Vom Fürsten zum Biobauern

Unternehmen Esterházy

Die ehemalige Fürstenfamilie Esterházy ist seit mehr als 300 Jahren mit Kultur und Wirtschaft im pannonischen Raum verbunden. Darüber hinaus ist Esterházy aber auch der größte Biobetrieb Österreichs und der größte Forstbetrieb des Burgenlandes.

Kultur, historische Gebäude und Land- und Forstwirtschaft: das sind die Hauptbereiche der Esterházy-Betriebe. Seit mehr als 300 Jahren hat die Familie Esterházy den pannonischen Raum geprägt. Ihr Grundbesitz erreichte um 1800 seine größte Ausdehnung mit rund 500.000 Hektar, der Großteil lag im heutigen Ungarn und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet.

1956 begann Paul der Fünfte, der bis zum Ende des Ersten Weltkriegs der letzte noch regierende Fürst der Esterházy-Dynastie gewesen war, mit großen Investitionen und moderenen wirtschaftlichen Methoden seinen burgenländischen Besitz wieder ertragreich zu machen. Nach seinem Tod im Jahr 1989, brachte seine Witwe und Universalerbin, Melinda Esterházy, das Vermögen in drei Stiftungen ein, um so die Zersplitterung des Besitzes im Lauf der Generationen zu verhindern und den umfangreichen Kulturbesitz erhalten zu können.

2001 wurden dann die Esterházy Betriebe gegründet, die das Vermögen der Stiftungen wie eine Holding verwalten. Heute besitzen die Esterházy Stiftungen etwa 44.000 Hektar Grund im Burgenland und beschäftigt mehr als 200 Mitarbeiter.

Prägende Bedeutung

Die Bedeutung der Esterházy-Betrieben für das Burgenland ist groß und prägend, sagt Christof Schremmer vom Österreichischen Institut für Raumplanung. Es gibt keinen vergleichbaren Betrieb in dieser Größenordnung im Burgenland, sowohl was die Mitarbeiter als auch die bewirtschaftete Fläche betrifft. Das umsatzstärkste Standbein der Esterházy Betriebe ist der Geschäftsbereich Forst- und Naturmanagment: mit mehr als 22.000 Hektar Wald und einem Umsatz von 19 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr ist Esterházy einer der größten privaten Forstbetriebe Österreichs.

Erfahrung exportiert

Die Erfahrung beim Bewirtschaften von Wald haben die Esterházy-Betriebe auch exportiert, und zwar nach Rumänien. Dort hat der Staat im Jahr 2005 ein Restitutionsgesetz beschlossen und Grundbesitzern, die während der kommunistischen Herrschaft enteignet worden waren, ihre Flächen zurückgegeben. Doch viele Eigentümer leben gar nicht mehr in Rumänien oder können und wollen keinen Forstbetrieb führen, sagt Direktor Hans Peter Weiss. Die Esterházy-Betriebe haben ihr Expertenwissen angeboten und die Verwaltung und Bewirtschaftung von restituierten Waldflächen übernommen. Mit dieser Dienstleistung ist Esterházy in eine Marktlücke vorgestoßen und bewirtschaftet inzwischen 10.000 Hektar Wald in Rumänien, bis Jahresende sollen es doppelt so viel sein.

Größter Biobetrieb

Von ihren 10.000 Hektar Landwirtschaftsfläche im Burgenland haben die Esterházy-Betriebe den Großteil verpachtet, nur 1.600 Hektar werden selbst bewirtschaftet. Angebaut wird hauptsächlich Getreide und das seit 2002 rein biologisch. Esterházy ist damit der größte Biobauer Österreichs. Das Esterházy-Weingut verkauft 400.000 Flaschen pro Jahr, 60 Prozent davon im Ausland. Darüber hinaus ist Esterházy über ein Tochterunternehmen, die Bioenergie Burgenland, an mehreren Biomasse-Projekten beteiligt: dafür kommen jährlich rund 80.000 Tonnen Holz aber auch Schilf vom Neusiedlersee zum Einsatz.

Zukunft im pannonischen Raum

Die Zukunft sieht man bei Esterházy jenseits der Grenzen, im Osten. Waldbewirtschaftung will man künftig auch in Serbien anbieten, und auch die kulturellen Aktivitäten sollen über das Burgenland hinaus reichen. Schon jetzt kommt mehr als die Hälfte der Kulturtouristen aus den Nachbarländern im Osten. Die historischen Gebäude der Familie Esterházy in Eisenstadt, Forchtenstein, St. Margareten und Lackenbach locken jährlich mehr als eine halbe Million Besucher ins Nordburgenland.

Streit um Schloss Esterházy

Um die Sanierung des Schlosses in Eisenstadt gibt es seit Jahren einen Konflikt mit dem Land Burgenland: Es geht um das Ausmaß und die Kosten der geplante Renovierung, für die Land und Bund insgesamt 80 Millionen Euro beisteuern sollten. Das Land stimmt den Plänen nicht zu. Die Esterházy Privatstiftung lässt im Gegenzug den Pachtvertrag, der dem Land die Nutzung von Teilen des Schlosses für Repräsentationszwecke ermöglicht hat, mit Ende des Jahren auslaufen. Renoviert werden soll trotzdem, sagt Esterházy-Generaldirektor Stefan Ottrubay, möglicherweise mit einem anderen Partner.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag 15.Mai 2009, 9:45 Uhr

Links
Esterházy Betriebe GmbH
Schloss Esterházy
Österreichisches Institut für Raumplanung