Wer hilft den Helferinnen und Helfern?

Burnout im Gesundheitswesen

Der steigende Druck in der Arbeitswelt und die Angst vor Jobverlust lassen die Burnout-Raten in allen Berufsgruppen steigen. Besonders betroffen und gleichzeitig aber noch sehr wenig beachtet sind die Beschäftigten in Gesundheitsberufen.

Bei den Beschäftigten in Gesundheitsberufen kommt zum wachsenden Stress und zu den überlangen Arbeitszeiten auch noch die enorme emotionale Belastung durch die Arbeit mit kranken oder gar sterbenden Menschen. Dennoch oder auch gerade deswegen ist Burnout beim ärztlichen und beim Pflege-Personal ein Tabuthema, das erst vorsichtig diskutiert wird.

Die wenigen bisher vorliegenden österreichischen Untersuchungen belegen aber, dass bis zu 30 Prozent der Beschäftigten im Gesundheits- und Sozialbereich Burnout-gefährdet sein dürften. Bei Ärzten ist die Zahl nach Schätzungen der Ärztekammer sogar noch deutlich höher.

Der Pflegeverband wiederum spricht davon, dass die Verweildauer von Pflegekräften im Beruf überhaupt nur sechs bis acht Jahre beträgt. Eine Entwicklung, die auch Folgen für die Patienten haben kann. Nicht selten sind Fehler in der Behandlung auf Überarbeitung oder zu lange Arbeitszeiten des medizinischen Personals zurückzuführen.

Die Gründe für Burnout sind vielfältig: zur emotionalen Belastung kommen starre Hierarchien, geringe Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb des Arbeitsplatzes, steigender Kostendruck und nicht zuletzt überlange Arbeitszeiten und zu viele Nachdienste.

Erschöpfungsdepression und Helfersyndrom

Ein Hauptsymptom von Burnout ist die emotionale Erschöpfung. Experten bezeichnen die Erkrankung auch als Erschöpfungsdepression. "Freude, Glück, Interesse, Wohlsein weichen der Amnesie. Ebenso schwindet die Fähigkeit zur Empathie und Wertschätzung", schildert unser Studiogast Klaus Ratheiser aus eigenen Erfahrungen in seinem Buch. Die Betroffenen sind müde, lustlos, erschöpft und ausgebrannt. Die Abspaltung vom Lebendigen könne bis zum Suizid gehen.

Besonders häufig sei die Erkrankung bei Berufsgruppen anzutreffen, deren Haupttätigkeit die Fürsorge für andere ist: also bei den helfenden Berufen (Therapeuten, Pflegende, Ärzte etc.) aber bei auch Hausfrauen und Müttern.

Ein weiterer Faktor in Gesundheitsberufen, der neben Stress, wachsendem Druck und Existenzängsten zum Burnout führen kann ist die alltägliche Konfrontation mit traurigen und belastenden Situationen.

Wie man Burnout erkennen kann

Burnout verläuft in mehreren sich überschneidenden Phasen. Erhöhte Aufmerksamkeit ist geboten, wenn Anzeichen wie Überengagement auftreten, wenn Personen es nur schwer schaffen, Aufgaben weiterzugeben, häufig Überstunden machen und auf Urlaub verzichten. Schlafprobleme, Blässe, unregelmäßiges Essen und Gewichtsschwankungen sind weitere Symptome. Dann erfolgt der Rückzug. Menschen fühlen sich etwa im Unternehmen desillusioniert. Sie vergessen Termine oder kommen zu spät. Fehlzeiten häufen sich.

Dann folgt Selbstmitleid und Teilnahmslosigkeit, beschreibt eine neue Broschüre der Gewerkschaft Vida, die diese Woche präsentiert wird. Das Burnout-Syndrom führt häufig zu Krankenständen, Arbeitsunfähigkeit oder Frühpensionierung. Es kann aber auch verschiedene Folgeerkrankungen wie Depression oder Herzinfarkt begünstigen. Eine häufige Begleiterscheinung ist der übermäßige Konsum von Nikotin, Alkohol oder Drogen.

Burnout-Prävention

Burnout ist immer ein Zeichen dafür, dass psychosoziale Belastungen vorhanden sind, die nicht adäquat bewältigt werden. Helfen können hier regelmäßige Supervision und Coaching. Wichtig ist aber auch die Achtsamkeit auf überfordernde Arbeitsbedingungen sowie - falls nötig - weitreichende Änderungen in den Rahmenbedingungen.

Helfen können neben Kollegen auch Arbeitsmediziner, Betriebsräte und Gewerkschaften und nicht zuletzt speziell geschulte Psychologinnen und Psychologen. Oft ist aber auch schlicht Personalmangel und falscher Einsatz von Personal die Ursache für Burnout bei Beschäftigten. Da Burnout als arbeitsbedingte Erkrankung zu Ausfällen und Fehlzeiten führt, kann es auch für Unternehmen deshalb durchaus günstiger kommen, präventiv zusätzliches Personal einzustellen.

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Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

  • Wie belastend ist die Arbeit im Medizin- und Gesundheitswesen wirklich?
  • Wir groß ist das Problem Burnout bei Gesundheitsberufen tatsächlich?
  • Was kann man tun, um Burnout zu verhindern oder wie kann man die Abwärtsspirale stoppen?
  • Welche Folgen hat die wachsende Belastung von Ärzten und Pflegepersonal für die Versorgung der Patienten?
Die Fragen aus dem Online-Forum werden nach der Sendung von einem unserer Sendungsgäste bis zirka 15:15 Uhr beantwortet.