Die Geschwister Pfister als Seelenklempner

In the Clinic

Irgendwie sind die Geschwister Pfister in Südamerika gelandet. Hier haben sie eine Luxusklinik für Prominente eröffnet. Mit Meditationen, Kampftrinken und öffentlichen Darmspiegelungen behandeln sie Krisen, Karriereknicks und Totalabstürze.

Christoph Marti und Tobias Bonn über die Klinik

Wie kann man Krise, Karriereknick, Totalabsturz und Eheaus überwinden? Warum nur sind die Geschwister Pfister in Südamerika gelandet und warum leben die drei jetzt in einer Klinik? Wie kann man sich selber heilen und was gehört noch alles, neben Champagnerflaschen, zur Ausstattung einer Betty-Ford-Wellness-Entzugsklinik-Grandhotel-Anlage für Prominente, die Fräulein Schneider sowie Toni und Ursli Pfister gegründet haben?

Der beste Weg ist die Selbstheilung

"In the Clinic", so heißt das neue Programm der Geschwister Pfister, von Andreja Schneider, Tobias Bonn und Christoph Marti. Es ist eine Werbeveranstaltung für die schon vorher erwähnte Betty-Ford-Wellness-Entzugsklinik-Grandhotel-Anlage für Prominente, in welcher die drei als Ärzte fungieren.

Boris Becker und Iris Berben haben schon ausgecheckt und so sind wieder Plätze frei. Wenn Sie sich dafür interessieren, dann ist das neue Programm der drei deutschen Entertainer genau das richtige.

Was bisher geschah

Die Geschwister Pfister, das ist jene bekannte singende, trinkende, kreischende, ja, fast könnte man sagen, hemmungslose Kleinfamilie, die seit über 17 Jahren durch den deutschen Sprachraum tourt.

Die drei, Fräulein Schneider, das bulgarische Flüchtlingsschicksal, die übrigens mit Toni Pfister verheiratet ist, der wiederum der Bruder des stockschwulen Ursli ist, die drei hatten im Jahr 2006 genug vom Showbiz, von Glanz und Glamour, von der anstrengenden Bühnenarbeit und der unerträglichen High Society. Sie hatten sich nach einem bescheidenen Leben ohne Öffentlichkeit gesehnt und sich in die eigenen vier Wände zurückgezogen. Das war rückblickend keine gute Entscheidung.

Im letzten Programm mit dem Titel "Home sweet home" aus dem Jahr 2006 hatte Toni Pfister ein Organversagen nach dem anderen und Ursli Pfister verliebte sich in das Fräulein Schneider, die nicht nur dem Internet sondern auch immer mehr dem Alkohol verfallen war. Der Totalabsturz im Hause Pfister kam nachdem eine Journalistin eine Homestory gedrehte hatte, bei der die drei Egomanen mehr als schlecht wegkamen. Sie standen psychisch und physisch vor dem Aus.

Crazy People

Weil niemand besser ist als die drei, haben sie beschlossen, sich selbst zu heilen. Und weil ihnen das so gut gelungen ist, haben die drei in den südamerikanischen Anden gleich eine Luxusklinik für Prominente eröffnet. Und so herrscht "In the Clinic" beste Stimmung.

Die prominenten Patienten und Patientinnen, die man die zu Gesicht bekommt, sitzen in ihren Zimmern und warten darauf geheilt zu werden. Von Toni Pfister, der aussieht wie der Schlagersänger Christian Anders. Er ist ist zuständig für Finanzen und Spiritualität. Von Ursli Pfister, der seine Hobbies zum Beruf gemacht hat. Er ist kümmert sich um Hygiene sowie Drogen aller Art und ist natürlich die Diva im Betreuungsteam. Er trägt einen Turban, eine große Sonnenbrille sowie einen Hosenanzug in türkis und erinnert an eine Mischung aus Norma Desmond und Zarah Leander.

Fräulein Schneider wiederum ist die Therapeutin der Klinik. Auch sie hat sich outfitmäßig verändert. Solider wollte sie werden, wie sie immer wieder betont. Als Vorbild hat sie sich dafür die junge Anneliese Rothenberger ausgesucht.

Endlich wieder vereint

Nach diversen Einzelaktivitäten - Andreja Schneider tourte bis vor kurzem noch mit Katharina Thalbach und dem gemeinsamen Programm "Zwei auf einer Bank” durch Deutschland, Christoph Marti spielt auch diese Saison im Münchener Gärtnerplatztheater immer wieder die Zsazsa in "Ein Käfig voller Narren" und Tobias Bonn inszenierte letztes Jahr ein Andrew-Sister-Musical in Göttingen - haben die drei Entertainer jetzt mit "In the Clinic" wieder ein richtiges Showspektakel inszeniert, aktuelle Gesellschaftskritik inbegriffen.

Haben wir wirklich eine globale Wirtschaftskrise, fragt sich Tobias Bonn beim Interview oder ist das alles nur ein "Leiden auf hohem Niveau", ergänzt Christoph Marti. Beschäftigen sich die Menschen in solchen Zeiten verstärkt mit sich selbst ? Boomt deswegen der Wellnessmarkt?

Ein Fest der guten Laune

Nachdem die Therapieformen ausgiebig vorgestellt worden sind, sie reichen von Meditation über Kampftrinken bis zur öffentlichen Darmspiegelung, feiert man für die Klinikpatienten einen Maskenball. Toni erscheint als ausgestopfter Panzerknacker, das Fräulein mimt den Räuber Hotzenplotz und Ursli schwebt als Marie-Antoinette durch die Anstalt.

Im glitzernden, schillernden violetten Reifenkleid und mit überdimensionaler Hochsteckperücke. Beim Maskenball geht ein Lied in das andere über und lässt Erinnerungen wach werden an frühere Pfisterprogramme wie "March of Glory" oder "The great Spaceswindle". Vom Schlager bis zum Pophit, von Evergreens bis zur Volksmusik ist alles dabei.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 1. November 2009, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Kabarettprogramm der Geschwister Pfister, "In the Clinic", 3. bis 7. November 2009, Theater Akzent in Wien; 8. November, Grazer Orpheum. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Link
Geschwister Pfister