Vier Szenen über das Älterwerden

One Woman Opera

"Ich sehe heute nicht gut aus". Dieser Satz ist Ausgangspunkt der "One Woman Opera" im KosmosTheater in Wien. In vier Szenen beschäftigt sich die Performance-Künstlerin Cornelia Melián mit den Turbulenzen des Älterwerdens aus weiblicher Sicht.

"Ich sehe heute nicht gut aus..." Dieser Satz ist der Ausgangspunkt der "One Woman Opera", mit der die Performance-Künstlerin Cornelia Melián vom 26. bis zum 28. November im KosmosTheater in Wien gastiert. In dem Musiktheater geht es in vier Szenen um das Altern - den Blick in den Spiegel - das vernichtende Urteil "nicht gut auszusehen". Schrill und skurril beginnt die Suche nach den Ursachen.

Dabei setzt Cornelia Melián die Turbulenzen des Älterwerdens beeindruckend in Szene: vom schweratmigen Seufzen einer alten Frau in "die Alte", über die Frage nach der gesellschaftlichen Position einer 40-jährigen Frau, die sich im Fadenkreuz von Realität und Möglichkeit befindet, bis hin zu einer Geisterbahnfahrt durch das Reich des Konsums und schließlich die "One Woman Opera", die gleichzeitig Namensgeber und Teil dieser österreichischen Erstaufführung ist.

Kaleidoskop an Wahrnehmungen

Auf der Suche nach kurzen Szenen stieß Cornelia Melián 2006 auf das Stück "One Woman Opera", von Charlotte Seither und Carola Bauckholt, die sich mit den alltäglichen Erfahrungen unseres Seins auseinandersetzen. Das von Frauen aus ihrer Sicht Erzählte inspirierte Cornelia Melián dazu, diese kurzen Draufsichten auf Weibliches und allzu Weibliches zu einem abendfüllenden Programm zu ergänzen und eine Sängerin als Spielfigur in den Mittelpunkt von vier Solo-Gesangsstücken zu stellen.

Irinel Anghel und Juliane Klein konnte sie für Auftragskompositionen gewinnen. So schrieben vier Frauen aus ihrer persönlichen Sicht über Befindlichkeiten von Frauen - für eine Frau - für Cornelia Melián. Durch sie erhält dieses Kaleidoskop an Wahrnehmungen, dieses Geflecht an Assoziationen seinen Fokus.

Vier Erfahrungsperspektiven

Carola Bauckholt interessiert sich seit je her für die Welt der Geräusche. In der Szene "Die Alte" geht es um die Qual zu wollen, aber nicht mehr zu können. Schwerer Atem und krächzende Laute deuten an, dass die Greisin noch einmal wie in ihrer Jugend singen will, jedoch es gelingt ihr nicht. Trauer, Verdruss, Spott und Gereiztheit mischen sich und geben Einblick in die Vergangenheit.

Charlotte Seither entwickelte in der "One woman opera" ein multiperspektives Bild, das um den Satz "Ich sehe heute nicht gut aus" kreist. Hin und her gespielt zwischen verschiedenen weiblichen Positionen, verschmelzen dabei Gelächter, Selbsttäuschungen und Überspielungen. Die Rumänin Irinel Anghel wiederum behandelt in ihrer Komposition den Turbokapitalismus, der in ihrer Heimat zunehmend in den Vordergrund tritt. In "Shopping in Paradoxphere" stellt sie die Frage: Was geschieht mit den Illusionen in einer Welt, in der alles käuflich ist?

Juliane Klein lieferte schließlich eine Szene mit dem Titel "Sie ist 40". Eine Lebenssituation zwischen dem Noch-jung-sein und alt werden, in der sich die Komponistin selbst befindet und musikalisch aufgearbeitet hat. Alle diese Welten kommen wie zufällig zusammen, spiegeln sich, tauschen sich aus, verdichten sich durch unterschiedliche Geräusche und Musik zu einer musikalisch-theatralischen Handlungspartitur.

Reduktion auf die Urzelle

Die in München lebende klassische Sängerin Cornelia Melián liebt musikalische Grenzgänge, singt alte und neue Musik, pendelt zwischen Musikexperiment und Musiktheater. Mit dem Hintergedanken, die teuerste Kunstform auf ein möglichst kleines Format einzudampfen, gründete sie 1991 in München die "micro oper". Vor rund zwei Jahren wollte sie noch weiter reduzieren, sodass nur noch das Zentrum, die sogenannte Urzelle der Oper übrig bleibt: der handelnde und der singende Teil.

Die "One Woman Opera" zu realisieren, war ihr zusätzlich als Frau ein Anliegen. Sie arbeitete selbst immer wieder in männerdominierten Positionen, ob als Dozentin an der Hochschule oder am Theater. Jeweils war die Führungshierarchie männlich. Auch bei zeitgenössischen Festivals stammen 90 Prozent der Werke von männlichen Komponisten, so die Stimmkünstlerin. Cornelia Melián war es daher wichtig, bei ihrem Projekt "One Woman Opera" nur Komponistinnen zu beauftragen und damit einen Fokus zu geben.

Hör-Tipp
Leporello, Montag bis Freitag, 7:52 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
One Woman Opera, 26. bis 28. November 2009, KosmosTheater Wien,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (25 Prozent).

Link
Kosmostheater - One Women Opera