Der Architekt Peter Zumthor

Gebrauch adelt

Peter Zumthor, 1943 in Basel geboren, gilt in seiner Branche als Spätstarter. Für sein Lebenswerk wurde er heuer mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, der als prestigeträchtigster Architekturpreis der Welt gilt. Er lebt in Haldenstein, in Graubünden.

Peter Zumthor, 1943 in Basel geboren, gilt in seiner Branche als Spätstarter. Für sein Lebenswerk wurde er heuer mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet, der als prestigeträchtigster Architekturpreis der Welt gilt. In der Begründung der Jury heißt es: "Peter Zumthor ist ein Meisterarchitekt, der von seinen Kollegen weltweit für seine Arbeit bewundert wird, die konzentriert, kompromisslos und außergewöhnlich entschieden ist. Er hat seine Verfahrensweisen genauso sorgfältig wie jedes seiner Projekte entwickelt".

Humanes Holz und wildes Glas

Ein Jahrzehnt lang arbeitete Peter Zumthor als Denkmalpfleger in Graubünden. Seit 1979 führt er sein Architekturbüro in Haldenstein. Sein internationaler Erfolg setzte in den 1990er Jahren mit dem Bau des Kunsthauses Bregenz und der Therme Vals in Graubünden ein. Zumthor gilt als Individualist, der eine große Sensibilität für Raum, Licht und Material besitzt. Dazu gehören auch Verbindungen zwischen mehreren Materialien oder Zusammenfügen von einzelnen Teilen: "Das Verbinden von Holz hat etwas sehr Humanes, das Holz ist weich. Stahl zu verbinden, ist anders, es ist härter. Glas kann man kaum verbinden. Das ist der wildeste biologische Werkstoff, den wir haben".

Synthesen zwischen Tradition und Moderne

1993 hat Zumthor den Architekturwettbewerb für die Gedenkstätte und das NS-Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" in Berlin gewonnen. Das Projekt wurde jedoch nicht realisiert, da es - wie das Land Berlin befand - angeblich zu kostspielig und zu kompliziert war. Die bereits gebauten Teile wurden vor fünf Jahren ganz einfach wieder abgerissen.

Gebaut hat Zumthor "Die Bruder-Klaus-Kapelle" in Wachendorf in der Eifel: Es ist ein 12 Meter hoher Turm, auf den 23 Betonschichten aufgetragen wurden - der Beton wurde nach einer regionalen Methode gemischt, indem der Zement mit Sand und grobem Kiesel aus der Voreifel zusammengestampft wurde. Die Kapelle ist fensterlos, ein höhlenartiger Raum, ein blockhafter Turm mit einem fünfeckigen Grundriss. Assoziationen zu einer Klause aus dem 15. Jahrhundert entstehen. Das Äußere der Kapelle besteht aus einer Betonschicht, im Innenraum wurden 120 Fichtenstämme, die nach dem Trocknen völlig mit dem Beton verbunden waren, ausgeräuchert, sodass in der Kapelle eine besondere Atmosphäre herrscht. In die kleinen zurückgebliebenen Holzöffnungen wurden Glassteine eingesetzt, die in Kombination mit der dunklen Betonoberfläche ein eigenes Licht erzeugen.

2007 stellte Zumthor nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit "Kolumba" fertig, das Kunstmuseum der Erzdiözese Köln, das über gotische Kirchenruinen errichtet wurde und eine Synthese zwischen Tradition und Moderne darstellt. "Weiterbauen ohne zu verstecken" war hier das bauliche Motto.

"Entwürfe waren out"

Peter Zumthor denkt an seine Anfänge zurück, die mit den damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen verstrickt sind. "Beeinflusst von den 1968ern, haben wir zuerst an den Grundlagen gearbeitet. Entwürfe waren out und ich ging in dieser Zeit in die Denkmalpflege. In den 1970er Jahren war Gestaltung plötzlich möglich, plötzlich hat man begonnen wieder zu entwerfen. Das schwierige Verhältnis von Tradition und Moderne war aufgebrochen. Es war ein sehr kluges Öffnen. Da habe ich gesagt, ich will Architekt werden."

Kompromisslose Architektur

Zumthors Architektenkunst wird in den Medien auch als "slow architecture" bezeichnet. Auch der Bau des Kunsthauses in Bregenz dauerte sieben Jahre. Und er hat zunächst für viel Aufregung gesorgt, aber auch hier hat sich Peter Zumthor durchgesetzt und sich auf keine Zugeständnisse eingelassen. "Ein Kompromiss ist für mich etwas Negatives und das mache ich nicht. Das berühmte Beispiel mit dem Kunsthaus in Bregenz war die Fenstergeschichte - eine politische Geschichte. Da muss ein Fenster hin, hat es geheißen und ich habe gesagt, ich baue ein Kunstmuseum und keinen Aussichtsturm. Ich habe gesagt, ich habe das studiert. Mein bestes Argument ist das fertige Gebäude."

Die Welt als endlose Scheibe

Von Joseph Beuys stammt das Zitat: "Die Welt ist voller Rätsel, für diese Rätsel aber ist der Mensch die Lösung". Und welchen Zugang hat Peter Zumthor zur Welt? "Was ich sehe, was mir am besten gefällt auf dieser Kugel, dass alles lebt, das gefällt mir gut, das gibt mir Kraft. Die Vorstellung, dass das auf einer Kugel stattfindet, ist schrecklich, ich hätte gerne eine endlose Scheibe. Es ist sehr schön, dass es die Kunst gibt, die Musik, die Malerei, Literatur, Dinge, die Menschen hervorbringen, und die man als Reichtum erlebt."

Hör-Tipp
Menschenbilder, Sonntag, 12. Juli 2009, 14:05 Uhr

Links
Wikipedia - Peter Zumthor
archINFORM - Peter Zumthor
The Pritzker Architecture Prize