Klassik meets Comedy

Being Gidon Kremer

Für ihre neue Show "Being Gidon Kremer - Aufstieg und Fall des klassischen Musikers" konnten Aleksey Igudesman und Richard Hyung-ki Joo den vielseitigen und bedeutenden Violinvirtuosen Gidon Kremer gewinnen. Mit dabei ist auch die Kremerata Baltica.

Feinst abgestimmte Sketches

Die Klassische Musik wird nie mehr sein, wie sie war. Oder zumindest ist es das, was die beiden Künstler Aleksey Igudesman und Richard Hyung-ki Joo mit ihren aberwitzigen Musikparodien und ihrem atemberaubenden Können anstreben. Für ihr drittes Programm "Being Gidon Kremer" konnten sie den vielseitigen und bedeutenden Violinvirtuosen gewinnen. Gidon Kremer samt seinem renommierten Streichorchester "Kremerata Baltica" bereichern das neue Programm von Igudesman und Joo.

Durchbruch mit Billy-Joel-Songs

"Wir haben uns eigentlich an der Menuhin Schule kennengelernt, als wir zwölf Jahre alt waren. Die Yehudi Menuhin Schule ist in England und ich glaube, Yehudi Menuhin war auch eine große Inspiration für uns."

Richard Hyung-ki Joo, Gewinner des Internationalen Strawinsky Klavierwettbewerbs, wuchs in England als Sohn koreanischer Eltern auf. Joo machte vor einigen Jahren auf sich aufmerksam, als er Billy Joels Solo-Klavieralbum "Fantasies and Delusions" für Sony Classic einspielte und 18 Wochen Nummer 1 in den US-Charts war. Als Kammermusikpartner unter anderem von Janine Jansen, Mischa Maisky und Julian Rachlin konzertiert Joo auf allen wichtigen Klassik-Festival.

Solist und Kammermusiker

Aleksey Igudesman, den man hierzulande unter anderem durch sein regelmäßiges Mitwirken in der TV-Sendung "Willkommen Österreich" von Stermann & Grissemann kennt, studierte Violine zuerst an der Yehudi Menuhin School of Music, dann am Wiener Konservatorium. Mit seiner Trio-Formation Triology spielte Igudesman in direkter Zusammenarbeit mit Ennio Morricone eine CD mit dessen Werken ein.

Igudesman ist sowohl solistisch als auch kammermusikalisch auf allen internationalen Konzertpodien tätig. Mit Richard Hyung-ki Joo verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Möglicherweise war die vielfältige und umfassende Ausbildung an der Menuhin School für die beiden mitentscheidend, neben "ernster" Musik auch Comedy machen zu wollen. Ihr musikalisch-kabarettistisches Debüt "A Little Nightmare Music" präsentierten Joo & Igudesman vor wenigen Jahren mit großem Erfolg.

Bekanntes und Neues

Im aktuellen Programm spielen sie Bekanntes und Neues: Von Rachmaninov bis zu den Beatles, von Kreisler bis hin zu John Williams. Das Konzert beginnt. Die Musik ist brillant. Und dann beginnt der ganz normale Wahnsinn: Der Pianist verliert seine ohnehin zu kleine Hand, der Geiger schläft ein und erwacht mitten auf der Autobahn, verwandelt in einen schottischen "Riverdancer". Ein Staubsauger verschluckt den Violinbogen und beginnt zu singen.

Albträume wie diese haben begeisterte Fans auf der ganzen Welt, darunter so renommierte Entertainer wie Sir Roger Moore und "Monty Python"-Terry Jones. Igudesman und Joo sind mittlerweile auch Lieblinge der klassischen Musikwelt, wo sie Größen wie Michael Tilson Thomas, Emanuel Ax und Bernhard Haiting für sich begeistern konnten. Ihre Shows sind voller Virtuosität, bezaubernder Musik sowie wunderbar verrücktem Humor.

Und dann kam Kremer

Die Idee, den Violinvirtuosen Gidon Kremer in das neue Programm einzubinden, entstand vor circa drei Jahren - die Realisierung sollte jedoch einige Zeit dauern.

"Ich hab Hyung-ki und Aleksey in einem Konzert in Bern gehört", erinnert sich Gidon Kremer. "Ich war hoch begeistert, hab Tränen gelacht und fand einfach die Ausstrahlung von den beiden, das Können der beiden, auch als Musiker, überwältigend. Dann kamen sie nach Lockenhaus und haben ihre Show auch in Lockenhaus abgezogen. Auf Grund dieser Eindrücke entstand der Wunsch, etwas Gemeinsames zu machen."

Über zwei Jahre wurde am ersten Programm mit dem Titel "Cinema Comedy" gefeilt, bevor Igudesman, Joo und Kremer, begleitet von der Kremerata Baltica, gemeinsam auf der Bühne standen.

Gegensätze ziehen sich an

Der große Erfolg täuschte die Musiker jedoch nicht darüber hinweg, dass ihr Optimum, ein gemeinsamer Nenner, noch nicht erreicht war: Zu groß war der Gegensatz zwischen dem komödiantischen Zugang von Igudesman & Joo und der Ernsthaftigkeit des klassischen Stargeigers Gidon Kremer.

Man ging erneut in Klausur und erfand schließlich eine völlig neue Show, in der Kremer und das Comedy-Duo einander kongenial ergänzen: "Being Gidon Kremer".

Die Musik ist der wichtigste Held

"Für mich ist der wichtigste Held, sozusagen das Leitmotiv der ganzen Show, die Musik selbst", so Kremer. "Mir ist es wichtig, dass die Musik ernst genommen wird, und gemeinsam mit Aleksey und Hyung-ki versuchen wir eben den Grenzbereich zu finden, in dem das Lachen den Ernst hervorruft: Kurz und gut, es ist eine Gratwanderung."

Gidon Kremer, geboren in Riga, zählt zu den wichtigsten Violinvirtuosen unserer Zeit. Er studierte bei David Oistrach in Moskau und ist Preisträger der wichtigsten Violin-Wettbewerbe, unter anderem gewann er Erste Preise beim Paganini-Wettbewerb in Genua und beim renommierten Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau. Kremer hat mit allen bedeutenden Orchestern und Dirigenten gearbeitet und über 100 CDs eingespielt. Besonders setzt sich Kremer für zeitgenössische Musik ein und brachte zahlreiche Werke von Komponisten des 20. Jahrhunderts zur Uraufführung.

Neben seiner Leidenschaft für Neue Musik begeistert sich Kremer nun auch für Genre-übergreifende Projekte, wie aktuell für die - gemeinsam mit Aleksey Igudesman & Richard Hyung-Ki Joo - konzipierte Parabel "Being Gidon Kremer".

In Österreich kann man "Being Gidon Kremer" voraussichtlich erst im Herbst 2010 erleben. Als Duo machen Igudesman & Joo schon früher in Österreich Station, um das neue Programm "And now: Mozart" in Wien zu präsentieren.