Das aktuelle Programm
Django Asül ist "Fragil"
Von oben bis unten, von quer bis rüber und von wegen bis überhaupt sind wir umgeben von fragilen Strukturen. Django Asül will erst mal die Situation für und um sich klären und stellt fest: Leicht ist es nicht - aber lustig!
8. April 2017, 21:58
Relativ wenig private Anmerkungen macht der niederbayrische Kabarettist Django Asül in seinem aktuellen Programm "Fragil". Weder seiner Abstammung von türkischen Eltern noch seiner Kindheit im niederbayrischen Hengersdorf räumt er diesmal viel Platz ein. Das Wesentliche seiner Biografie zwischen semi-orientaler Lebensart und bajuwarischem Selbstbewusstsein hat Django Asül ja bereits in den Vorgängerprogrammen "Hämokratie" und "Autark" kabarettistisch verarbeitet.
In "Fragil" wendet er sich größeren - politischen und wirtschaftlichen - Zusammenhängen zu: für den einstmaligen Sparkassenkaufmann und Tennistrainer eine logische Folge. Die Weltwirtschaftskrise und der Machtverlust der CSU in Bayern sind demzufolge wichtige Themen.
"Beim Programmtitel 'Fragil', den ich ja schon sehr lange festgelegt hatte, bin ich mir richtiggehend visionär vorgekommen", erzählt Django Asül. "Denn als ich das Programm vor mehr als einem Jahr konzipierte, konnte ich nicht ahnen, dass mir die CSU in Bayern und die Finanzweltwirtschaft einmal so in die Karten spielen würden (...). Da musste ich viel Stoff, den ich da reinpacken wollte, erst gar nicht entwickeln. Diesmal hat sich nicht das Programm der Lage angepasst, sondern umgekehrt. Die Arbeitswelt, die Familien werden fragiler, dann kam neben der politischen auch die gesamtwirtschaftliche Situation, was uns da die Investmentbanken eingebrockt haben. Und ich als ausgebildeter Sparkassenkaufmann kann das Thema nicht links liegen lassen."
Das Fragile als Perpetuum Mobile
Fragilität, sagt Django Asül, ist in unserer Gesellschaft zum Alltagsphänomen geworden. Überall sind wir von fragilen Strukturen umgeben. Letzten Endes ist sogar das einst stabile Deutschland fragiler als erwartet. Die Politik lässt nichts unversucht: Die Armen fühlen sich im Stich gelassen, die Reichen verfolgt und die Leistungsträger ausgebeutet. Und so bohrt sich das Fragile in alle Lebensbereiche: Ob Familie, Arbeitsplatz, Freizeit oder Schule - eine vom Staat ungewollte, aber dennoch veranlasste Verwahrlosung macht sich überall breit.
Das Misstrauen ersetzt das Gemeinsame und macht das Fragile an sich zum Perpetuum Mobile. Das Misstrauen allerdings ist ja auch begründet, denn immerhin haben die führenden Kräfte der Finanzwelt das in sie gesetzte Vertrauen leidlich ausgenützt, meint Django Asül. Oft wird von den involvierten Managern eine hinterzogene Million bloß als "Lappalie" angesehen.
"Für manche dieser Manager ist eine Million lächerlich", so Django Asül. "Die sind abgestumpft, für sie haben sich die Maßstäbe zwischen Recht und Unrecht verschoben. Diese Leute meinen auch, irgendwelche Sonderrechte zu haben. Tatsächlich scheinen die Relationen ja nicht zu stimmen: Einem normalen Gauner, der 50.000 Euro hinterzieht, dem drohen gewaltige Konsequenzen. Wie geht man mit den Investmentbankern um, die Millionen in den Sand gesetzt haben? Der normalen Rechtssprechung fehlt die Erfahrung, aber ich denke, die Justiz reagiert schon sensibilisiert. Die Frage ist, ab welcher Schuld muss man ins Gefängnis? Vielleicht wäre es ja besser, dass solche Leute sehr, sehr hohe Geldstrafen zu zahlen haben, dann kommt wenigstens Geld in die Staatskasse."
Ansteckender Galgenhumor
Mehrheiten setzen Minderheiten mehr denn je unter Druck, soziales Engagement hat Seltenheitswert und immer mehr gesellschaftliche Gruppen werden marginalisiert. Die seit Jahrzehnten vernachlässigte Integration ausländischer Zuwanderer erweist sich als tickende Zeitbombe, die sich für das Sicherheitsbedürfnis der Bürger nicht gerade positiv auswirkt.
Es sind eigentlich tragische Szenarien, die Django Asül entwirft und doch gelingt es ihm - auch mit höchst geistreichen Wortneuschöpfungen -, eine Art kabarettistischen Galgenhumor zu entwickeln und das Publikum damit anzustecken. Höchst präzise Beobachtungen hat Django Asül angestellt, diese mit satirischer Verve in einen lockeren kabarettistischen Monolog verpackt. Es bleibt viel Raum für das Spiel mit verschiedenen Figuren wie den Fußballtrainer und den Gastarbeiter. Durch seine lässige Bühnenpräsenz gelingt es Django Asül, hochkomplexe Inhalte mit Witz und Eleganz zu vermitteln.
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