Sozial Schwache haben ein erhöhtes Krebsrisiko
Psyche und Krebs
Früher interessierte sich die Psycho-Onkologie mehr für einzelne Krebsauslöser, wie Armut und Stress. Heute beschäftigt sich dieser Forschungszweig mit dem komplexen Umfeld von Krebskranken um Erkrankungsrisiken zu entdecken und zu vermeiden.
8. April 2017, 21:58
Nerven-, Hormon- und Immunsystem beeinflussen sich gegenseitig über Botenstoffe. Auch von außen kommende Sinnesreize, wie Ärger oder Trauer, können die Aktivität dieser Botenstoffe verändern. Ob und wie sehr die Psyche das Entstehen und den Verlauf einer bösartigen Tumor-Erkrankung beeinflussen kann, das ist das Forschungsgebiet der Psychoonkologie.
In den Anfängen der Psychoonkologie stand die Frage nach psychosozialen Faktoren, die für die Entstehung einer Krebserkrankung mitverantwortlich sein können, im Vordergrund. Heute weiß man aufgrund von Forschungsergebnissen, dass zum Beispiel Stress die Immunlage eines Menschen beeinflusst und damit zur Entstehung einer Erkrankung beitragen kann.
Heute konzentriert sich die Psychoonkologie auf psychische und soziale Bedingungen von Krebskranken sowie den Folgen und Begleiterscheinungen einer Krebserkrankung, um Erkrankungsrisiken zu entdecken und zu vermeiden.
Lebensstilfaktoren erhöhen Krebsrisiko
Mehr als psychische Belastungen erhöhen Lebensstilfaktoren, wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung, das Risiko an Krebs zu erkranken. Dies hat der dänische Epidemiologe Christoffer Johansen von der Abteilung für Psychosoziale Krebsforschung der dänischen Krebsgesellschaft durch großanlegte Untersuchungen an der dänischen Bevölkerung in signifikanter Weise zeigen können.
Epidemiologische Daten weisen darauf hin, dass Menschen, deren Partner oder Partnerin an Krebs erkrankt oder daran verstorben sind, ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls eine bösartige Erkrankung zu bekommen. Laut Christoffer Johansen ist aber nicht die psychische Belastung des Verlustes der Grund für das erhöhte Erkrankungsrisiko, vielmehr dürften die Gründe darin zu sehen sein, dass Lebenspartner und -partnerinnen oft gleichen oder ähnlichen umweltbedingten oder lebensstilbedingten Risikofaktoren ausgesetzt sind.
Der Epidemiologe konnte auch nachweisen, dass sozial benachteiligte Menschen nicht nur ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben, sondern darüber hinaus auch eine geringere Chance ihre Erkrankung zu überleben. Darüberhinaus haben sie auch eine geringere Chance, genauso lange zu überleben wie gutsituierte Krebspatienten und -patientinnen.
Die Psychoonkologie als Advokat
Durch diese Studie wurde klar, dass sozial benachteiligte Menschen dringend einen Advokaten brauchen, der nicht nur auf diese Benachteiligung aufmerksam macht, sondern die Entscheidungsträger in der Gesundheits- und Sozialpolitik berät, wie dieser Missstand zu ändern ist.
Die Internationale Gesellschaft für Psychoonkologie wolle - so deren Präsident William Breitbart vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York - dieser Advokat sein und werde in ihren künftigen Aktivitäten verstärkt die sozial schwächeren oder benachteiligten Menschen im Blickfeld haben.