Ein österreichischer Design-Klassiker

Die "Smart Export"

Eine der beliebtesten Zigarettenmarken der Tabak Regie war die "Smart Export". Die weißen und goldenen Striche auf schwarzem Grund der Packung sind wohl jedem gelernten Österreicher ein Begriff. Aber wer hat diese Packung tatsächlich entworfen?

Wir von "Diagonal" müssen einen Fehler eingestehen und wir tun das gern. Denn wir klären damit endgültig die Urheberschaft an einem österreichischen Designklassiker auf. Was sind österreichische Designklassiker? Zum Beispiel die Objekte und Projekte, die die Architekten Eichinger oder Knechtl rund um die Jahrtausendwende in einer Wanderausstellung und einem Katalog gezeigt haben: Design now. Austria.

Da finden wir als Klassiker: Die Eumig-Schmalfilm-Kamera etwa oder Roland Rainers Stadthallen-Sessel, Carl Auböcks Salatbesteck, das Almdudler-Trachtenpärchen oder die Radiosendung "Die Musicbox". Die Red-Bull-Dose, der pez-Spender, das Imco-Benzin-Feuerzeug, Manner-Schnitten und Pischinger-Ecken. Nur bei Zweien in dieser Aufzählung hab ich die Designer dazu genannt: Rainer und Auböck. Bei den anderen Beispielen für klassisches österreichisches Design sind in diesem Katalog von Eichinger/Knechtl keine Urheber angegeben. Auch nicht bei der Zigaretten-Packung "Smart Export".

Die Geschichte der Packung

Hier kommt nun "Diagonal" ins Spiel und der Fehler, den wir eingestehen müssen. Wir brachten ein "Diagonal" zur Person Valie Export. Und da es von der Künstlerin ein Foto gibt, auf der sie eine Smart-Export-Schachtel groß in die Kamera hält, glauben ja manche, die Valie wäre von der Smart inspiriert worden, sich Export zu nennen. Dabei wurde ja damals in den 1960er Jahren alles "Export" genannt, von dem man sagen wollte, es wäre gut genug auch fürs Ausland. Egal.

Im Valie-Export-"Diagonal" gingen wir im Gespräch mit dem Grafiker Erwin Bauer auf die Geschichte der Smart-Export-Zigarettenpackung ein. Dabei wurde zuerst ein Gerücht widerlegt. Das Gerücht, das sich lange gehalten hatte, die Smart-Packung stamme vom Architekten (unter anderem des heutigen Wien-Museum) Oswald Härdtl. Stammt sie nicht. Sie sei vielmehr - hieß es - ein Entwurf des Grafikers Heimo Lauth. Und da war der Fehler. Das stimmt so nämlich auch nicht wirklich. Am Montag nach der Valie Export-Sendung traf eine E-mail ein:

"Es ist mir schon öfters passiert, dass man ausführlich in Ö1 über die Smart-Packung gesprochen hat, ohne je zu erwähnen, von wem die Gestaltung ist, aber das ist jetzt die Krönung: Auch mein Kollege Heimo Lauth weiß ganz genau, dass die Packung von mir ist." Gezeichnet Emanuela Delignon.

Smart Export ist nicht gleich Smart

Waren wir einer falschen Information aufgesessen? Hatte unser Interviewpartner nicht gesagt, er habe recherchiert, wer der Smart-Export-Urheber wäre? Doch, hatte er. Er hatte den Grafiker Heimo Lauth angerufen, um ihn nach der Smart zu fragen, aber Lauth war im Urlaub gewesen. Sein Sohn aber war da und bestätigte, dass die Smart-Export-Packung von seinem Vater stamme.

Lauth selbst hätte es genauer zu erklären gewusst. Wir müssen nämlich unterscheiden zwischen Smart und Smart Export. Zuerst gab es die Smart. Eine kurze Zigarette mit weißem Filter. 1955 entwarf die junge Grafikerin Emanuela Delignon, die damals noch Emanuela Wallenta hieß, die Smart-Packung. Uns liegt die Kopie einer Honorarnote von Emanuela Wallenta vor, vom 17. August 1955, in der sie der Austria Tabak AG für die Smart-Entwürfe und -Ausführungen 2.880 Schilling in Rechnung stellt.

Frau Wallenta-Delignon, sie wird demnächst 80, in einer zweiten E-mail an Diagonal: "Im Übrigen hat sich die Tabak Regie in der ganzen Angelegenheit kein Ruhmesblatt erworben: 1955 erhielt die Smart-Packung in Paris einen internationalen Preis, den 'Euro Star'. Die Leute von der Tabak Regie haben ihn sich geholt, ohne mich einzuladen, geschweige mich davon zu verständigen! Die Urheberrechts-Angelegenheiten lagen damals noch sehr im Argen. Als staatlicher Betrieb akzeptierte man nicht meinen Vorschlag von einer Beteiligung von 1 Groschen pro Packung! Zehn Jahre später, die Werbung bediente sich mit großem Erfolg meiner Packung, hat man mir gnadenhalber 10.000 Schilling spendiert, mit der Auflage, keine Forderungen mehr zu stellen."

Das Schnörkel-S blieb

Also: 1955 kommt die Smart auf den Markt, mit der Packung von Emanuela Wallenta, spätere Delignon. Sechs Jahre danach, 1961, kommt zusätzlich eine etwas längere Smart auf den Markt, mit braunem Filter, und die wird Smart Export genannt. Nun muss natürlich die Smart-Packung an die größere Zigarettenlänge angepasst werden und das Wort Export eingefügt werden. Und statt des zentral positionierten Bundesadlers auf der Packung kommt - es soll ja jetzt weltläufig ausschauen - eine Weltkugel. Diese Anpassungsarbeit übernimmt Heimo Lauth.

Das wesentliche Design der Smart-Packung wird aber dadurch nicht verändert: der schwarze Grund, die waagrechten weißen und goldenen Streifen, und der Schriftzug "Smart" mit dem lang gezogenen Schnörkel-S, das ist alles Emanuela Wallenta-Delignon. Damit das ein für alle Mal in die österreichische Design-Geschichte eingeht.

Hätte die Grafikerin wie vorgeschlagen 1 Groschen pro verkaufter Packung erhalten, wäre ihr Lebensabend gesichert gewesen. So aber "darf ich noch erzählen, dass die Sozialversicherung meine Nachzahlungen akzeptiert, aber dann nicht anerkannt hat und meine Pension einen Bettel ausmacht! Meine Geschichte ist schon recht typisch für den Umgang mit kreativen Menschen in Österreich."