Patricia Simpson, Verena Scheitz und Steffi Paschke

Frauen ohne Gedächtnis

In ihrem neuen Kabarettprogramm "Frauen ohne Gedächtnis" zeigen die drei Alpha-Mädchen der österreichischen Kabarettszene, was es heißt, nicht mehr zu wissen, wie man heißt. Hauptsache, sie singen, sie tanzen, sie kochen, sie putzen.

Im All-inclusive-Hotel?

Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf und wissen nicht, wer und wo Sie sind. Dieses unheimliche Szenario der Amnesie haben Patricia Simpson, Verena Scheitz und Steffi Paschke für ihr erstes gemeinsames Programm gewählt. "Frauen ohne Gedächtnis" nennen die drei Entertainerinnen und Sängerinnen ihre heitere Suche nach den Lebensgeschichten dreier Frauen, die im Zimmer eines Krankenhauses aufeinander treffen.

So viel sei vorweggenommen - nicht der Zufall hat sie zusammengeführt, sondern der Umstand, dass sie alle drei in denselben Auffahrunfall verwickelt waren.

Amnesie-Trio

Im Spitalszimmer treffen die drei Leidensgenossinnen wider Willen auf einander und können noch wenig miteinander anfangen. Während im Schwesternzimmer das Personal über die Frauen ohne Gedächtnis herzieht, warten die Damen im Mehrbettzimmer darauf, dass endlich der Groschen fällt und sie wieder dorthin zurück kehren können, wo sie vor wenigen Stunden herkamen. So ungewöhnlich, wie das Schicksal der drei Protagonistinnen ist auch die Besetzung des komödiantischen Stücks über die unfallbedingte Amnesie von drei Frauen.

Da wäre einmal Patricia Simpson, die knapp zehn Jahren lang im A-cappella-Ensemble Die Echten für den weiblichen Ton sorgte. Dann ist da Steffi Paschke, bekannt als Komödiantin des Simpl-Ensembles ebenso wie als Schauspielerin und Kabarettistin. Die Dritte im neu gegründeten Frauentrio ist Verena Scheitz. Bis 2007 war sie die Bühnenpartnerin von Helmut Vavra bei Heilbutt & Rosen, mittlerweile verstärkt sie das Moderationsteam der Fernsehsendung "Herbstzeit".

Wie aus einem Schlager von Roy Black

Auf der Suche nach ihren Namen kommen die drei Frauen ohne Gedächtnis nach und nach zu einigermaßen verwertbaren Ergebnissen. Von verwirrten Krankenschwestern mit im Körper konkurrierenden Substanzen ruhig gestellt, taucht so manches Bild aus der Vergangenheit auf.

Steffi Paschke, die sich gerne Angelique genannt hätte, fällt ihr wirklicher Name ein. Sie heißt Wiebke, wurde von der Mutter dominiert und lässt sich allen Indizien zufolge von ihrem Mann ziemlich herumkommandieren.

Patricia Simpson verständigt sich darauf, dass sie Whitney, Britney oder Shakira heißen könnte, hört aber dann doch nur auf Klaudia. Klar ist schnell, dass sie Mutter von mehreren Kindern ist und ihrem Mann Patrick sein Leben organisiert.

Und Verena Scheitz gibt die bekannte Fernsehmoderatorin Anne Christine, unverheiratet und wenn überhaupt, dann mit ihrem Beruf liiert. Das Schicksal hat ihnen einen gemeinsamen Anwaltstermin samt Autounfall beschert. Doch auch in der Kleinkunst passiert nichts ohne Grund. Denn zum Anwalt wurden die drei Frauen bestellt, weil sie alle drei uneheliche Töchter von Roy Black sind - so will es das Stück.

Skurrile Story

Das Rätsel ist gelüftet, die drei Frauen haben nicht nur ihr Gedächtnis wieder, sondern nun auch gleich einen gemeinsamen Vater. Patricia Simpson, Verena Scheitz und Steffi Paschke erzählen die Lebensgeschichten der so unterschiedlichen Frauen auf sehr komödiantische Weise.

Die Dialoge haben Verena Scheitz und Steffi Paschke unter Mithilfe von Alexander Kuchinka und Leo Bauer geschrieben. Für den musikalischen Part ist Patricia Simpson zuständig.

Auf der Bühne sind die drei Entertainerinnen bereits sehr gut aufeinander eingespielt. Auch die Geschichte, die sie erzählen, mutet doch recht skurril an. Einzig die zum Teil sehr heftigen Emotionsausbrüche, das Ausstoßen schriller Entsetzensschreie oder die sehr hektische Dramaturgie bei der Darstellung der Orientierungslosigkeit mindert das Vergnügen an dem Stück. Dann sehnt man sich mitunter nach größerer ironischer Distanz der Künstlerinnen zu ihren Figuren.

Thelma und Louise lassen grüßen

Für das Ende ihrer Geschichte haben sich die Frauen ohne Gedächtnis ein sehr schönes Bild einfallen lassen - so ungewöhnlich, wie der Umstand, dass drei uneheliche Töchter von Roy Black gemeinsam in einem Krankenzimmer aufwachen.

Wie Patricia Simpson, Verena Scheitz und Steffi Paschke ihr Programm beenden, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten - so viel sei aber gesagt: Das letzte Motiv auf der Bühne erinnert an die Sequenz des Films "Thelma und Louise".