Umweltfreundliche Energiegewinnung

Obamas Visionen

Die meisten US-Wissenschaftler erwarten sich eine Menge von Barack Obama. Der 44. Präsident der Vereinigten Staaten betonte in seiner Antrittsrede ausdrücklich die Bedeutung der Forschung. Er will ihr wieder jenen Platz einräumen, der ihr gebührt.

Barack Obama, der neue Präsident der Vereinigten Staaten, will der Wissenschaft in Amerika wieder jenen Platz einräumen, der ihr gebührt. Wie ernst es dem Präsidenten damit ist, lässt sich an verschiedenen Dingen ablesen. Da ist zunächst die Wahl seiner engen Mitarbeiter: Der Präsident hat, in den Worten der US-Medien, ein "Dream Team“ zusammengestellt. John Holdren, ein renommierter Harvard-Professor für Umweltpolitik, und Harold Varmus, Nobelpreisträger für Medizin, sind Wissenschaftsberater des Präsidenten. Steven Chu, Nobelpreisträger für Physik, ist Energieminister.

Das nächste wichtige Signal folgte im Februar 2009 und, passend zum Anlass, im Wissenschaftsmuseum der Stadt Denver. Da präsentierte Barack Obama sein 787 Milliarden Dollar schweres Paket zur Förderung der maroden US-Wirtschaft. Darin mit verschnürt sind auch 21,5 Milliarden Dollar für Wissenschaft und Forschung.

Umweltfragen bekommen oberste Priorität

Nirgendwo zeigt sich der Unterschied zwischen Barack Obama und seinem Vorgänger deutlicher als in Umweltfragen. George Bush lehnte bereits zu Beginn seiner ersten Amtszeit das Kyoto-Abkommen zum Klimaschutz ab. Die Regierung leugnete über Jahre den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel. Von Energiesparen war keine Rede.

Die drei großen Autoproduzenten in Detroit, General Motors, Ford und Chrysler, argumentierten erfolgreich und ohne Widerspruch gegen Auflagen, Benzin sparende Autos zu produzieren. Nun sind General Motors und Chrysler bankrott. Letzterer wurde vom italienischen Autoriesen Fiat geschluckt. Zum Zeichen, wie ernst es ihm mit Energiesparen ist, machte Barack Obama 285 Millionen Dollar aus dem Wirtschaftsförderungspaket für die bisher größte staatliche Anschaffung von Hybrid-Limousinen, insgesamt 2.500 Stück, locker.

150 Milliarden Dollar für grüne Energie

Für Barack Obama zählt die Entwicklung grüner Energie zu einem seiner vordringlichsten Ziele. Er lässt keine Gelegenheit vergehen, ohne anzumerken, dass die Amerikaner die Wahl haben.

Wir können, so der Präsident, der weltweit führende Ölimporteur bleiben oder wir können der weltweit führende Exporteur nachhaltiger Energie werden. Wir können tatenlos zusehen, wie der Klimawandel Schaden anrichtet; oder wir können Arbeitsplätze schaffen, indem wir dessen schlimmste Folgen verhindern.

Für diese Energierevolution hat der Präsident vom Kongress 150 Milliarden Dollar über die nächsten zehn Jahre verlangt. Eines der Kernstücke der Modernisierung ist der so genannte „smart grid“, sozusagen ein intelligentes Stromnetz, das die veraltete Energieinfrastruktur der USA ersetzen soll.

Die Grenze, die so genannte “frontier”, ist ein fixer Bestandteil der amerikanischen Symbolik. Der Begriff stammt vom Ende des 19.Jahrhundert, bezog sich auf den Marsch westwärts und war also geografisch gemeint. Mittlerweile ist die Grenze dort, wo es Neues zu erobern gibt. Für John F. Kennedy war die Grenze der Weltraum, für Barack Obama ist es die Umstellung eines ganzen Landes auf nachhaltige Energie.

Ehrgeizige Projekte, ehrgeizige Ziele

Derzeit fallen die Entscheidungen, wofür die Wissenschaftsgelder ausgegeben werden. Forscher schreiben fieberhaft Subventionsanträge für neue Projekte bzw. holen jene aus der Schublade hervor, die ignoriert worden sind.

In den letzten Jahren wurde durchschnittlich nur einem von zehn Anträgen staatliche Förderung gewährt. Oder anders ausgedrückt: Forscher mussten zehn Projektanträge vorlegen, um eines bewilligt zu bekommen. Die Milliarden aus dem Wirtschaftsförderungspaket kommen mit einer Auflage: Sie müssen innerhalb der nächsten zwei Jahre ausgegeben werden.

Ende April 2009 kündigte der Präsident ein neues ehrgeiziges Ziel an: Mindestens drei Prozent des Bruttoinlandproduktes sollen künftig in Forschung und Innovation investiert werden. Derzeit geben die USA dafür knapp 2,6 Prozent aus. Die drei Prozent-Marke ist übrigens auch das Ziel der 27 EU-Staaten, deren Schnitt zusammengenommen bei rund 1,8 Prozent liegt. Japan hingegen investiert vier Prozent seines Bruttoinlandproduktes in die Forschung; Südkorea hält bei 3,2 Prozent.

Hör-Tipp
Dimensionen, Mittwoch, 19. August 2009, 19:05 Uhr