Richard Strauss und Stefan Zweig

Die schweigsame Frau

Für Richard Strauss war es der beste Text, "der auf dem Gebiet der opéra comique seit dem Figaro (von Mozart) geschaffen worden ist": Stefan Zweigs Libretto zu "Die schweigsame Frau". Ö1 sendet eine Aufführung des Werkes aus der Wiener Staatsoper.

Ausschnitt aus "Die schweigsame Frau"

Nach dem Tode des genialen Hugo von Hofmannsthal musste ich resigniert bekennen, mein Opernschaffen sei beendet. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, nochmals einen Textdichter zu finden, besuchte uns Anton Kippenberg (Inselverlag), um am nächsten Tag zu Stefan Zweig nach Salzburg zu fahren. So nebenbei sagte ich zu Kippenberg: fragen sie doch Zweig (den ich persönlich nicht kannte), ob er keinen Operntext für mich hat. Sofort erhielt ich einen Brief von Zweig, er habe wohl einige Ideen. Wir verabredeten ein Rendez-vous in München.

So der Komponist Richard Strauss in seinen Erinnerungen. Und bei besagtem Treffen im Winter 1931 wurde auch gleich ein Stoff für ein gemeinsames Projekt gefunden: eine Neufassung von Ben Jonsons Komödie "Epicoene, or The Silent Woman". Strauss war von Stefan Zweigs Arbeit begeistert, gratulierte dem Autor zum Text, der sich glänzend komponieren lasse und bedankte sich bei Anton Kippenberg für die Vermittlung des "besten Textes, der auf dem Gebiet der opéra comique seit dem Figaro (von Mozart) geschaffen worden ist."

Zorn der Nazi-Größen

Die Komposition ging dem auf das 70. Lebensjahr zugehenden Komponisten leicht von der Hand: Im Jänner 1935 war die Partitur abgeschlossen. Schon während der Arbeit an der "Schweigsamen Frau" besprachen Strauss und Zweig neue Opernpläne - doch weitere Projekte sollten nicht zustande kommen, so sehr sich auch Strauss für eine Fortsetzung der gemeinsamen Arbeit einsetzte.

Die politischen Zeiten hatten sich grundlegend geändert. Eine Oper auf den Text eines jüdischen Dichters galt als inakzeptabel, mochte auch der im nationalsozialistischen Deutschland hoch angesehene Strauss die Musik geschrieben haben. Und als der Komponist für die Dresdner Weltpremiere - mit der legendären Maria Cebotari in der Titelrolle - auch noch darauf bestand, dass statt (wie von der Obrigkeit gewünscht) "Oper nach Ben Jonson" der Name des Librettisten auf den Plakaten genannt werde, zog er sich vollends den Zorn der Nazi-Größen zu. Sein Werk wurde nach nur drei Wiederholungen abgesetzt.

Hoch gelobte Produktion

Erst 33 Jahre nach der Uraufführung ging "Die schweigsame Frau" erstmals in Wien über die Bühne - in immerhin 37 Aufführungen wurde die Oper zwischen 1968 und 1983 gezeigt. Die erst zweite Neuproduktion dieser Strauss-Oper in der Geschichte der Wiener Staatsoper war 1996 zu sehen - inszeniert von Marco Arturo Marelli.

Nach Aufführungen in Paris und in Dresden kehrt nun diese von der Presse hoch gelobte Produktion in den Spielplan der Staatsoper zurück, wie schon 1996 mit Kurt Rydl als Sir Morosus und Michael Schade als Henry. Unter der Leitung von Peter Schneider wird Adrian Eröd erstmals den Barbier singen und auf den Spuren der einst in Wien erfolgreichen "Schweigsamen Frauen" Mimi Coertse, Edita Gruberova und Natalie Dessay wird nun Jane Archibald wandeln, die die erkrankte Diana Damrau ersetzt.

Hör-Tipp
Richard Strauss, "Die schweigsame Frau", Samstag, 20. Juni 2009, 19:30 Uhr

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Wiener Staatsoper