Stadtinitiative-Zyklus von Christian Altenburger
Solo für zwei
Es ist die Urkonstellation gemeinsamen Musizierens: Eine hohe und tiefe Stimme erzeugen eine gemeinsame Klangwelt. Christian Altenburger und Reinhard Latzko zeigen im Wiener Ehrbar-Saal, wie vielfältig die Instrumentenkombination Geige-Cello ist.
8. April 2017, 21:58
Altenburger über Clemens Horvat und seine Stadtinitiative
Mit 15 Jahren substituierte Christian Altenburger bei den Wiener Philharmonikern, mit 16 ging er nach Amerika, um an der Juilliard School in New York bei der legendären Pädagogin Dorothy DeLay zu studieren. Es folgte eine glänzende Karriere als Solist, Kammermusiker, Lehrer und Festival-Leiter. Im Wiener Ehrbar-Saal präsentiert Christian Altenburger Johann Sebastian Bachs Sonaten und Partiten. An seiner Seite: Cellist Reinhard Latzko, der Bachs Cello-Suiten interpretieren wird.
Zweiter Schwerpunkt des Programms für den Ein-Mann-Betrieb der Wiener Stadtinitiative ist die Urkonstellation gemeinsamen Musizierens: Eine hohe und eine tiefe Stimme erzeugen eine gemeinsame Klangwelt. Christian Altenburger und Reinhard Latzko zeigen in ihrem Zyklus, wie vielfältig und spannungsreich die Instrumentenkombination Geige-Cello ist. Kompositionen verschiedener Epochen bis hin zu zeitgenössischen Werken ergeben ein umfassendes Bild dieser bunten Kammermusikgattung.
Getragen wird der Zyklus von Bachs Solo-Stücken, die die Basis jedes Musizierens auf Streichinstrumenten sind. Es seien Werke mit Ewigkeitswert, sagt Christian Altenburger im Interview, in dem er über seine Solistenkarriere, die ideal Akustik des Ehrbar-Saals und seine intensive Zusammenarbeit mit Komponisten spricht.
Rainer Elstner: Welche Bedeutung haben für Sie als Geiger die Werke für Violine Solo von Johann Sebastian Bach?
Christian Altenburger: Das sind zeitlose und ewig gültige Werke. Und man entdeckt, wenn man sich über die Jahre damit beschäftigt, immer wieder neue Dinge. Es wird einem nie langweilig, diese Musik nützt sich nicht ab. Die Substanz ist so stark, dass man immer weiter daran feilen kann. Und es ist faszinierend, dass man alleine mit einer Geige Stücke spielt, bei denen man nicht das Gefühl hat, dass irgendetwas fehlt. Es ist in sich komplett und eine ganze musikalische Welt, die sich auftut. Vom Geigerischen her gehört es zum Schwersten.
Streichquartett und Streichtrio sind klassische Kammermusikformationen. Was sind die Besonderheiten beim Duo Geige-Cello?
Es ist klanglich unglaublich reizvoll, das Sonore des Cellos mit dem Sopranigen der Geige zu kombinieren. Ich finde es spannend, mit einem Kollegen auf der Bühne eine dermaßen farbige Klangwelt zaubern zu können. Das macht sehr viel Spaß.
Sie spielen in ihrem Zyklus neben Bach und Klassikern des Duo-Repertoires auch zeitgenössische Musik österreichischer Komponisten. Welche Erfahrungen haben Sie mit der Kombination von zeitgenössischer und Alter Musik in einem Konzert gemacht?
Wenn man zeitgenössische Musik wirklich gut und mit Überzeugung spielt, kann man das Publikum auch dafür gewinnen. Es ist nur problematisch, wenn solche Kompositionen nicht mit genügend Können präsentiert werden. Und mir macht es Spaß, mit den Komponisten zu arbeiten. Das ist ja eine ganz wesentliche Facette: den Komponisten dabei zu haben, Feedback zu bekommen und vielleicht sogar mit ihm über die Komposition zu sprechen, während sie entsteht.
Was ist das Besondere am Ehrbar-Saal?
Der Ehrbar-Saal hat ja dieses Jahrhundertwende-Flair, das mir sehr gut gefällt. Er hat eine wunderbare Akustik, gerade für Streichinstrumente. Man muss sich nicht besonders anstrengen, es klingt einfach sehr gut. Und er hat eine ideale Größe, gerade für kleinere Formationen. Wenn man Solo oder Duo spielt, ist das dort absolut ideal.
Sie haben schon mit 15 Jahren als Substitut bei den Wiener Philharmonikern gespielt - waren Sie ein Wunderkind?
Nein, ich war zum Glück kein Wunderkind. Ich habe sehr früh angefangen, Geige zu spielen: mit vier Jahren. Aber mein Vater (ein Geiger der Wiener Philharmoniker, Anm.), der auch mein erster Lehrer war, hat zum Glück keinen übertriebenen Ehrgeiz in die Sache hineingelegt. Aber klarerweise muss man relativ früh eine Entscheidung treffen und sagen: Ja, das könnte in Richtung Beruf gehen. Ich habe daher das Gymnasium nach der fünften Klasse verlassen und bin mit 16 Jahren nach Amerika zum Studieren gegangen. In der Zeit zwischen Schule und Amerika ergab sich die Möglichkeit, bei den Philharmonikern zu substituieren, was natürlich eine großartige Erfahrung war. Ich habe einen ganzen Sommer in Salzburg mitgespielt, habe noch unter Karajan und Böhm Oper gespielt - das sind Dinge, die mir unvergesslich sind.
Was hat den Unterricht in den USA bei Dorothy DeLay ausgezeichnet?
Es waren verschiedene Faktoren. Zum einen, dass Dorothy DeLay eine warmherzige Persönlichkeit, eigentlich eine zweite Mutter für uns gewesen ist. Sie ist unheimlich brillant gewesen in allem, was man mit der Geige machen kann, wie man am besten etwas lernt, wie man musikalische Vorstellungen verwirklicht. Und sie hat großen Wert darauf gelegt, dass man sich selbst Gedanken darüber macht, wie man ein Stück interpretieren will. Und dann ist dazugekommen, dass die Klasse hervorragend war. Die besten Leute aus der ganzen Welt sind zu ihr gekommen. Man hat schon allein dadurch zwei Klassen besser gespielt, weil man dabei sein wollte. Das war eine sehr intensive und fruchtbare Zeit.
Ihr weiterer Karriereverlauf war sehr vielfältig - gab es einen Zeitpunkt, wo sie sich für oder gegen eine bestimmte Art von Karriere entschieden haben?
Ich bin von meiner Persönlichkeit her jemand, der sehr gerne mit Leuten zusammen spielt. Ich bin nicht dafür prädestiniert, nur von Orchester zu Orchester zu fahren und ein Violinkonzert nach dem anderen abzuliefern. Ich muss nicht immer uneingeschränkt im Mittelpunkt stehen. So hat sich auch mein Weg entwickelt. Ich mache das immer noch sehr gerne, auch das Spielen mit dem Orchester, aber die Zusammenarbeit mit Kollegen und Freunden ist ein sehr wichtiger Bestandteil geworden, ebenso das Unterrichten - meine Karriere hat sich entsprechend dem entwickelt, was ich gut kann.
Mehr zu Christian Altenburgers Loisiarte in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Intrada, Freitag, 26. Februar 2010, 10:05 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Solo für zwei, Christian Altenburger (Violine), Reinhard Latzko (Violoncello), Werke von Bach, Kodály, Ravel, Martinu, Honegger und Schmidinger, Donnerstag, 4. März, Dienstag, 9. März, Dienstag, 5. Mai, Donnerstag, 6. Mai 2010, 19:30 Uhr
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