Viktor Gernot und Michael Niavarani

Zwei Musterknaben

Nach Jahren sind die beiden Publikumslieblinge Viktor Gernot und Michael Niavarani wieder mal gemeinsam auf der Bühne zu erleben. "Zwei Musterknaben" nennen sie ihren pointenreichen Schlagabtausch.

Wer hat den besseren Migrationshintergrund?

Auch wenn sich die beiden Möchtegern-Musterknaben diesmal in Anzug und Krawatte, also besonders adrett gekleidet haben, so gelingt es ihnen nicht lange, die Rolle auch konsequent durchzuhalten. "Der Musterknabe ist auch ein vorbildlicher Vater. Am Sonntag geht er mit der Schar seiner Kinder angeln." - "Oder ins Haus der Meeres." - "Genau, ins Haus des Meeres geht er angeln."

In der Blüte des Mittelalters

2005 präsentierten Michael Niavarani und Viktor Gernot ihr erstes gemeinsames Programm "Gefühlsecht - Ein Abend unter Freunden". Nun beteuern die beiden Männer in der Blüte ihres Mittelalters, enorm gewandelt und gereift zu sein. Einfühlsam und ehrlich seien sie jetzt, verlässlich, pünktlich, ja fast schon spießig. Aber immer noch gut in Schuss.

"Ich mache jugendliche Sachen, ich habe FPÖ gewählt. Ich hab einen Rausch gehabt - und dann einen Kater." - "Ich hab die Grünen gewählt und gewartet, dass es wirkt. Aber nix, kein Rausch - nur Nachwirkungen. Ich hab mich wochenlang gefühlt wie ein altes Salatblattl." "Zwei Musterknaben" ist kein unpolitisches Programm. "Es ist eine Sozialsatire. Aber wir haben halt einen kabarettistisch-emotionalen Zugang zu den Themen, keinen intellektuell trockenen. Gefühl, Bauch, Herz", erklären die Kabarettisten.

Facebook-Freunde und Herz-Damen

Wie ein altes Ehepaar ist das von Niavarani und Gernot kreierte Komiker-Gespann einander in Hassliebe verbunden. Wobei Niavarani meist den Nörgler gibt, oder den kindlichen Trotzkopf, wodurch Viktor Gernot die Rolle des vernünftigen Antreibers zufällt. Etwa wenn sich sein Partner während der Vorstellung an den Computer setzt, um auf Facebook seinen Status upzudaten.

"Für seine angeblich 2.300 besten Freunde vom Verein der perspektivenlosen Stubenhocker", ätzt Gernot. Und Niavarani muss schließlich gestehen, dass man im Netz vielleicht doch nicht alles preisgeben sollte. "Ich hab im Sommer reingeschrieben 'juchu, juchu, drei Wochen Griechenland'. Wie ich wieder heimgekommen bin, war die Wohnung leer."

Mimten Gernot und Niavarani im Vorgängerprogramm "Gefühlsecht" zwei frisch verlassene Männer, so sind sie jetzt, wie es sich für Musterknaben geziemt, beide glücklich liiert. Mit jungen, mit sehr jungen Frauen, die ihre Sugardaddys ordentlich auf Trab halten. Um ihre Einfühlsamkeit zu beweisen, schlüpfen sie einen Sketch lang in die Rollen ihrer Herz-Damen. "Der ist ganz einfach gestrickt, der Herr Direktor, für Sex macht der alles." "Das funktioniert beim Meinigen auch - mit dem Fernsehverbot."

Kein Antichrist am Heiligen Abend

Ob die Drohung viel nützen wird bei zwei Vielbeschäftigten, die gar keine Zeit haben fernzusehen, weil sie selber so oft im Fernsehen auftreten? In "Dorfers Donnerstalk" oder im Comedy-Quiz "Was gibt es Neues". Niavarani ist zudem künstlerischer Leiter des Simpl, und Viktor Gernot, der gelernte Musical-Darsteller, tritt immer wieder mit seiner Band auf.

Die stimmungsvolle Vorweihnachts-Revue "Winter Wonderland" ist noch von 16. bis 23. Dezember 2009 allabendlich im Kabarett Simpl zu sehen. "Weil der Gernot Weihnachten wirklich gern hat", erklärt Freund Michael, "ich hab vorgeschlagen, dass wir am 24. im Simpl aus 'Der Antichrist' lesen, aber das wollte er nicht machen."

Die Zeit nach dem Dichand-Putsch

Im zweiten Teil ihres Duos wagen die "zwei Musterknaben" einen Blick in die Zukunft, konkret ins Jahr 2055. Nach dem Dichand-Putsch - so erfährt man da - sei der inhaftierte Grasser Finanzminister geworden, Maria Fekter ist Ministerin für Brauchtum und Hexenverbrennung, die SPÖ existiert gar nicht mehr. Die Attraktion des SPÖ-Museums ist ein ausgestopfter Gusenbauer.

Auch die beiden Entertainer sind ergraut. Der Schauplatz: ein Künstler-Altersheim. Niavarani schiebt Gernot im Rollstuhl über die Bühne. Sie planen, noch einmal gemeinsam aufzutreten bei der Ehrung zweier Kollegen. "Der Robert Palfrader übergibt den Iffland-Ring an Oliver Baier. Ich hab die beiden noch im 'Faust' an der Burg gesehen. Zum Fürchten!"

Wie Farkas und Waldbrunn?

Auch wenn so mancher Witz älter ist als die beiden Protagonisten, bereiten die klassischen Doppelconferencen der herrlich aufeinander eingespielten Komödianten doch besonderes Vergnügen. Einfach köstlich wie sie sich am Ende darüber streiten, wer den imposanteren Migrationshintergrund vorweisen kann. Der Halb-Perser Niavarani, oder Gernot, der eigentlich Jedlicka heißt und tschechische Vorfahren hat.

"Die Kritiker haben alle geschrieben, wir sind jetzt, was Farkas und Waldbrunn einmal waren. Auch Bronner und Wehle wurden genannt. Das einzig Traurige ist, dass von diesen vieren keiner mehr da ist, um persönlich beleidigt zu sein, dass wir in die selben Schuhe gestellt werden."

Service

Buch Michael Niavarani, "Vater Morgana", Amalthea Verlag

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