Achtung Keimgefahr

Harnwegsinfekte

Harnwegsinfekte sind überaus häufig: Etwa jede siebente Frau leidet mindestens einmal pro Jahr an einer Harnblasenentzündung. In etwa 45 Prozent dieser Fälle tritt der unliebsame Infekt innerhalb eines Jahres erneut auf.

Wenn nun die Tage kälter und die Besuche in Wellness-Oasen immer beliebter werden, so die Urologin Univ.-Prof. Dr. Angelika Etele-Hainz, rüsten sich die Spezialambulanzen für den alljährlichen Ansturm von Frauen mit einer Blasenentzündung.

Denn tatsächlich sind in Einzelfällen manche Bäder, Whirl-Pools etc. Brutstätten für Keime, die eine Infektion der Harnwege auslösen können. Und zwar finden sich dann häufig auch Keime mit denen man gar nicht rechnet, wie z.B. Pneumokokken (also Erreger der Lungenentzündung), plötzlich in der Harnblase vor.

Aber auch unabhängig vom Hygienestatus einzelner Wellness-Tempel zählen Harnwegsinfekte (HWI) zu den häufigsten Erkrankungen bei Frauen.

Frauen sind anfälliger

Wahrscheinlich hat jede 2. Frau mindestens einmal in ihrem Leben eine Harnblasenentzündung gehabt. Da die Harnröhre der Frau sehr viel kürzer ist als die des Mannes, kann es leichter zum Aufsteigen von Keimen - oft handelt es sich um Bakterien aus dem Darm - in die Harnblase kommen. Insofern sind Frauen in Hinsicht auf Harnblasenentzündungen anatomisch bedingt deutlich gefährdeter.

Typische Symptome eines Harnwegsinfekts sind akut auftretende Schmerzen und Brennen beim Urinieren, gehäufter Harndrang, ev. auch Blutbeimengungen im Harn sowie Schmerzen im Unterbauch.

Im ungünstigsten Fall wandern Keime von der Blase über die Harnleiter in die Niere und es kann zu einer Nierenbeckenentzündung kommen. Diese geht meist einher mit Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Erbrechen und Nieren- bzw. Rückenschmerzen und muss sofort ärztlich behandelt werden.

Risikofaktoren und Erreger

Die möglichen Risikofaktoren für Harnwegsinfekte sind sehr zahlreich: Ein erhöhtes Risiko haben Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, Menschen mit Störungen der Harnblasenfunktion und auch Frauen nach der Menopause.

Häufiger Partnerwechsel, eine neue Partnerschaft, die Benutzung spermizider Substanzen oder zu intensiv durchgeführte Intimhygiene können ebenfalls Infekte begünstigen. Auch müssen Frauen und Mädchen darauf achten, dass keine Keime vom After in die Scheide gelangen. Weitere Ursachen sind Harnstauung in der Blase, bei Männern z.B. durch eine Prostatavergrößerung und Verkühlungen des Unterleibes bei Frauen.

Wechseln Sie also nach dem Schwimmen sofort den Badeanzug und vermeiden Sie das Sitzen auf kalten Steinen. Auch Blasenkatheter, Nierensteine, eine Schwangerschaft und eine geschwächte Immunabwehr können zu ständig wiederkehrenden Blaseninfektionen führen.

Folgende Bakterien stehen in der Hitliste der Verursacher ganz oben: Das Darmbakterium Escherichia coli ist in 80 Prozent der Fälle der Bösewicht. Dann folgen ein bestimmter der Staphylokokken-Stamm und Enterokokken. Theoretisch kommt eine Vielzahl weiterer Erreger in Frage.

Achtung bei Kindern, Männern und Schwangeren

Harnwegsinfekte bei Buben und Mädchen sind grundsätzlich genau abzuklären, da diesen Infekten häufig anatomische oder funktionelle Anomalitäten mit Harnabflussstörungen zu Grunde liegen. Dem muss nachgegangen werden.

Wenn Männer einen Harnwegsinfekt haben, sollte in jedem Fall ein Erregernachweis durchgeführt werden. Denn häufig ist der Grund eine sexuell übertragbare Krankheit. Mögliche Erreger sind Gonokokken, Chlamydien, Ureaplasmen, etc. oder auch Viren und Pilze.

Außerdem kann bei Männern auch die Prostata bei dem Infekt mitbeteiligt sein, bzw. Schaden nehmen. Ein gründliches Vorgehen ist also ratsam. Auch Schwangere mit einem Harnwegsinfekt müssen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden.

Die Therapie eines Harnwegsinfektes

Die Therapie einer einmalig auftretenden Blasenentzündung ist in der Regel einfach. Bei starken Beschwerden wird meist sofort mit der medikamentösen Behandlung begonnen und auf eine Harnkultur mit Erregernachweis - dies würde fast eine Woche dauern - verzichtet. Ein Antibiotikum für fünf bis seiben Tage ist in fast allen Fällen ausreichend.

Wesentlich problematischer ist die Behandlung von rezidivierenden, also ständig wiederkehrenden Infekten. Zunächst müssen genaue diagnostische Maßnahmen u.a. mit Erregernachweis und der Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika stattfinden.

Zur Therapie stehen u.a. folgende Strategien zur Verfügung: eine Langzeittherapie mit niedrig dosierten Antibiotika, Kapseln zum Schlucken, die Escherichia coli Bestandteile enthalten und das Immunsystem anregen sollen, die Ansäuerung des Harns und Preiselbeer-Präparate.

Diskutieren Sie mit!

Wenn Sie Fragen zum Thema haben, dann rufen Sie während der Sendung unter der kostenlosen Telefonnummer 0800 22 6979 an, oder posten Sie hier.

  • Leiden Sie immer wieder unter Blasenentzündungen?
  • Hat Ihr Kind jemals einen Harnwegsinfekt gehabt?
  • Hatten Sie bereits eine Entzündung der Niere?
  • Leiden Sie bei Stress, psychischen Belastungen etc. unter den klassischen Symptomen eines Harnwegsinfektes?
  • Welche pflanzlichen Präparate, Blasentees etc. haben Ihnen geholfen?
Die Fragen aus dem Online-Forum werden nach der Sendung von einem unserer Sendungsgäste bis zirka 15:15 Uhr beantwortet.