Lösung oder Ursache der Krise?
Der Neoliberalismus
Ist die Marktphilosophie des Neoliberalismus und die ungleiche Verteilung von Reichtum schuld an der Krise? Oder sind Privatisierung und Deregulierung der einzige Ausweg aus dem Schlamassel? Darüber diskutieren Hans-Werner Sinn und Martin Zagler.
8. April 2017, 21:58
Ein ökonomisches oder ein politisches Problem?
Christian Felber, Gründungsmitglied der globalisierungskritischen Organisation Attac Österreich meint, dass die wachsenden Einkommensunterschiede auf die reine Marktphilosophie, die der Neoliberalismus predige, zurückzuführen seien.
Der Neoliberalismus, so Christian Felber, möchte den reinen Kapitalismus durch Privatisierung, durch den Abbau von Sozialleistungen und durch Flexibilisierung staatlich abgesichert wissen. In seiner Reinform hat es Neoliberalismus in Österreich nicht gegeben. Von neoliberalen Tendenzen kann man in Österreich aber sprechen.
Historische Wurzeln
Nach der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren wandte man sich von der liberalen Wirtschaftspolitik ab und jener Denkart zu, die auf den britischen Ökonomen John Maynard Keynes zurückgeht. Keynesianismus bedeutet kurz gesagt, dass der Markt bestimmte Regeln von Seiten des Staates auferlegt bekommt und dass der Staat etwa im Bereich des Arbeitsmarktes eingreift, wenn es notwendig ist.
In den späten 1970er, frühen 1980er Jahren begann dann der Aufstieg des Neoliberalismus. Zu Privatisierung, Liberalisierung und Deregulierung gäbe es keine Alternative, meinte etwa die damalige britische Premierministerin Margret Thatcher.
Sind Staatseingriffe richtig?
Hans-Werner Sinn, Leiter des ifo, des Instituts für Wirtschaftsforschung in München, plädierte in den letzten Monaten vermehrt für Staatseingriffe, ganz im Stile des Keynesianismus. Martin Zagler, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, ist der Meinung, dass die Krise durch zu starke Ungleichverteilung zwischen Arm und Reich entstanden ist. Er hält es für wichtig, nun in die Gegenrichtung zu steuern.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 24. Juli 2009, 9:45 Uhr
Buch-Tipps
Ewald Nowotny und Martin Zagler, "Der öffentliche Sektor. Einführung in die Finanzwissenschaft", Springer (2008)
Hans-Werner Sinn, "Kasino-Kapitalismus. Wie es zur Finanzkrise kam, und was jetzt zu tun ist", Econ (2009)
Links
Ifo München
Wirtschaftsuniversität Wien