Thema Recycling

Globaler Schiffsfriedhof

Inspiriert durch "Die Reise um die Erde in 80 Tagen” ist das Linzer Ars Electronica Center im Rahmen von "Linz09” zu einer Reise um die Welt aufgebrochen. Next Stop: Gadani, Pakistan - Linz/Österreich. Das Thema heißt: Recycling.

Gadani und Karatschi in Pakistan sind zwei Zentren zweifelhafter globaler Schrottentsorgung: von Altmetall und neuer alter Elektronik. Aber nicht nur globale Brennpunkte spielen bei der 80+1-Weltreise eine Rolle, auch bemerkenswerte lokale Plätze werden aufgesucht: so entsteht beim Thema "Recycling" ein Bogen zwischen einem der größten Abwrackplätze zur Entsorgung ausgedienter Fracht- und Tankschiffe in Gadani und der oberösterreichischen Hauptschule Steinerkirchen.

Abwrackplatz für Fracht- und Tankschiffe aus aller Welt

Fracht- und Tankschiffe, werden an der Küste bei Gadani in Pakistan "gebeacht" - also auf Grund gesetzt - und dann von schlecht bezahlten Arbeitern unter katastrophalen Bedingungen zerlegt. Wie die Arbeiter so ein Schiff zerlegen, wurde in Michael Glawoggers Film "Workingman´s Death", in dem es um die Arbeitsbedingungen in der globalisierten Welt geht, dokumentiert. Da die Kosten für Abwrackungen in Europa viel zu hoch sind, werden bis zu 80 Prozent aller zu verschrottenden Schiffe in Indien, Bangladesch und China zerlegt.

Rad und Tat - Hauptschule Steinerkirchen
An der Hauptschule in Steinerkirchen, die den Schwerpunkt "Bildnerische Erziehung" hat, haben Schülerinnen und Schüler im Rahmen von "80+1" in einem "Recycling"-Projekt Fahrräder repariert. Das ehemalige Schulhallenbad wurde zu einer Fahrradwerkstätte umfunktioniert, und Steinerkirchner brachten alte Fahrräder, die einerseits wieder verwendbar gemacht wurden und andererseits den Grundstock für ein Ersatzteillager bildeten.

Für den Lehrer Wolfgang Wurm, der seit mehr als 20 Jahren Bildnerische Erziehung unterrichtet und ein Jahr lang mit seinen Schülerinnen und Schülern an diesem Projekt gearbeitet hat, ist es auch darum gegangen, dass die Schülerinnen und Schüler sehen, dass man Fahrräder selbst reparieren kann - "denn in Wirklichkeit", sagt er bedauernd, "hat es sich aufgehört, Dinge zu reparieren".

Im nahegelegenen Benediktinerinnenkloster wurde die Projekt-Ausstellung "Rad und Tat" organisiert, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Kunstobjekte, die sie aus Fahrradbestandteilen hergestellt haben, ausstellen. Da findet sich Schmuck genauso, wie Roboter oder umfunktionierte Fahrräder.

In Steinerkirchen lernen Schülerinnen und Schüler auf freudvolle und gefahrlose Weise, was "Recycling" bedeuten kann, in den Entwicklungs- und Schwellenländern zerlegen Kinder Elektro- und Elektronikschrott, ohne zu wissen, dass ihre Arbeit mit teilweise gefährlichen Stoffen gesundheitsschädigende Folgen haben kann.

Elektronikschrott am schnellsten wachsender Müllberg
Laut Greenpeace macht Elektronikschrott mittlerweile rund fünf Prozent der weltweiten Gesamtmüllmenge aus. Der Handel mit kaputten Altgeräten ist zwar in den EU -Ländern verboten, aber es gibt Schätzungen, dass nur ein Viertel bis ein Drittel des in Europa anfallenden Elektroschrotts tatsächlich fachgerecht entsorgt wird. Für Claudia Sprinz, Konsumentensprecherin von Greenpeace Österreich, ist es "eigentlich Umweltverschmutzung im größten Stil, mit Substanzen, die nicht abbaubar sind und problematische Folgen für die Umwelt haben".

Ein kaputter Fernseher auf Weltreise
Greenpeace Großbritannien hat einen kaputten Fernseher mit einem Ortungssystem versehen und zum Recycling gegeben. Das Ergebnis: das Gerät wurde nicht auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft, sondern als Gebrauchtware nach Nigeria gebracht. Dort landete das Gerät auf einem Markt für Second-Hand-Elektrogeräte. Das Gerät wurde von Greenpeace geortet und danach nach Europa zurückgeholt...

"80+1 - Eine Weltreise" ist ein Projekt für Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas. Mit freundlicher Unterstützung der voestalpine AG.

Mehr zu Linz 2009 in oe1.ORF.at

Mehr zum Thema "Elektronikschrott" in oe1.ORF.at und fm4.ORF.at

Hör-Tipps
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr, "80+1 - Eine Weltreise", Berichte über das Projekt von "Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas". Die einzelnen Beiträge sind auch über den Ö1 Podcast erhältlich.

Mehr dazu unter Ö1 Podcast

Die Sendungsinhalte zum Projekt "80+1" sind auch mobil unter der Festnetznummer 050 304-2009 abrufbar (Gebühren gemäß den Tarifen Ihres Telefonanbieters).

Tipps
Zum Abschluss von 80+1 und dem gleichzeitigen Beginn der Ars electronica ist Radio Österreich 1 mit dem "Mobilen Ö1 Atelier" als Kommunikationsplattform auf dem Linzer Hauplatz präsent und widmet sich in Zusammenarbeit mit dem Festival dem Kernthema "Human Nature“. Parallel dazu ist das Ö1 Kulturjournal live vor Ort und sendet von 31. August bis 4. September erstmals aus dem obersten Stock des neuen Ars Electronica Center (AEC).

Die Ausstellung in Steinerkirchen ist auf Anfrage zu besuchen. Der Besuch muss sich ganz einfach bei der Klosterpforte der Benediktinerinnen melden. Die Schülerinnen und Schüler haben einen "Journaldienst" für Führungen eingerichtet. Innerhalb von wenigen Minuten können Johanna, Johannes, Lukas, Ramona und Schulkollegen beim Kloster sein und durch die Ausstellung führen.

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80 + 1