Mehr ordentlich als mitreißend
Wagner-Duette
Im Leben ein Paar, oft auch auf der Bühne, nun für Musik von Richard Wagner auch im Plattenstudio: Petra Maria Schnitzer und Peter Seiffert im Duett. Das erste gemeinsame Wagner-Recital wurde zu einer mehr ordentlichen als mitreißenden CD-Premiere.
8. April 2017, 21:58
Schnitzer und Seiffert in "Tannhäuser"
"Es ist höchste Zeit" für diese CD, heißt es am Cover von Peter Seifferts und Petra Maria Schnitzers erstem gemeinsamen Wagner-Recital. In seinem Fall gilt das sicher: In den frühen 1990er Jahren als "der Tenor, der alles kann" angetreten (und süffig vermarktet), hat sich Peter Seiffert längst die schwersten Wagner-Partien bis hin zum Tristan erarbeitet, ohne dass seine Karriere-Gegenwart in Studioaufnahmen dokumentiert wäre.
Die Lebenspartner gemeinsam auf der Bühne
Es hat sich eingebürgert, dass Seiffert so viele Bühnenauftritte wie möglich gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin, der Wiener Sopranistin Petra Maria Schnitzer, absolviert. Von "Fidelio" bis "Tiefland" reicht ihr Repertoire, und es war Peter Seiffert, der Petra Maria Schnitzer mit ins Wagnerfach hineingezogen hat, bis hin zu Bayreuth-Auftritten als Sieglinde.
"Lohengrin", "Tannhäuser" und "Die Walküre", die Werke, aus denen sie für die neue CD des Labels Orfeo Ausschnitte ausgewählt haben, sind also beiden vertraut; sie haben sie bereits mit Bühnenleben erfüllt.
Jungmädchenhaftigkeit versus Erfahrung
Schade, dass man davon beim Hören der Platte so wenig merkt und, wenig gefesselt, stattdessen immer mehr auf Details zu achten beginnt. Speziell bei Petra Maria Schnitzer klingt vieles "gewollt", gespreizt und unfrei: Schnitzers Elsa tritt so nicht nur mit mädchenhafter Naivität auf, sondern auch mit musterschülerinnenhafter Aussprache.
Peter Seiffert hat sich seine Stimme über die Jahre überraschend schlank gehalten, er besitzt die Autorität der Erfahrung, doch der beginnende Stimmverschleiß macht sich, sobald Seiffert "aufdreht", in der akustischen Nahaufnahme in Form eines ausgeprägten Vibratos à la René Kollo bemerkbar, am stärksten bei den Spitzentönen.
Reicht Wagner "ordentlich" musiziert?
Schwerer als Jung-Silja-artig gekrähte (bei ihr) oder hochgewuchtete Höhen (bei ihm) wiegt es aber, dass die von Petra Maria Schnitzer und Peter Seiffert verkörperten Figuren so wenig Klangphysiognomie entwickeln. Siegmund oder Lohengrin, Elisabeth oder Sieglinde - wo bleibt das innere Erleben?
Am besten gelingen noch Seifferts "Lohengrin" und "Tannhäuser"-Soli, in denen er ein wenig aus sich herausgeht. Auch das Orchester, das kaum Wagner-erprobte Münchner Rundfunkorchester, verharrt in "Begleit"-Haltung. Warum die "Winterstürme" nur im Zeitlupentempo dem "Wonnemond" weichen dürfen, weiß allein Dirigent Ulf Schirmer.
Hör-Tipp
Apropos Oper, Donnerstag, 19. November 2009, 15:06 Uhr
CD-Tipp
Petra Maria Schnitzer und Peter Seiffert, "Wagner", Münchner Rundfunkorchester, Dirigent: Ulf Schirmer, Orfeo C 760 091 A
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