Wolf-Preisträger des Ö1 Talentestipendiums

Christoph Meier, bildende Kunst

Von der Architektur kam er zur Kunst: Christoph Meier, Jahrgang 1980, Absolvent der Wiener Akademie. Der Wolf-Förderpreisträger des Ö1 Talentestipendiums war heuer mit der Installation "Bananasplit" im Kunsthaus Graz vertreten. Im April zeigte er seine Arbeiten im Wiener "Museum auf Abruf".

"Es war eine sehr frühe Entscheidung, dass ich Architektur studieren will. Und das war kein Zufall: mein Vater hat sich dafür interessiert, Freunde meiner Eltern waren Architekten. Ich war immer mit dem Interesse am Raum konfrontiert. Ich war aber kein guter Schüler und so hatten meine Eltern Bedenken, ob ich dieses Studium schaffen würde. Aber es ging viel besser, als ich selbst dachte.

Allerdings wurde es aufgrund meiner Ansichten über Architektur immer schwieriger, Ergebnisse zu liefern, die sich den Aufgabenstellungen unterordneten. Denn meine Architektur-Entwürfe waren abstrakter, manche Funktionen erschienen unnötig.

Schließlich suchte ich eine Ausbildung, die meinen Intentionen möglichst nahe kam - und wechselte zur Bildhauerei. Ich habe mich für Heimo Zobernig entschieden, weil er relativ stark an jenen Rahmenbedingungen in der Kunst arbeitet, wie ich Architektur betrieben habe", berichtet Christoph Meier, gebürtiger Wiener, Jahrgang 1980, über seine Entwicklung.

Sein Architektur-Studium begann er 1999 an der TU Wien und hat es 2005 als Diplomingenieur abgeschlossen.

Das Kunst-Studium betrieb Meier ab 2003 an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Heimo Zobernig, und beendete es im Juni 2009 mit dem Magister.

2008 ergänzte er seine Ausbildung an der Glasgow School of Art.

Architektonisches als Geldverdienst

Seine architektonischen Kenntnisse setzt Meier heute für diverse Projekte ein, die für ihn eine gewisse Basis des Lebensunterhalts darstellen.

Das Dreidimensionale im Fokus

Die Charakteristik seiner vielfältigen Arbeiten, bei denen er Medien wie unter anderen Performance, Installation und Film einsetzt, beschreibt Meier so:

"Auf jeden Fall steht das Dreidimensionale im Zentrum. Die Zobernig-Klasse ist eine Bildhauerei-Klasse und steht natürlich in dieser Tradition. Meine Arbeiten haben immer einen raumgreifenden Aspekt. Gleichgültig, wo ich eine Arbeit entwerfe, sie reflektiert immer, wo etwas steht, welchen Charakter dieser Raum hat. Damit kommt auch eine gewisse Theatralik dazu, weil man Dinge bewusst positioniert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es mir um den Betrachter geht. So sind Skulpturen zum Beispiel nicht fix einem Ort zugeordnet, sondern es liegt am Betrachter, sie im Raum zu verändern."

Ungewöhnliche Diplom-Arbeit als Doku

Eines der wichtigsten Werke Christoph Meiers ist seine ungewöhnliche Diplomarbeit mit dem Untertitel "Filmsetperformancebühnefilm", die er auf 35 mm Film gedreht hat:

"Ich wollte schon immer eine Film-Crew zusammenstellen, die sich bei der Filmarbeit selber filmt. Und zwar, um einen narrativen Aspekt im Medium selbst auszulöschen.

Es waren 20 Menschen, von denen jeder seine Funktion hatte und sich am Set integrieren konnte. Wir haben uns dann vor einer großen Spiegelwand, die etwa sieben mal zwei Meter war, gegenüber gestellt und uns dabei gefilmt.

Ich wollte diesen performativen Aspekt meiner Arbeit der Prüfungskommission bewusst nicht in Form eines Films zeigen – und legte den Drehstart auf den Beginn der Prüfung. Als die Kommission den Raum betrat, ging es los", beschreibt Meier dieses Projekt, das zugleich eine Dokumentation seiner Diplomprüfung ist.

Im "Museum auf Abruf"

Im April 2010 war Christoph Meier, der bisher an über 40 Gruppen-Ausstellungen teilnahm und bereits sieben Einzel-Präsentationen im In- und Ausland hatte, in der Startgalerie des Wiener "Museums auf Abruf" vertreten.

Davor zeigte Meier die in Zusammenarbeit mit Soren Engsted entstandene Rauminstallation "Bananasplit" auf der Brücke zur Needle des Kunsthauses Graz. Die Installation war bis 28. März zu sehen.

Performative Skulptur "5 Stäbe"

Eine andere wichtige Arbeit Meiers ist seine performative Skulptur "5 Stäbe", die 2008 entstanden ist.

"Diese fünf Stäbe, die ursprünglich Infusionsständer waren, habe ich von einem aufgelassenen deutschen Museum gekauft. Mich hat an ihnen interessiert, dass sie eigentlich schon eine fertige Skulptur sind, dass sie Rollen haben, also beweglich im Raum sind.

Nur habe ich ihnen die Funktion genommen, dass keine Blutbeutel mehr an ihnen hängen können. Ich habe die Haken abgeschnitten und die oberen Enden in unterschiedliche Farben getaucht. Da die Stäbe mobil sind, kann der Betrachter ihren Standort verändern – und gibt der Skulptur einen Mehrwert."

Ö1 Talentestipendium-Förderpreis 2009

Für Christoph Meier war 2009 ein erfolgreiches Jahr: er erhielt den Preis der Galerie Klatovy in Klenová/Tschechien, der mit einer Residency 2010 verbunden ist. Und im Herbst erfuhr er, dass ihm der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis der Karl-Anton Wolf-Stiftung, der im Rahmen des Ö1 Talentestipendiums vergeben wird, zugesprochen wurde:

"Ich habe sehr viel ausgestellt, daher konnte ich kaum Geld verdienen. Und so kam mir der Preis sehr gelegen, um mich durch den Winter zu bringen. Auch 2010 sieht es ähnlich aus - und Ausstellungen sind immer mit vielen Kosten verbunden", freut sich Meier, der einen Teil des Preisgeldes auch für die Weiterentwicklung seines Diplomfilms verwenden will.

Mehr zum Ö1 Talentestipendium für bildende Kunst 2009 in oe1.ORF.at

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Wie lauten die Zukunftswünsche des vielseitigen Künstlers, der auch im Bereich Publikation tätig ist?

"Mir ist es in erster Linie wichtig, dass ich mich möglichst stark auf meine Arbeit konzentrieren und ihr so die nötige Zeit zur Weiterentwicklung geben kann. Es liegt mir nicht daran, dass eine Galerie nach der anderen bei mir anfragt und ich in ein paar Jahren zum Shooting Star werde. Mir ist viel lieber, dass ich mein Werk zu meiner Zufriedenheit weiterentwickeln kann", so Christoph Meier.