Zwischenbericht von der Biennale
Bizarrer Journalistenauftritt in Venedig
Eine seltsame Journalisteneinlage war am Dienstag bei den Filmfestspielen von Venedig zu erleben: Bei der Pressekonferenz zu "The Men Who Stare at Goats" mit George Clooney zog sich ein Privatfernsehmoderator bis auf die Unterhose aus.
8. April 2017, 21:58
Arnold Schnötzinger berichtet
An Glamour fehlt es den Filmfestspielen von Venedig heuer keinesfalls. Am Montag hat der venezulanische Staatspräsident Hugo Chavez das Festival besucht und sich wie ein Pop-Star feiern lassen, übrigens als erster ausländischer Staatschef beim Festival überhaupt. Oliver Stone hat Chavez in seinem Film "South of the Border" porträtiert.
Clooney und McGregor
Am Dienstag kam dann wieder die Prominenz aus Hollywood zum Zug, unter anderem mit George Clooney und Ewan McGregor für den Film "The Men Who Stare at Goats". Clooney sorgte dabei nicht nur für das übliche Gedränge, sondern war auch Anlass für eine seltsame Journalisteneinlage.
Bizarrer Auftritt eines Privatfernsehmoderators
"Videocracy" nennt sich ein Film, den man derzeit bei den Filmfestspielen von Venedig sehen kann. Er setzt sich kritisch mit der Macht des Fernsehens und seinem Niedergang durch zunehmend stupide Shows in Italien auseinander. Und dann wird ausgerechnet das Festival von Venedig selbst zur Bühne für den bizarren Auftritt eines Privatfernsehmoderators.
"Erwähle mich!"
Dieser zieht sich bei der Pressekonferenz zum US-Film "The Men Who Stare at Goats" mit George Clooney in der Hauptrolle bis auf die Unterhose und eine Krawatte aus, um sodann ein Geständnis zu machen: "Ich bin schwul! Ich liebe dich! Erwähle mich, George! Darf ich dich küssen? Bitte!"
George Clooney ist derartigen Unfug ja gewöhnt. "Nette Krawatte", so seine Reaktion. Und: "Der Rettungswagen hierher ist ja auch schon auf dem Weg".
Paranormale Fähigkeiten fürs US-Militär
"The Men Who Stare at Goats" - in Venedig außer Konkurrenz zu sehen - ist eine Parodie auf die Experimentierfreudigkeit des amerikanischen Militärs im Kampf gegen den Terrorismus. Im Mittelpunkt: eine Spezialeinheit, die paranormale Fähigkeiten zu kampfzwecken trainiert.
Eine Idee, die zu allerlei Lügen und seltsamen Auswüchsen führt und letztlich pervertiert wurde, so Regisseur Grant Heslov.
Krieg aus Soldaten-Sicht
Purer Horror hingegen ist der Krieg im israelischen Film "Lebanon". Regisseur Samuel Maoz schildert den Einmarsch israelischer Truppen im Libanon 1982 aus der Sicht einer vierköpfigen Panzercrew. Durch die exakte Imitation von Sinneswahrnehmungen - etwa eine authentische, ohrenbetäubende Geräuschkulisse und den permanenten Blick durch das Zielfernrohr - versetzt der Film den Kinozuseher in die Lage der Soldaten im Inneren des Panzers und verdeutlicht damit eine unerträgliche emotionale Stresssituation.
"Ich wollte mein subjektives Gedächtnis nutzen", erläutert Samuel Maoz. "Das ist der Filter, durch den ich meine Geschichte erzähle. Mir ist klar geworden, dass ich diese Art von Geschichte nicht in einer klassischen narrativen Filmstruktur erzählen kann."
Geschichtsbewältigung
Samuel Maoz war selbst im Libanon, betreibt mit diesem Film auch seine eigene Geschichtsbewältigung. Gut möglich, dass die Jury diesen Versuch, die Kinowelt daran teilhaben zu lassen, am Samstag auch mit einem Preis belohnen wird.
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