Der rote Teufel tritt in Gipsstaub
Die Region Piemont
Königreich des Weines samt Hauptstadt des Trüffels: Arm ist das Piemont, was Kulinarik und ihre Genüsse betrifft, niemals gewesen. Vieles dreht sich ums Essen, vor allem in der Hügellandschaft von Langhe, südöstlich von Turin gelegen.
8. April 2017, 21:58
Gipsstaub streut der italienische Liedermacher Gianmaria Testa auf den Boden seines Hauses, um die Spuren etwaiger Besucher festzuhalten. Wenn schon nicht realiter, so singt Testa zumindest von seinen Schrullen im Chanson "Polvere di Gesso".
Gianmaria Testa, der vor seiner Musikerkarriere Stationsvorstand des Bahnhofs von Cuneo war, ist ebenso wie Paolo Conte, der singende Rechtsanwalt aus Asti, ein musikalisches Aushängeschild für die norditalienische Region Piemont. Das Piemont brüstet sich gerne als lukullische Kernlandschaft Italiens, und tatsächlich dreht sich am Fuße der schneebezuckerten Alpengipfel vieles ums Essen, vor allem in den Langhe, einer Hügellandschaft südöstlich von Turin.
Reich der Weinrebe
Der König im Piemont ist der Wein, ob er nun Barolo, Barbera oder Barbaresco heißt. Die Wände im Schlosshotel von Bubbio, einem kleinen Bergdorf in den Langhe, schmücken Regale voller Weinflaschen. Auf den Deckenfresken tummeln sich fidele Putti zwischen Blumenranken.
Das Restaurant des Castello di Bubbio ist in einem weitläufigen Ziegelgewölbe untergebracht, wo die freundlichen Hotelbetreiber Bagna Cauda, eine piemontesische Spezialität, auftischen. Nach Bubbio ziehen sich gestresste Städter zur Erholung zurück. Hier ist die Stille der landschaftlich lieblichen Langhe beinahe hörbar.
Dem Bürgermeister von Bubbio, der in einem kobaltblauen Bau aus dem 18. Jahrhundert werkt, ist es ein wenig zu still. Er ist immer auf der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten für den örtlichen Nachwuchs.
Trüffelhauptstadt
Einen vorbildlichen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Alba, die wohl schönste Stadt der Langhe. Die kompakte Kleinstadt tritt dank eines findigen Gastronomen schon seit beinahe hundert Jahren als "Trüffelhauptstadt" auf. Rund um die weiße Trüffel, die in der Gegend von Alba ihr Myzel ausbreitet, konstruierte man einen Kult.
Trüffel aus Alba wurden werbewirksam an Prominente geschenkt und eine Trüffelmesse aus der Taufe gehoben. Chronist des Lebens und Sterbens in Alba war im 20. Jahrhundert der Schriftsteller Beppe Fenoglio. In seinen Romanen und Erzählungen beschrieb er das Los der Partisanen, die in den Langhe den Kampf gegen den Faschismus antraten. Beppe Fenoglio ging es dabei nicht um Hochglanz-Heroik, sondern um die zutiefst menschlichen Gefühle, die die Partisanen bewegten, die Sorge ums nackte Überleben und um die Treue der Freundin.
Der zweite städtische Star in den Langhe ist Asti, bekannt für seinen Spumante und für den alljährlichen Palio. Besonders verlockend ist in Asti aber der fein gesponnene weiße Torrone, den der höchst sympathische Feinspitz Gianni Barbero in der traditionsreichen Torroneria herstellt. Da kommt man leicht ins Plaudern und lüftet plötzlich die Identität der Hauptfigur eines der bekanntesten Chansons von Paolo Conte: Diavolo Rosso. Der rote Teufel, den Conte besingt, ist der Großvater von Torroneproduzent Gianni Barbero und ein Rennradpionier aus Asti.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 14. Juni 2009, 10:09 Uhr
Ö1 Studienreise Piemont
Reise-Termine: 12. September bis 16. September und 19.September bis 23. September 2009, Pauschalpreise pro Person im DZ EURO 990,- ( EURO 940.- für Ö1 Clubmitglieder bei Vorweisen der Clubkarte), Einzelzimmerzuschlag: EURO 90.-, Beratung und Buchung: Verkehrsbüro Reisen, Dresdnerstr. 81-85, 1200 Wien,
Tel: 01/588 00 579, E-Mail
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