Serenaden auf den Straßen Dubrovniks

Ibrica Jusic

Am 6. Juni gastiert im Wiener Theater Akzent einer der bekanntesten Sänger Dubrovniks. Ibrica Jusic machte sich in ganz Europa mit seinen Serenaden und Chancons einen Namen. Begonnen hat er als Straßenmusiker in Dubrovnik.

Vielen, die Dubrovnik am Ende der 1960er und am Anfang der 1970er Jahre besucht haben, könnte der Name des Dubrovniker Sängers Ibrica Jusic wohl bekannt sein. Damals blühte zwar der Tourismus in Jugoslawien, Dubrovnik selbst wurde - obwohl es eine der schönsten Städte der Region war - jedoch nur selten als touristisches Ziel gewählt. Nur hin und wieder unternahmen Besucher und Besucherinnen einen Ausflug innerhalb der alten Stadtmauern, tranken etwas in einem der Lokale und verließen die Stadt auch schon wieder.

Es ist kaum zu glauben, aber in der Altstadt von Dubrovnik war es damals nach zehn Uhr Abends kaum mehr möglich, etwas zu trinken oder zu essen zu bekommen. Lediglich am Rande der Stadtmauern gab es ein paar vereinzelte Lokale, die ihre Tore noch nicht geschlossen hatten.

Troubadour aus Dubrovnik

Nach 22:00 Uhr, als die Stadt schon schlief, konnte man jedoch an den Stiegen des Dominikanerklosters eine Schar von Menschen sehen, die sich dort jeden Abend versammelte, um den "Serenaden" von Ibrica Jusic unter freiem Himmel zu lauschen. Bekannt war er den Einwohnern von Dubrovnik fast nur unter seinem Vornamen.

Ibrica sang also, auf der Türschwelle sitzend, nur so zu seinem eigenen Vergnügen. Geld verlangte er natürlich nicht. Die Fangemeinde hätte ihm wohl gerne manchmal bis zum Morgengrauen zugehört - hätten die Stadtpolizisten nicht fast jede Session unterbrochen. Sie kamen, scheuchten das protestierende Publikum auf und mitunter nahmen sie Ibrica mit auf die Polizeistation. Dieses Schauspiel wiederholte sich jahrelang fast jeden Abend. Und Ibrica wurde zu einer Dubrovniker Legende.

Später machte er sich einen internationalen Namen und wurde sogar in Frankreich - der Heimat des Chansons - populär.

Eine Stadt wird geweckt

Fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts blieb Dubrovnik eine verschlafene Stadt. 1991 wurde es von serbischen Truppen umringt und bombardiert. Die Stadt - von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerben aufgenommen - wurde schwer beschädigt. Insgesamt kamen dabei 114 Zivilisten ums Leben.

Nach Ende des Krieges erlebte die Stadt einen Touristenboom. Die sehr populär gewordenen Kreuzschifffahrten bringen Tag für Tag tausende Touristen, die die Stadt überschwemmen. Wandert man heute durch die Altstadt, wird man vom gastronomischen Angebot fast erschlagen, es ist, als wäre man in einem einzigen großen Restaurant. Die Immobilienpreise sind inzwischen in die Höhe geschnellt. Viele Einheimische haben ihre Wohnungen an Ausländer oder kroatische Neureiche verkauft und sind in die Umgebung gezogen.

Reichhaltiges Nachtleben
Heute hat Dubrovnik ein reichhaltiges Nachtleben. Heute ist es kein Problem mehr, nach 22:00 Uhr ein Lokal zu finden. Unterhaltungsmusik tönt aus allen Richtungen.

Trotzdem kommt Ibrica Jusic, der ja mittlerweile ein Star ist, von Zeit zu Zeit, wenn er sich gerade von seiner letzten Tournee erholt, in die Stadt. Er gibt Konzerte in Dubrovnik - manchmal sogar auf den Stiegen der Dominikanerkirche.

Am Samstag, 6. Juni 2009 ist Ibrica Jusic in Wien zu hören. Im Theater Akzent gibt er Elemente des französischen Chansons zum Besten, kombiniert mit der Vertonung von Versen von William Shakespeare, Bertolt Brecht, Luka Paljetak und Miroslav Antic.