Ein ausdrucksstarkes Soloinstrument

Klarinettensoli im Vergleich

Brahms nannte sie "meine Primadonna", Schubert schwärmte von ihrer "unbeschreiblichen Anmut" und Berlioz nannte sie "eine liebende Jungfrau mit stolzem Blick und tiefer Leidenschaft": die Klarinette. Klarinettensoli der Romantik im Vergleich.

Interpretationsvergleich

Brahms nannte sie "meine Primadonna", Schubert schwärmte von ihrer "unbeschreiblichen Anmut" und für Berlioz war sie das poetischste aller Instrumente, ideal für den Ausdruck leidenschaftlicher Gefühle. Die Romantiker des frühen 19. Jahrhunderts hatten die Klarinette als ausdrucksstarkes Soloinstrument entdeckt.

Zwar hatte Mozarts Klarinettenkonzert von 1791 der Klarinette schon einen glanzvollen Auftritt als Soloinstrument geschenkt, der Louis Spohr und Carl Maria von Weber bei ihren Klarinettenkonzerten gut 20 Jahre später als Vorbild diente, aber die Romantik setzte die Klarinette anders ein: viele lyrische, langgezogene Themen neben den bekannten virtuosen Läufen.

Jedem Komponisten sein Klarinettist

Was für Louis Spohr der Klarinettist Johann Simon Hermstedt war, war für Carl Maria von Weber Heinrich Bärmann; ebenso Anton Stadler für Mozart oder Richard Mühlfeld für Brahms - alles persönliche Bekanntschaften, Freundschaften der Komponisten zu großen Klarinettisten, die etliche, oft virtuose Werke zur Folge hatten. Offensichtlich war das solistische Holzblasinstrument den Komponisten noch nicht so selbstverständlich - sie brauchten einen "Gewährsmann", in dessen Hände sie komponierten.

Der Grund dafür lag auch in dem Umstand, dass die Klarinette am Beginn des 19. Jahrhunderts ständigen bautechnischen Neuerungen unterzogen wurde und die Solisten den Komponisten erst über das ihnen zur Verfügung stehende Instrument informieren mussten. Was sich ständig in jener Zeit änderte, waren vor allem die Anzahl der Klappen: um 1760 hatte die Klarinette vier Klappen, mit Ende des 18. Jahrhunderts sechs Klappen, Heinrich Bärmann, für den Weber seine Klarinettenkonzerte 1811 komponierte, hatte bereits ein Instrument mit zehn Klappen und schon 1812 taucht eine Klarinette mit 13 Klappen auf.

Mehr chromatische Töne

Was bedeutet die höhere Anzahl der Klappen? Vor allem mehr chromatische Töne, das heißt die Klarinettisten konnten immer mehr wie bei den Tasten des Klaviers alle Töne der chromatischen Skala spielen, die Komponisten konnten in verschiedenen Lagen das Instrument in alle möglichen Tonarten führen. Dass die Klarinette dabei auch die Klangfarbe stark variieren kann, zeigt zum Beispiel Michael Collins in seiner Aufnahme der ersten beiden Klarinettenkonzerte Spohrs - zu hören im ersten Teil unseres Audios.

Carl Maria von Weber komponierte zwei bis drei Jahre nach dem ersten Klarinettenkonzert Spohrs ebenfalls Konzerte für Klarinette und den Ersten Klarinettisten der bayerischen Hofkapelle Heinrich Bärmann. Die lyrischen Themen seines ersten Klarinettenkonzerts erinnern zum Teil stark an die aus Spohrs Konzert.

Lyrisch oder virtuos?
Neben den vielen lyrischen, kantablen Themen für die Klarinetten schicken die Komponisten das neu entdeckte Soloinstrument auf etliche "Berg- und Talfahrten" sowie durch unzählige virtuose Kurven - als wollten man den neuen Tonumfang und die Wendigkeit der Klarinette demonstrieren.

Diese zwei Aspekte der Klarinettenkonzerte sind vielleicht die Ursache der so unterschiedlichen Tempi in den Interpretationen. Langsam, schwer, manchmal auch etwas schwerfällig die Interpretation der israelischen Klarinettistin Sharon Kam (mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur). Dagegen wirkt die Aufnahme des ein Jahr älteren, 1970 geborenen schwedischen Klarinettisten Martin Fröst wie ein heiterer Galopp durch die Klarinetten-Klangwelten. Dazu bei aller Agogik und rasendem Tempo eine äußerst präzise und sensibel begleitende Tapiola Sinfonietta, ebenfalls zu hören in unserem Audio.

Hör-Tipp
Ausgewählt, Mittwoch, 23. September 2009, 10:05 Uhr

CD-Tipps
Carl Maria von Weber, Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1, f-Moll, Sharon Kam, Gewandhausorchester Leipzig, Kurt Masur, Teldec (Warner)

Carl Maria von Weber, Konzert für Klarinette und Orchester Nr. 1, f-Moll, Martin Fröst, Tapiola Sinfonietta, Jean Jaques Kantorow, Bis

Louis Spohr, Konzert f. Klarinette und Orchester Nr. 1 c-Moll, Michael Collins, Swedish Chamber Orchestra, Robin O'Neill, Hyperion

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