor er sie als Mailied verwendete, als Thema im letzten Satz seines Klavierkonzerts Nr. 27 verwendet. In unserem Audio hören Sie dieses Rondo im Interpretationsvergleich.
Am 14. Jänner 1791 komponierte Mozart sein "Sehnsucht nach dem Frühling" - nicht ein Volkslied, das (wie so oft) Eingang in die sogenannte Kunstmusik oder konzertante Musik gefunden hat, sondern umgekehrt: ein Kunstlied, das über die Jahrzehnte und Jahrhunderte zum Volkslied geworden ist.
Friedrich Gulda
Tänzerisch, kurz artikuliert, viel staccato bei Friedrich Gulda - die Wiener Philharmoniker sind bemüht um genau die gleiche kurze tänzerische Artikulation.
Keith Jarret
Hören Sie im Zweiten Teil des Audios Keith Jarret, sonst eher im Jazz zu Hause, aber zwischendurch auch souverän auf klassischen Pfaden unterwegs. Er nimmt die Artikulation der Töne etwas breiter (man hört es gleich am ersten Ton) - das kann aber auch ein Eindruck sein, der zumindest teilweise durch eine halligere Raumakustik beziehungsweise Aufnahmetechnik entsteht.
Mozarts Mai-Thema wirkt hier im Vergleich zu Gulda schwerfälliger, obwohl fast das gleiche Tempo angeschlagen wird. Der Grund liegt unter anderem in der linken Hand: scheinbar unscheinbare Albertibässe, gebrochene Dreiklänge, die Jarret ganz gleichförmig spielt, mit stets der gleich starken Betonung auf der Eins, so dass ein leichter Leierkasten-Effekt entsteht.
Malcom Bilson
Es sind manchmal Nuancen, die große Effekte haben - lebendiger, weniger gleichförmig Malcom Bilson auf dem Fortepiano im dritten und letzten Teil des Audio-Files, sehr nuanciert spielt hier die linke Hand, indem sie sich trotz gleichförmiger Bewegung dynamisch ständig leicht verändert und den Verlauf der Melodie unterstützt.
Hör-Tipp
Ausgewählt, Mittwoch, 6. Mai 2009, 10:05 Uhr
CD-Tipps
W.A. Mozart, Klavierkonzert Nr. 27, KV 595, Wiener Philharmoniker, Friedrich Gulda, Claudio Abbado, Deutsche Grammophon
W.A. Mozart, Klavierkonzert Nr. 27, KV 595, Keith Jarret, Stuttgarter Kammerorchester, Dennis Russel Davies, ECM Record
W.A. Mozart, Klavierkonzert Nr. 27, KV 595, Malcom Bilson, John Eliot Gardiner, English Baroque Soloists, Deutsche Grammophon
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