Musik & Bücher

Eine schöne Allianz

Für einen gewissenhaften Umgang mit Sprache und Musik setzt sich die Literaturexpertin seit Jahren ein. Sie arbeitete bei unterschiedlichen Medien, moderierte Fernseh-Talkshows, schrieb Filmdrehbücher, Romane, Biografien und Geschichten für Kinder.

Elke Heidenreich über Hörbücher

"Es ist schön mit Büchern zu leben", sagt Elke Heidenreich, die erst kürzlich unter großen Trennungsschmerzen in ihrem Arbeitszimmer etwas Platz für eine freie Wand geschaffen hat. Die meisten der unzähligen Bücher in ihrer Bibliothek hat sie gelesen. Denn Elke Heidenreich, die Vielseitige, ist professionelle Leserin, Literaturexpertin, Autorin und noch immer von der Leidenschaft für Bücher gepackt.

"Ich war das schwierige Kind", sagt Elke Heidenreich. "Ich war das lesende Kind. Meine Eltern waren beide berufstätig und kamen oft erst spät nach Hause. Daher waren sie sehr froh, dass ich gelesen habe. Sie bedachten nicht, dass das lesende Kind das aufmüpfige Kind wird. Denn das liest sich aus seiner Umgebung weg. Das lesende Kind ist irgendwann mit seiner Welt, in der es lebt, nicht mehr zufrieden und möchte wo anders leben und so war das auch bei mir!"

Die Metzgersgattin aus Wanne-Eickel

Elke Heidenreich verließ das Elternhaus in Essen, ging nach Bonn, machte das Abitur und studierte in München, Hamburg und Berlin Germanistik, Publizistik, Theatergeschichte und Religionswissenschaften. Sie arbeitete anfangs bei verschiedenen Hörfunkstationen. Die Comedy-Figur Else Stratmann stammt aus ihrer Feder. Mit dieser "schnoddrigen Metzgersgattin aus Wanne-Eickel", die aus Kleinbürgersicht über alle mögliche Themen und unmöglichen schwafelte und keppelte, trat Elke Heidenreich auch auf Kleinkunstbühnen auf.

Später wirkte sie in Filmen mit, war als Synchronsprecherin tätig und auch als Kolumnistin. Immer standen das Lesen und die Beschäftigung mit Büchern im Zentrum ihrer Arbeit. In ihrer höchst erfolgreichen Sendung "Lesen", die sie von 2003 bis 2009 für das ZDF produzierte, versuchte sie mit durchaus persönlich gehaltenen Empfehlungen weniger routinierten Lesern Hilfestellung im riesigen Bücherdschungel zu geben.

"Ich möchte, dass die Menschen mich verstehen", betont Elke Heidenreich. "Über Bücher im Fernsehen zu sprechen ist etwas anderes als im Feuilleton einer großen Zeitung darüber zu schreiben. Wenn man sich kritisch mit einem Buch auseinandersetzt, holt man sein ganzes Rüstzeug, das man zur Verfügung hat, hervor, vergleicht und resümiert. Wenn man ein Buch empfiehlt, dann erzählt man die Geschichte und betont einige Gründe, warum man dieses Buch empfiehlt. Der Kritiker hat immer eine Verantwortung. Er muss mit dem Werke, das vor ihm liegt, respektvoll umgehen! Viele Kritiker tun das nicht! Ich finde, sie sollten zunächst einmal Achtung davor haben, dass da jemand ein Buch geschrieben hat"!

Begeisterung für die Oper

Die Leidenschaft für Bücher hat Elke Heidenreich schon als Kind entwickelt, ähnlich ist es mit ihrer Leidenschaft für die Musik und im Speziellen für die Oper: Im Alter von 13 Jahren hörte sie zum ersten Male Mozarts "Zauberflöte" und ist seither dieser Kunstform zugetan. Sie schrieb Bücher über Komponisten und zahlreiche Libretti für Kinderopern, die an der Oper zur Aufführung gebracht wurden. Dabei modernisierte sie für Kinder die Texte alter Opern in moderater Form. Die Oper war ihrer Meinung nach zwar nie zeitgemäß, auch nicht in der Zeit ihres Entstehens, dennoch aber, meint Elke Heidenreich, ist die Oper durch nichts zu ersetzen.

"Die Oper ist wunderbare, große Musik", meint Elke Heidenreich, "ein Gesamtkunstwerk aus Literatur, Theater und Musik. Ich finde das großartig. Wenn die Oper kritisiert wird, dann kann ich zum Teil in diese Kritik mit einstimmen. Manche Regisseure toben sich furchtbar aus. Wir haben einen Spielplan, der in sämtlichen Opernhäusern immer die gleichen 150 Opern vorsieht. Dabei gibt es 46.000 Opern. Man könnte etwas innovativer sein. Man könnte auch einmal etwas anderes wagen und etwas mutiger sein. Da fehlt viel. Grundsätzlich ist die Oper ein großartiges Kunstwerk, das erhalten bleiben soll. Das macht uns zu Europäern. Das ist etwas, was wir 500 Jahre lang haben, das wirft man nicht so einfach weg!"

Ein eigener Verlag

Seit September 2009 ist es für Elke Heidenreich möglich, ihre beiden Leidenschaften zur Literatur und zur Musik zu verbinden. Sie gibt im Bertelsmann Verlag die "Edition Elke Heidenreich" heraus. Sechs Bücher sind bereits erschienen - darunter der Roman "Brendels Fantasie" des österreichischen Autors Günther Freitag, der Essayband "Wie viel Musik braucht der Mensch?" des Regisseurs Hans Neuenfels, das Sachbuch "Lili Marleen - ein Lied bewegt die Welt" von Liel Leibovitz und Matthew Miller, sowie der Roman "Verdi" von Franz Werfel.

Auch die Geschichte des West-Eastern Divan Orchestras ist in dem Buch "Die Kraft der Musik" von Elena Cheah nachzulesen. Seitdem sind weitere Bücher, die das Thema Musik auf unterschiedliche Weise zum Inhalt haben, erschienen.

Hör-Tipp
Gedanken, Dienstag, 8. Dezember 2009, 13:10 Uhr