Fußallfans und ihre "Inszenierung"
Haut's as aus die Bock, Burschen!
Sie kommen nicht ins Fußballstadion, um ruhig sitzend das Spiel zu beobachten: Die ""Hardcore-Fans" singen, schreien, schwenken Fahnen und zelebrieren hörbar und sichtbar ihre Anhängerschaft zu ihrem Verein - und unterstützen ihn bedingungslos.
8. April 2017, 21:58
Wer unterstützt hier welche Mannschaft?
Fußball-Schauen im Fernsehen, oder Dabeisein im Stadien, das sind zwei Welten. Wenn man im "richtigen" Stadion ist. Wer lieber die "Sixpacks" von "Christiano Ronaldo", dem portugiesischen Star von Real Madrid, sehen will, oder einen sinnlosen Fersler ins "Nichts", weil die Kamera das nicht mehr erfassen kann, der soll zu Hause bleiben.
Wer Fußball in seiner "Gesamtheit" erleben will, der sitzt auf der Tribüne. Hier kommen zum eigentlichen Erleben des Spiels das Toben der Masse dazu, die Gesänge der Fans, das bunte Bild aus Fahnen und Transparenten in den "Fansektoren".
Wettbewerb zwischen Fans
Der Begriff "support" kommt aus dem Englischen, und bedeutet im speziellen Fall die "Unterstützung" der eigenen Mannschaft, und zwar bedingungslos, "spielstandunabhängig", 90 Minuten lang. Im Wesentlichen, sagt Stefan Kraft, Redakteur des Fußballmagazins "Ballesterer", gebe es zwei Richtungen von Fankulturen: die "englische" und die "italienische".
In der Studie "GO West. Fußballfankulturen in Wien", betreut von Sabine Etl und Roman Horak von der FH Campus Wien findet man folgende Definitionen:
Die englische Fankultur verfolgt die Philosophie, den Verein als Teil des persönlichen Lebens zu definieren und mit diesem durch "Dick und Dünn" zu gehen". Das manifestiert sich unter anderem in Slogans wie "You'll never walk alone" oder "One corner of the world is forever England". Die Unterstützung des jeweiligen Vereins beschränkt sich in der Regel auf stimmliche und rhythmische Gesangs- und Klatscheinlage, auf Instrumente wird verzichtet.
In Österreich und Deutschland ist der Einfluss aus Italien stärker.
Bezeichnend für die italienische Fankultur ist eine sehr hohe Präsenz der Fangruppen im Stadion. Anhand von aufwändigen Choreographien, die einer sehr genauen und oft zeitintensiven Planung bedürfen, wird der Beginn eines Spiels zelebriert. Doppelhalter, übergroße Fahnen und Banner sowie pyrotechnische Mittel (bengalische Fackeln und Rauch) sind weitere wichtige Utensilien zur Präsentation und Inszenierung einer italienischen Fankultur. Der Vorsänger (Capo) steht auf einem Podest (mit dem Rücken zum Spielfeld) und kündigt mit Hilfe eines Megaphons oder über Lautsprecher an, welche Lieder zur Unterstützung der Mannschaft gesungen werden. Diese Gesangseinlagen sind oft bekannte Melodien, die zu Hymnen für den Verein umgedichtet werden.
Die Treue des "zwölften Mannes"
Am intensivsten Pflegen die so genannten Ultras die italienische "Fankultur". Sie sehen es als ihre Verpflichtung, lauter und präsenter als die gegnerischen Fans zu sein. Die Idee vom "zwölften Mann", der die Mannschaft hingebungsvoll antreibt, wird von ihnen gelebt. Ultra ist man nicht nur während des Spiels, sondern "sieben Tage" lang. Außerdem bestehen sie auf eine Unabhängigkeit vom Verein, finanzielle Unterstützung für die Herstellung ihrer Transparente und für die Inszenierung ihrer Choreographien lehnen sie ab. Sie wollen nicht vom Verein vereinnahmt werden, sprechen sich gegen eine Verstärkung der Kommerzialisierung des Fußballs aus und stehen dem "Event- und Partycharakter", der in den Stadien immer mehr Verbreitung findet, skeptisch gegenüber.
Thomas Lang, Gründer des Fanklubs "Brigata Sturm" von Sturm Graz drückt das folgendermaßen aus: "Spieler und Trainer wechseln bei einem besseren Angebot immer schneller und häufiger den Verein, Funktionäre verfolgen oft sehr persönliche Interessen, nur wir halten dem Klub bedingungslos die Treue, wir sind immer da, wir sind die einzige Konstante."
"Stehen" als Zeichen der Unterstützung
In den so genannten "Kurven", das ist jener Ort im Stadion, wo sich die aktivsten Fans, die Fanklubs befinden, sieht man es als Verpflichtung an, zu stehen, auch wenn es nur mehr Sitzplätze gibt. Diese Fans verlangen von sich selbst den größtmöglichen Einsatz in Form des organisierten "Anfeuerns", aber sie nehmen auch die Mannschaft in die Pflicht.
Zeigt diese nicht den nötigen Einsatz, haben die Fans schon den passenden Spruch auf einem Transparent bereit. Das jüngste Beispiel stammt vom vergangen Sonntag. Nach einem schlechten Start in die Frühjahrssaison bekamen die Spieler von Rapid Wien beim Auswärtsspiel in Kapfenberg Folgendes zu lesen:
Wissts no, wies gwinnen geht?
und
Burschen heit brennt's ned!
Mehr zur musikalischen Fankultur in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Moment, Mittwoch, 10. März 2010, 14:40 Uhr
Link
Ballesterer